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© Titan LNG
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Die Nachfrage für LNG aus der Schifffahrt kommt wieder in Gang, nachdem der Preisaufschlag für den Flüssiggas-Treibstoff zusammengeschmolzen ist.

Nach dem Fall der Gaspreise wird der Einsatz von Flüssigerdgas (LNG) als alternativer Treibstoff für Charterer und Reedereien wieder interessant. Die LNG-Bunkerlieferungen für Schiffe im Hafen Rotterdam legten im ersten Quartal bereits deutlich zu, im zweiten Quartal dürfte das Volumen noch schneller gestiegen sein. [ds_preview]

Laut den jüngsten Zahlen der Hafenbehörde Rotterdam wurden in Europas größtem Hafen im Zeitraum von Januar bis Ende März knapp 86.100 m³ LNG-Treibstoff an Schiffe geliefert. Das war ein Anstieg von rund 50% gegenüber dem vierten Quartal 2022, als mit 58.600 m³ das niedrigste Liefervolumen seit mehreren Jahren verzeichnet wurde.

Der Höhepunkt war im dritten Quartal 2021 mit knapp 213.000 m³ verzeichnet worden. Danach ging es mit den Mengen abwärts. Grund dafür war der Höhenflug der Gas- und LNG-Preise – zuerst aufgrund von Versorgungsengpässen in Asien und später aufgrund des russischen Lieferstopps nach Europa.

Sinkende Preise machen LNG wieder zur Option

Nachdem LNG zuvor stets günstiger als Diesel bzw. Marine Gas Oil (MGO) war, kehrte sich das Preisverhältnis extrem ins Gegenteil um. In der Spitze war Marine-LNG im vergangenen Jahr rund dreimal so teuer wie MGO. Viele Reeder bunkerten daraufhin wieder herkömmliche Kraftstoffe.

Régine Portocarero, LNG
Régine Portocarero, Global Business Development Marine LNG, Titan

Dieses Jahr dann die Wende: Aufgrund der Entspannung an den Gasmärkten fiel der Preis für LNG erstmals seit mehr als 18 Monaten unter den Preis von MGO. Zuletzt lagen die Quotierungen für Spotlieferungen Maklern zufolge etwa gleichauf.

»Die Liefermengen bei LNG sind definitiv weiter im Anstieg. Viele Schifffahrtskunden stellen den Betrieb wieder um«, berichtet Régine Portocarero, Leiterin für Business Development Marine LNG, beim Bunkerlieferanten Titan mit Hauptsitz in Amsterdam. Die größte zusätzliche Nachfrage verzeichne das Unternehmen aus der Container- und der Kreuzschifffahrt.

Reeder wählen kurze Vertragslaufzeiten für LNG

Dabei dominierten aktuell Spoteinkäufe oder kurze Verträge von drei bis sechs Monaten. Die Befrachter und Reedereien müssten erst einmal wieder Vertrauen in den Markt fassen, so Portocarero. Zudem sei die Rückumstellung von MGO- auf LNG-Betrieb technisch anspruchsvoll. »Die Kunden müssen ihre Tanks herunterkühlen und ihre Systeme testen. Für einige ist der LNG-Betrieb aber noch ganz neu. Die Prozesse müssen sich erst einspielen«, sagt die Expertin.

Die speziell für LNG im Einsatz befindlichen Bunkertanker in Europa seien trotz der Erholung der Mengen aber noch nicht voll ausgelastet. »Da gibt es immer noch ein Überangebot an Kapazität.« Bis sich Angebot und Nachfrage wieder einpendeln, dürften noch ein paar Monate vergehen. (mph)