Am Container-Chartermarkt stehen die Raten weiter unter Druck, daran kann auch eine kurzfristiges Aufleben der »Fixtures«-Aktivitäten wenig ändern.[ds_preview]
Vor allem CMA CGM war in der vergangenen Woche noch einmal aktiv geworden und hatte einige Schiffe neu unter Vertrag genommen. Darunter war der Panamax »Spirit of Lisbon« von Bertram Rickmers (Baujahr 2010, 4.250 TEU), der für 4-6 Monate und 23.000 $/Tag in Asien fahren wird. Auch insgesamt lag die Zahl der Abschlüsse angesichts der niedrigeren Raten deutlich höher als in den Vorwochen, vor allem im Feeder-Segment.
In Einzelfällen wurden auch wieder lukrative, langfristige Vereinbarungen geschlossen. Die griechische Reederei Costamare hat eine ganze Reihe vornehmlich größerer Schiffe mit 8.500–11.000 TEU sowie einige Feeder an den Mann gebracht, zum Teil mit Laufzeiten von 2 bis 5 Jahren.
Die größten davon sind aktuell bei Hapag-Lloyd im Chartereinsatz und sollen nach Maklerinformationen in zweieinhalb Jahren zum Wettbewerber MSC wechseln. Der Marktführer in der Linienschifffahrt hat sich demnach die 2017 gebaute »Cape Artemisio« (11.000 TEU) sowie die 2013 gebauten »Valor«, »Value«, »Valiant«, »Valence« und »Vantage« (jeweils 8.827 TEU) ab Frühjahr 2025 für jeweils fünf Jahre gesichert, wie aus der Branche zu hören ist. Zur Ratenhöhe wurde nichts bekannt.
Mit diesem großen Charter-Package-Deal nährt MSC erneut Spekulationen, dass das Unternehmen bald einen Schlussstrich unter die 2M-Allianz mit Maersk ziehen könnte, um mit vergrößerter Flotte unabhängig vom bisherigen Partner und Hauptkonkurrenten auf den Ost-West-Strecken agieren zu können.
Den Abwärtssog beim Ratenniveau konnte dies allerdings nicht stoppen. Der New ConTex, herausgegeben vom Verband Hamburger und Bremer Schiffsmaker (VHBS), landete bei 904 Punkte, was einem Verlust von weiteren 70 Punkten oder -7,2% zur Vorwoche entspricht. Damit liegt der Index nur noch bei etwa einem Drittel des Standes von vor einem Jahr.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim HRCI von Howe Robinson, der mit -4.8% (76 Punkten) im Minus und jetzt bei glatt 1.500 Punkten schloss. Allerdings verlangsamt sich der Rückgang, die Talsohle scheint nach Einschätzung des VHBS endlich erreicht. Der Trend zu sehr kurzen Laufzeiten aber besteht auf Charterseite weiter fort.
Die global deutlich verschlechterten Aussichten drücken aufs Gemüt und die Bereitschaft, sich lange und teuer an Tonnage zu binden. Zuletzt hatte Maersk zwar ein weiteres Rekordquartal verkündet, doch gleichzeitig hatte CEO Søren Skou eine überaus vorsichtige Umsatz- und Gewinnprognose für den Rest des Jahres und die kommenden Monate abgegeben.
Obwohl der SCFI diese Woche um weitere 7% fiel und inzwischen nur noch bei 1.579 Punkten notiert, ist auch bei den Frachtraten ein verlangsamter Abfall zu beobachten. Der WCI von Drewry ging um 3% auf 3.050 $/FEU zurück und liegt 67% niedriger als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Marktexperten erwarten in den nächsten Wochen weitere kleinere Preissenkungen. Eine Erholung ist allerdings angesichts der vielen globalen Unsicherheiten vorerst nicht in Sicht.
Die jüngste Erhebung der Beratungsfirma Container Trades Statistics (CTS) zum Ladungsaufkommen weltweit lässt einen starken Rückgang erkennen. Demnach gingen im September -8,6% weniger beladene Container an Bord von Containerschiffen als im gleichen Vorjahresmonat. Die dänische Marktforschungsfirma Sea-Intelligence spricht von einem »kompletten Einbruch des Nachfragewachstums«. Gemessen in Transportleistung (TEU-Meilen) betrage der Rückgang gegenüber dem Vorjahr sogar -13,2%. (KF/mph)