Anfang Dezember treten neue EU-Sanktionen gegen russisches Öl in Kraft. Das wird sich auf Handelsströme und damit auf die Schiffswerte deutlich auswirken.[ds_preview]
Ab dem 5. Dezember werden Sanktionen und Preisobergrenzen für russische Rohölexporte in die EU verhängt, gefolgt von einer zweiten Phase im Februar, in der die Einfuhr von russischen Raffinerieprodukten verboten wird.
Experten gehen davon aus, dass sich der Tankermarkt in zwei Kategorien aufspaltet: diejenigen, die in russischen Gewässern operieren, werden sich nun anderen Fahrtgebieten zuwenden, und diejenigen, die versuchen, trotz den Sanktionen von den Prämien zu profitieren, die sich aus dem Russland-Verkehr ergeben, schreibt der Branchendienst VesselValue in einem aktuellen Report. Diese Schiffe würden oft als »dunkle Flotte« bezeichnet, Schiffe, die verkauft und dann von Eigentümern betrieben werden, die nicht den internationalen Sanktionsgesetzen unterliegen. Infolgedessen sei das Interesse an alten Tankern, die sonst verschrottet würden, gestiegen, um das hohe Ertragspotenzial zu nutzen, so VesselsValue.
Die Werte für Tanker sind seit Anfang des Jahres in allen Sektoren und Altersklassen gestiegen. Bei VLCCs sind die Preise für 20 Jahre alte Schiffe seit Januar um 51 % auf 38,88 Mio. $ gestiegen. Zu den bemerkenswerten Verkäufen gehört die »Shiblah« (316.500 DWT, März 2003, Hyundai Heavy Industries), die für 42 Mio. $ an chinesische Käufer verkauft wurde, SS Due, VV-Wert 40,28 Mio. $.
In diesem Jahr wurden bisher 84 VLCCs aus zweiter Hand verkauft, wobei die meisten dieser Verkäufe ältere Tonnage mit einem Durchschnittsalter von 14 Jahren betrafen. Die Erträge für VLCCs bleiben stabil, nachdem sie zuletzt ein 19-Monats-Hoch von 96.436 $/Tag auf der TD3C-TCE-Route vom Mittleren Osten in den Golf nach China erreicht hatten. »Dies ist auf die starke Nachfrage aus Asien und Europa zurückzuführen, zwei Regionen, die vor dem Winter in der nördlichen Hemisphäre und den bevorstehenden EU-Sanktionen gegen russisches Öl auf der Suche nach sicherer Energie sind«, so VesselsValue.
Der Aframax-Sektor verzeichnete den stärksten Anstieg, wobei die Werte für 105.000 DWT 20 Jahre alte Schiffe um ca. 86 % von 11,84 Mio. $ am 1. Januar auf heute 22,02 Mio. $ gestiegen sind. In diesem Jahr wurden bisher 148 Aframax-Verkäufe gemeldet, was einem Anstieg von 5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Bei den VLCC-Verkäufen war ein deutlicher Trend zu älterer Tonnage mit einem Durchschnittsalter von 14 Jahren zu beobachten. Zu den bemerkenswerten Verkäufen gehört die »Raffles Harmony« (105.400 DWT, Jan 2013, Hyundai HI), die Ende Oktober für 41,8 Mio. $ verkauft wurde, VV-Wert 40,6 Mio. $.
LNG-Tankerwerte steigen ebenfalls
Die Werte für LNG-Tanker sind seit Anfang Januar in allen Sektoren gestiegen, wobei die Werte für fünf Jahre alte große LNG-Tanker mit einem Anstieg von 18,2 % seit Jahresbeginn auf 194,64 Mio. $ ein Allzeithoch erreichten.
Die Neubaupreise für große LNG-Tanker mit einer Kapazität von 174.000 CBM sind im Jahresvergleich um ca. 22 % von 205,65 Mio. $ auf 251,33 Mio. $ gestiegen. Infolgedessen ist die Zahl der erteilten Neubauaufträge gegenüber dem Vorjahr um ca. 84 % auf 156 Aufträge gestiegen. Zu den wichtigsten Marktteilnehmern gehören MOL, NYK Line, Global Meridian und Knutsen OAS, die in diesem Jahr bisher jeweils bis zu 20 Schiffe bestellt haben.
Zu den bemerkenswerten Neubauaufträgen der letzten Zeit gehört nach Beobachtuing von VesselsValue ein Auftrag über 174.000 CBM von Maran Gas Maritime, der bei Daewoo gebaut und 2026 abgeliefert werden soll und für 252 Mio. $ abgeschlossen wurde.
»Der sprunghafte Anstieg der Werte erfolgt in einer Zeit, in der die LNG-Erträge ein Allzeithoch erreichen und den Rekordwert des letzten Jahres übertreffen. Die Kurse für die BLNG1g-Bewertung an der Baltic Exchange liegen derzeit bei 466.524 $/Tag und damit 52 % höher als im Vorjahr. Allerdings haben die hohen Stahlkosten und die geringe Verfügbarkeit der Werften auch zu einem Anstieg der Preise für LNG-Neubauten geführt«, so VesselsValue.
