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Die Niederlande wollen die heimischen Werften wettbewerbsfähiger machen. 60 Mio. € wollen Staat und Industrie gemeinsam in Innovationen investieren.

Ziel sei es, die Wettbewerbsposition der niederländische Schiffbauindustrie zu stärken, heißt es. Eine neue nationale Agentur soll die Bemühungen koordinieren. Gemeinsam mit der Industrie sollen in den nächsten zwei Jahren 60 Mio. € in einen innovativen Schiffbau investiert werden. [ds_preview]

Wie der gesamte europäische Schiffbau haben auch die Werften in den Niederlanden erhebliche Marktanteile an die Konkurrenz in Asien verloren. Wurden in den 1980er Jahren den Angaben zufolge noch rund 45% der niederländischen Schiffe im eigenen Land gebaut, sind es heute nur noch 4%. Als wesentlicher Grund gilt, dass die Preise der asiatischen Werften für Neubauten um bis zu 40% niedriger sind als in Europa.

Beim Bau von Marineschiffen und Baggerschiffen beispielsweise sei bereits eine viel zu große Abhängigkeit vom Ausland entstanden. »Die Niederlande verfügt nicht mehr über wettbewerbsfähige Baukapazitäten«, heißt es in einer aktuellen Studie der Regierung. Dabei sei das Land auf einen eigenen Schiffbau angewiesen, wenn es um die Sicherheit, den Wasserbau oder die Energiewende geht. »Wir können uns die Laissez-faire-Politik der letzten Jahrzehnte nicht mehr leisten«, sagt Marja van Bijsterveldt, Sonderbeauftragte der Regierung für die maritime Industrie.

Niederlande will Kapazitäten ausbauen

Van Bijsterveldt stellte kürzlich einen Plan mit 25 Maßnahmen zur Stärkung des Schiffbaus vor. Er trägt den Titel »No guts, no Hollands Glorie!« Der Bau niederländischer Schiffe müsse umweltfreundlicher und billiger werden, heißt es. Heimische Werften sollen demnach bei der Vergabe von staatlichen Aufträgen den Vorzug erhalten. Durch mehr Digitalisierung und den Einsatz von Robotern sollen die Baukosten um 10-15% gesenkt werden. Im Rahmen eines Pilotprojekts soll auch Atomenergie an Bord von Schiffen erforscht werden.

Zu den Projekten gehört auch die Umsetzung des Maritime Masterplans, für den in diesem Jahr 210 Mio. € aus dem Nationalen Wachstumsfonds bereitgestellt wurden. Ziel der Initiative ist der Bau von bis zu vierzig nachhaltig betriebenen Schiffen, die LNG, Methanol oder Wasserstoff als Kraftstoff verwenden sollen.

Analog zu Deutschland kann die Niederlande auf eine lange Schiffbautradition verweisen. Doch so wie in Deutschland einst die AG Weser und der Bremer Vulkan vom Markt verschwanden, endete auch im Nachbarland der Versuch, einen lesitungsstarken Werftenverbund aufzubauen. Trotz massiver staatlicher Unterstützungvon rund 1 Mrd. € musste die aus drei Unternehmen fusionierte Schiffbaugruppe RSV (Rijn-Schelde-Verolme) 1983 Konkurs anmelden. Etwa 18.000 Menschen verloren damals ihre Jobs.