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Das Marine-Großmanöver »Northern Coasts« in der Ostsee ist 40 Stunden früher als geplant beendet worden. Russische Einheiten beobachteten die Aktivitäten.

Die deutsche Marine hatte in diesem Jahr die Planung und Durchführung des Manövers vor den Küsten Lettlands und Estlands inne.[ds_preview]

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen zogen die Verantwortlichen ein positives Fazit: »In der Freeplay-Phase der Übung konnten alle beteiligten Einheiten, trotz teilweise schlechter Wetterbedingungen, die Ausbildungserfolge der ersten Manöverwoche vertiefen und die operativ-taktische Zusammenarbeit auf Verbandsebene deutlich verbessern«, sagte Flottillenadmiral Stephan Haisch. Alle Teilnehmer hätten großen Nutzen für die eigene Einsatzbereitschaft sowie das Zusammenwirken im multinationalen Verbund aus NOCO 23 gezogen.

Auch der Stab »DEU MARFOR« in Rostock habe seine Führungsfähigkeit erfolgreich unter Beweis stellen können. »Die Deutsche Marine hat damit gezeigt, dass sie bereit und in der Lage ist, mehr Führungsverantwortung im Ostseeraum zu übernehmen«, so das Fazit.

Marine, Russland, Ostsee
Die Übung »Northern Coasts 2023« fand unter deutscher Leitung im Gebiet vor den Küsten Estlands und Lettlands statt sowie in der zentralen und östlichen Ostsee. Das Bild zeigt die Fregatte HDMS »Peter Willemoes«, die Korvette HSwMS »Nyköping« sowie den Betriebsstofftransporter »Rhön« fotografiert von Bord der Fregatte »Hamburg«. (© Deutsche Marine)

Das Manöver im Seegebiet vor den Küsten Estlands und Lettlands ist laut Haisch zudem durch die russische Marine wahrgenommen und beobachtet worden. Spannungen gab es aber offenbar nicht: »Insgesamt haben sich die russischen Schiffe und Flugzeuge wie erwartet verhalten, es gab keinerlei Provokation oder Eskalation. Wir haben unsere Einsatzbereitschaft demonstriert und wir waren wachsam. Ich denke, dass die russische Marine dies sehr wohl wahrgenommen hat.«

Deutsche Marine-Schiffe weiter in der Ostsee präsent

Angesichts der positiven Bilanz der Übung und des weiterhin schlechten Wetters im Seegebiet entschied sich der Flottillenadmiral aber schließlich, die Übung 40 Stunden früher als geplant zu beenden, nicht zuletzt um Personal und Material zu schonen.

Auf die an der Übung beteiligten Schiffe und Flugzeuge warten nun bereits neue Aufgaben. Die Aufmerksamkeit in der Ostsee werde aber »nicht nachlassen«. So werden etwa im Rahmen der Operation »Baltic Guard« weiterhin ständig Schiffe und Boote der Deutschen Marine und unserer Partner in der Ostsee Flagge zeigen.

»Northern Coasts« 2023

Das Manöver gilt als eine der wichtigsten multinationalen Übungen zur Stärkung der Zusammenarbeit der Seestreitkräfte Deutschlands und seiner Partnern im Ostseeraum. In diesem Jahr ist die Deutsche Marine mit dem Führungszentrum DEU MARFOR in Rostock für die Planung und Durchführung von Northern Coasts verantwortlich. Die USA und zwölf weitere Nationen nehmen an der Übung teil.

Der Schutz der Nordflanke ist ein Schwerpunkt der Deutschen Marine bei der Landes- und Bündnisverteidigung. »Der Auftrag der Deutschen Marine ist es, Deutschland und seine Menschen zu schützen. Tagtäglich, über, auf und unter Wasser. Dass wir dazu bereit sind, haben wir nach Beginn des Krieges in der Ukraine unter anderem mit unserer schnellen Entscheidung ›alles was schwimmt, geht raus‹ gezeigt. Diesen Schutz zu gewährleisten bedeutet vor allem: Üben, Präsenz und permanente Wachsamkeit – und das gemeinsam mit unseren Partnern in NATO und EU«, hatte der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, im Vorfeld betont.

Das Ziel von NOCO 23 ist es, in einem Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung taktische Verfahren in küstennahen Gewässern zu üben. Essentiell ist hierbei die Interoperabilität zwischen den beteiligten See-, Land- und Luftstreitkräften zu optimieren und die Zusammenarbeit zwischen den Partnern im Ostseeraum weiter zu vertiefen. Das Übungsgebiet umfasst hauptsächlich die Küstengewässer Estlands und Lettlands, einschließlich des Land- und Luftraums, sowie den östlichen und zentralen Teil der Ostsee.

Die Übungsserie Northern Coasts wurde 2007 von der deutschen Marine ins Leben gerufen. Jährlich wechselnd sind Deutschland, Dänemark, Schweden und Finnland für die Durchführung verantwortlich. Im laufenden Jahr hat Deutschland die Führungsverantwortung. Dieses Jahr nehmen an der Übung Italien, Frankreich, Finnland, Estland, Dänemark, Kanada, Belgien, Lettland, Litauen, Niederlande, Polen, Schweden, USA und Deutschland teil.

Die Deutsche Marine entsendet für die Übung Northern Coasts unter anderem die Fregatte »Hamburg«, das Minentauchereinsatzboot »Bad Rappenau«, den Tender »Elbe«, einen Seefernaufklärer P-3C »Orion« sowie den Betriebsstofftransporter »Rhön«. Zu den Übungsteilnehmern zählen auch zwei Verbände der schnellen maritimen Eingreiftruppe der NATO (Very High Readiness Joint Task Force, kurz VJTF). Die Fregatte »Hessen« und der Betriebsstofftransporter »Spessar« sind derzeit Teil der Standing NATO Maritime Group 1 (SNMG 1/ Task Group 01 – bestehend aus Fregatten, Zerstörer) unter der Führung des deutschen Flottillenadmirals Thorsten Marx. Das Minenjagdboot »Bad Bevensen« wiederum untersteht der Standing NATO Mine Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1/ Task Group 03 – bestehend aus Minenabwehrfahrzeugen).