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Der aus Singapur stammende Konzern ST Engineering zieht sich aus dem US-Schiffbaumarkt zurück und verkauft zwei verlustreiche Werften. Der Zuschlag geht an Bollinger Shipyards.[ds_preview]

Der nach eigenen Angaben größte in Privatbesitz befindliche Schiffbauer in den Vereinigten Staaten gab jetzt bekannt, dass er eine Vereinbarung über den Erwerb von VT Halter Marine und ST Engineering Halter Marine Offshore getroffen hat. Die beiden Werften im Südosten des Landes gehören zu den wichtigsten Werftunternehmen der USA, nicht zuletzt durch einige Aufträge von der US Navy.

Allerdings sind sie defizitär, wie ST Engineering bekannt gab. Die Südostasiaten arbeiten derzeit an einer Rationalisierung des Portfolios, um sicherzustellen, dass sich das Unternehmen »auf strategische Geschäftsbereiche konzentriert, die höhere Renditen abwerfen«. Die beiden US-Werften hätten in den letzten fünf Jahren (2017-2021) einen kombinierten Nettoverlust vor Steuern in Höhe von 256 Mio. $  erwirtschaftet, wobei der jährliche Nettoverlust vor Steuern zwischen etwa 40 Mio. $ und 60 Mio. $ lag.

»Strategische Bedeutung«

Für Bollinger soll sich der Kauf dennoch lohnen: CEO und Präsident Ben Bordelon, sagte: »Die Übernahme von VT Halter Marine und STEHMO in Pascagoula, Mississippi, ist von strategischer Bedeutung, da sie unsere Position in der Branche und in der US-amerikanischen Verteidigungsindustrie weiter stärkt.« Bollinger will von »erweiterten Möglichkeiten« profitieren, die Beziehungen zu seinen wichtigsten Kunden aus dem Verteidigungs- und dem kommerziellen Bereich zu verbessern und zu vertiefen, »und zwar durch eine höhere Kapazität und eine größere Präsenz, verbesserte Effizienz, höhere Skaleneffekte und den Zugang zu einer großen Zahl qualifizierter Arbeitskräfte, einschließlich größerer technischer Kapazitäten.«

Alle laufenden Programme sollen mit der Transaktion übertragen werden. Dazu gehören insbesondere das Polar Security Cutter (PSC)-Programm für die US Coast Guard und das Auxiliary Personnel Lighter-Small (APL(S)-Programm) für die US Navy. Aufgrund der Nähe zu den bestehenden eigenen Anlagen will Bollinger in der Lage sein, weitere Effizienzsteigerungen zu heben und Kapazitätsengpässe beseitigen.

»Schwierige Entscheidung«

Neben dem Bau des Fast Response Cutter (FRC)-Programms der Sentinel-Klasse der US-Küstenwache baut Bollinger für die US-Marine das unbemannte Minenabwehrschiff (MCM USV) und die Schlepp-, Bergungs- und Rettungsschiffe (T-ATS) sowie das Forschungsschiff der Regionalklasse für die National Science Foundation und die Oregon State University. Bollinger hat außerdem zwei laufende Verträge mit General Dynamics Electric Boat über den Bau eines hochmodernen schwimmenden Trockendocks mit einer Größe von 618 Fuß mal 140 Fuß und eines Pontonwerfers mit einer Größe von 496 Fuß mal 95 Fuß, die beide den Bau und den Start der U-Boote der Columbia-Klasse der US-Marine für ballistische Raketen unterstützen werden.

Darüber hinaus nimmt Bollinger an Industriestudien für zwei Regierungsprogramme teil, darunter das Programm Large Unmanned Surface Vehicle (LUSV) der US-Marine und das Programm Light Amphibious Warship (LAW) der US-Marine.

Der Kaufpreis beträgt 15 Mio. $ ohne Barmittel und ohne Schulden. Darüber hinaus kann ST Engineering nach Abschluss der Transaktion sogenannte »Earnout-Zahlungen« in Höhe von bis zu 10,25 Mio. $ erhalten, sofern Halter Marine bestimmte künftige Schiffbauaufträge erhält und diese Aufträge die erforderlichen Betriebsgewinnmargen aufweisen.

»Wir haben in den vergangenen Jahren Herausforderungen und Verluste beim Betrieb der beiden US-Schiffbau- und Schiffsreparaturbetriebe erlebt. Nach einer gründlichen Prüfung strategischer Alternativen haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, uns aus dem US-Marinegeschäft zurückzuziehen«, sagte Vincent Chong, Group President & CEO von ST Engineering. Es wird erwartet, dass der Verkauf bis Ende Dezember abgeschlossen sein wird, »vorbehaltlich bestimmter Abschlussbedingungen«.

Der Erwerb umfasst 378 Hektar mit zwei Werften in Pascagoula und zwei stillgelegten Werften nördlich von Pascagoula. Die neu erworbenen Werften werden in Bollinger Mississippi Shipbuilding und Bollinger Mississippi Repair umbenannt. »Die Anlagen in Pascagoula sind strategisch günstig gelegen und verfügen über einen direkten Tiefwasserzugang zum Golf von Mexiko. Die Werft verfügt über eine überdachte Produktionsfläche von 225.000 m² in den Hauptfertigungs- und Montagegebäuden. Die Anlage ist in der Lage, Schiffe der Panamax-Klasse mit einer Tragfähigkeit von bis zu 50.000 tdw zu produzieren.