Für die großen Rohöltanker brachte die Woche die Kehrtwende am Spotmarkt. Eine steigende Aktivität auf breiter Front trieb die Weltskala-Raten und Tageserträge deutlich hoch. [ds_preview]
Der Tanker-Chartermarkt kommt wieder in Gang – so wie es auch die positiven Prognosen für weltweite Rohölnachfrage dieses Jahr erwarten lassen. Der Baltic Dirty Tanker Index lag gestern auf Wochensicht 39 Punkte im Plus bei 1244, der Clean Tanker Index für saubere Produkte sogar 241 Punkte bei 1063.
Maklern zufolge zog die Charteraktivität im Supertanker-Segment im Persischen Golf und im Atlantik parallel an, mit einem starken Auftakt für die Ladungsprogramme im März. Selbst der spürbare Anstieg der Treibstoffpreise, etwa bei konventionellem Schweröl in allen zentralen Bunkerhäfen, konnte die positiven Effekte auf die Tageserträge der Schiffe nicht annähern neutralisieren. So kletterten die durchschnittlichen Spoteinnahmen im VLCC-Segment binnen Wochenfrist um 17% auf 55.900 $/Tag. Die größte Steigerung verzeichneten Makler auf der Route vom Persischen Golf nach China mit +31%. Das Riesenreich ist nach dem Ende der Null-Covid-Politik wieder auf größere Importmengen vor allem für die Mobilitätssektoren angewiesen.
Auch für die Suezmaxe ging es aufwärts hauptsächlich dank vermehrten Frachtabschlüssen ex Westafrika. Das Ertragsniveau für Spotgeschäft verbesserte sicph um 5% auf 57.200 $/Tag. Durchwachsener fällt die Bilanz für die kleineren Aframaxe aus, die zwar deutlich mehr Nachfrage im US Golf, aber dafür weniger Neugeschäft in der Nordsee und dem Mittelmeer verzeichneten. Ihr Einnahmen-Level sank um 7% auf 53.500 $/Tag.
Den Reedern in der Trockenfrachtschifffahrt schießen beim Anblick der hohen Tanker-Raten am Spotmarkt sicher die Tränen in die Augen. So stecken der Bulker-Deepsea- und auch der europäische Shortsea-Markt weiter im Tal der Tränen fest. Zu viel Tonnage vor Anker und zu wenig Ladung in den Häfen – das Bild ist quasi überall das gleiche. So setzte der Baltic Dry Index seine Rutschpartie fort und beendet die Woche mit einem Minus von 64 Punkten bzw. 10% bei 538 Zählern. Die Capesize-Frachter mussten erneut bluten: Die Durchschnittsrate im Zeitcharter-Trip-Business stürzte um weitere 44% auf lächerliche 2.246 $/Tag. Die größten Einbußen gab es im Atlantik, wo Rundreisen jetzt mit nur noch 1.844 $/Tag bewertet werden, versus 2.145 $/Tag für Transpazifik-Roundtrips.
Die Panamaxe verschlechterten sich bei durchweg unzureichender Nachfrage um 6% auf 7.302 $/Tag.
Für die kleineren Bulker mit eigenen Kränen gibt es zumindest kleine Hoffnungsschimmer. So konnten sich die Supramaxe (58.000 tdw) auf Wochensicht um knapp 11% auf 7.641 $/Tag steigern. Das ist allerdings im wesentlichen einem einzigen Trade zu verdanken: aus dem US Golf heraus! Ein Schwung Ladungen – vor allem Petroleumkoks für China – lieferte den Reedern den entscheidenden Hebel, um die Raten hochzutreiben. So schossen die Index-Raten für die Routen vom US Golf nach Fernost und Richtung Kontinent um 20 bis 40% auf 14.321 und 9.668 $/Tag hoch.
Die Handysize-Bulker (38.000 tdw) verzeichneten einen marginalen Anstieg des Ratenniveaus auf 7.875 $/Tag, vor allem dank leichter Verbesserungen im westlichen Mittelmeer und in Fernost.
Für die europäischen Minbulker sackten die Raten hingegen überall etwas weiter ab. Der Branchendienst BMTI senkte seinen European Short Sea Index um 1,6% auf 34.85 Punkte. Die Hoffnung auf einen erneuten Anstieg der Getriedeverschiffungen in Nord- und Südeuropa sie nicht aufgegangene, so ein britischer Makler. Um ihre Schiffe zu beschäftigen, seien die Reeder inzwischen bereit, Ballastfahrten von 2-3 Tagen in Kauf zu nehmen. +++ ENDE +++ mph