Clemens Schapeler, Head of Ocean Market Intelligence © Transporeon
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Die Beratungsfirma Transporeon sieht Fahrplantreue und Kapazitätsangebot in der Linienschifffahrt weiter gefährdet.[ds_preview]

Trotz dem Rückgang von Laderaumengpässen und Frachtraten ist die Container-Linienschifffahrt noch weit von einer Normalisierung der Marktbedingungen entfernt. Aktuell führen die Einbrüche beim Ladungsvolumen aufgrund der Inflation erneut zu operativen Veränderungen in den Schiffssystemen, unter denen die Fahrplantreue leidet. Davor warnt die Logistikberatungsfirma Transporeon, die Großverlader weltweit bei Seefrachtausschreibungen und Ratenanalysen unterstützt.

So sei beobachten, dass die Linien aufgrund des rapiden Ratenverfalls in einigen großen Fahrtgebieten zunehmend Schiffe aus bestehenden Diensten in andere Dienste verlegen, so Clemens Schapeler, Head of Ocean Market Intelligence bei Transporeon – zum Beispiel aus dem Transpazifik- in den Transatlantikverkehr. In letzterem sind die Marktverhältnisse noch am stabilsten unter den Ost-West-Verkehren. Das Problem sei, dass die Fahrplantreue durch diese Umstellungen erneut belastet werde. »Die Erholung der Servicequalität und Pünktlichkeit in den Verkehren wird weiter hinausgezögert. Die Verbesserungen in diesem Bereich waren bislang auch nur superlangsam«, erklärte Schapeler in einem Webinar für Transporeon-Kunden. So pendeln die Pünktlichkeitswerte der Carrier nach einer Untersuchung der Firma noch um die 30%.

Auch nach der Überwindung der Lockdowns und dem Abflauen der Pandemie sei die Linienschifffahrt »in höchstem Maße störungsanfällig«, unterstrich Schapeler. Das Hauptrisiko für Ladungseigner bestehe darin, dass Carrier in den kommenden Monaten zu radikalen Maßnahmen greifen, um die Kapazitäten an die verringerten Transportvolumina anzupassen. Denn sollte sich die Weltwirtschaft weiter abkühlen, drohe der Linienschifffahrt ein »doppelter Rückschlag« durch steigende Neubauablieferungen bei gleichzeitig schrumpfenden Mengen. »Dann werden die Linien alles daran setzen, ihre Kapazitäten so zu managen, dass die Frachtraten nicht auf das völlig unzureichende Level von 2018 zurückfallen«, warnte Schapeler. Neben massiven Dienstrationalisierungen könnten auch Allianz-Kooperationen in Frage gestellt werden, weil einzelne Carrier unter einer verschärften Konkurrenz nicht mehr bereit wären, ihre Skalenvorteile mit Partnern zu teilen. »Wir könnten erleben, dass die Zusammenarbeit innerhalb der Allianzen auf ein Minimum reduziert und es weniger gemeinsame Dienst geben wird, stattdessen mehr Einzeldienste mit Slot-Sharing.« (mph)