Am Dry-Bulk-Markt gibt es nun doch noch eine Jahresende-Rallye – wenn auch nur für größten Frachter. Die Spotraten zogen diese Woche tüchtig an.[ds_preview]

Tonnageengpässe im Atlantik haben diese Woche überraschend für Aufwind am Trockenfrachtmarkt gesorgt. Der Baltic Dry Index kletterte um 174 auf 1.560 Punkte und beschließt die Woche damit auf dem höchsten Level seit rund sieben Wochen.

Angetrieben wurde die Rallye im wesentlichen durch das Capesize-Segment (Index-Schiff: 180.000 tdw). Die Durchschnittsrate der Großbulker im Time-Charter-Trip-Geschäft zog um fast ein Drittel auf gut 18.300 $/Tag an. Die Steigerungen resultieren hauptsächlich aus höheren Frachtabschlüssen im Atlantik, wo die Charternachfrage speziell für Anlieferungen in Westafrika (Bauxit) und an der Ostküste Südamerikas (Eisenerz) in die Höhe schoss – bei eingeschränkter Tonnageverfügbarkeit. Die Routenindices in der Region zogen massiv an: Transatlantik-Rundreisen verteuerten sich von 18.500 auf 26.100 $/Tag, Ausreisen vom Kontinent/Mittelmeer nach Fernost von 28.400 auf 36.800 $/Tag.

Der festere Trend färbte auch auf die Panamaxe ab, die sich für Transatlantik-Trips und Fronthauls nach Asien moderat auf 18.730 und 24.759 $/Tag steigerten. In den Wochen zuvor hatten vor allem Kohlenverschiffungen im Nordatlantik (ex US-Ostküste) für eine leichte Befestigung gesorgt. Aufgrund der lahmenden Nachfrage im asiatisch-pazifischen Raum blieb die Durchschnittsrate der Panamaxe aber zur Vorwoche mit 14.869 $/Tag nahezu unverändert.

In den kleineren Schiffsklassen mit eigenem Ladegeschirr bewegten sich die Märkte überwiegend seitwärts oder schwächer. Eine Ausnahme bildet der US Golf für die Supramaxe, die dort jetzt wieder reichlich Petroleumkoks- und Getreideladungen vorfinden. Die Charterraten für Trips ex US Golf nach Europa und nach Asien kletterten laut Baltic Index um rund ein Viertel.

Überall sonst standen die Raten allerdings unter Druck, weshalb das Durchschittsniveau der Supramaxe weltweit ebenfalls unverändert blieb bei 12.724 $/Tag.

Für die Handysize-Bulker gab es keine so positiven Ausnahmen. Ihre Durchschnittsrate sackte deshalb um knapp 4% auf 12.693 $/Tag ab. Am stärksten unter Druck steht der Markt für die kleinen Bulker am europäischen Kontinent. Typische Getreidetrips mit 33.000-Tonnern Richtung Mittelmeer/Nordafrika werfen für die Reeder inzwischen nur noch 8.000 bis 9.000 $/Tag ab.

Stabiler Shortsea-Markt

Am europäischen Shortsea-Markt für Bulk und Breakbulk herrschen aktuell stabile Verhältnisse. Es scheint, als sei die Not der Befrachter, Ladungen noch vor Weihnachten zu schließen, mindestens so groß wie die der Reeder, ihre Schiffe zu beschäftigen. Der European Short Sea Index des Branchendienstes BMTI ließ mit 40.59 Punkten zur Wochenmitte eine Seitwärtsbewegung erkennen. Allerdings profitieren die Reeder von deutlich gesunkenen Treibstoffpreisen in den vergangenen Wochen. Dadurch werden die Reiseergebnisse beflügelt. So hob der norwegische Makler Norbroker seine Schätzung für die durchschnittlichen Tageserträge der 3.500-Tonner im Spotgeschäft auf 4.400 € an – von 4.100 € vor einem Monat.

Gute Woche für Tanker

Die Eigner von Rohöltankern können mit der Woche ebenfalls ganz zufrieden sein. Im VLCC-Sektor gab es einen verstärkten Ladungsandrang, nachdem die Weltskala-Raten kürzlich gefallen waren. Die Rechnung der Charterer ging allerdings nicht auf: Die Raten zogen infolge der erhöhten Aktivität sofort wieder an, die durchschnittlichen Einnahmen der VLCC stiegen bis gestern um 9% auf 66.900 $/Tag. Für die mittleren und kleineren Tanker waren die Märkte eher neutral. Angesichts der Beseitigung der Engpässe im Bosporus-Transit infolge des Abkommens zwischen der Türkei und den P&I Clubs präsentierten sich die Raten aber insgesamt stabil. Die Spot-Tageseinnahmen der Suezmaxe und der Aframaxe blieben relativ stabil zur Vorwoche bei 72.300 und 88.600 $/Tag.    (mph)