Für die Frachtraten von Nordeuropa zur US-Ostküste wendet sich das Blatt. Sowohl die Spot- als auch die langfristig kontrahierten Preise sind seit Jahresbeginn um rund 10 % gefallen.[ds_preview]
Nach den neuesten Daten von Xeneta aus Oslo liegen die langfristigen Raten jetzt unter 6.000 $ pro FEU, während die Spotraten zum ersten Mal seit Dezember 2021 unter 6.500 $ pro FEU liegen. Vor dem Jahreswechsel hatte dieser Handel den Marktkräften mit nur »sanften« Ratenrückgängen standgehalten, verglichen mit den dramatischen Rückgängen, die auf anderen wichtigen Seekorridoren seit letztem Sommer zu beobachten waren.
Laut Peter Sand, Chefanalyst bei Xeneta, sind die Gründe für den derzeitigen Rückgang »komplexer, als sich viele vorstellen können«. »Wir alle sind uns der makroökonomischen Kräfte bewusst, die sich auf die weltweite Verbrauchernachfrage und das internationale Frachtaufkommen auswirken», erklärt er. »Das und die nachlassende Überlastung der Häfen drücken die Raten auf breiter Front nach unten, da die Spediteure plötzlich um Aufträge konkurrieren, die sie letztes Jahr um diese Zeit noch in Hülle und Fülle erreichten. Es sind jedoch noch weitere Kräfte im Spiel, wenn es um den US-Ostküsten-Fronthaul-Verkehr geht.«
Kapazitätsverlagerung untergräbt Raten
»Kurz gesagt, es ist derzeit eine kommerziell sehr attraktive Strecke. Wenn man die Frachtraten und die durchschnittlichen Transitzeiten berücksichtigt, bietet sie den Reedereien weitaus höhere Einnahmen und damit eine höhere Rentabilität als konkurrierende Korridore. Mit der Zunahme der Abfahrtsstreichungen aus dem Fernen Osten und der allgemeinen Entspannung der Verkehrslage haben die Linien ihre verfügbaren Kapazitäten auf diese Strecke verlagert, um davon zu profitieren. Wie wir sehen können, untergräbt dies nun die hohen Raten, die die Schiffe überhaupt erst angelockt haben.«
Sand weist darauf hin, dass der Verkehr zwischen Nordeuropa und der US-Ostküste den Reedereien bis Ende letzten Jahres weiterhin eine außergewöhnliche Rentabilität bescherte. Und das in einer Zeit, in der die Raten anderswo im Sinkflug waren.
Er erklärt: »Im vierten Quartal betrug die durchschnittliche Transitzeit hier etwas mehr als 20 Tage, was den Reedereien einen durchschnittlichen Ertrag pro TEU und Tag von 360 $ pro FEU einbrachte. Im Gegensatz dazu lag der Ertrag pro TEU und Tag vom Fernen Osten zur US-Westküste bei nur 160 $ pro FEU.«
Spielraum für weitere Rückgänge
Trotz dem Abwärtsdruck auf die Raten dürfe man aber nicht aus den Augen verlieren, wie stark die Preise derzeit im historischen Vergleich seien. »Wenn wir bis Januar 2021 zurückblicken, lagen die Raten sowohl für Spot- als auch für Langfristverträge für den transatlantischen Fronthaul im Durchschnitt bei rund 2.000 $ pro FEU, was etwa einem Drittel der heutigen Preise entspricht. Das zeigt, wie hoch die Preise in diesem Geschäft sind, aber auch, wie viel Spielraum für weitere Rückgänge besteht.«
Interessanterweise zeigen die Daten von Xeneta auch, dass dieser Handel einer der wenigen ist, bei dem die Spotpreise noch über den langfristigen Raten liegen. Dies ist ein wichtiger Unterschied für Verlader, die bei konkurrierenden Verkehren langfristige Verträge zu den heutigen Spotpreisen oder in deren Nähe ausschreiben.
„Das ist keine Strategie, die man hier anwenden sollte“, so Sand, „denn langfristig wird man höchstwahrscheinlich zu viel bezahlen“.