AWI-Biologin Dr. Clara Hoppe (rechts) und Doktorandin Klara Wolf nehmen von einem Forschungsschiff Algenproben aus dem Kongsfjord, Spitzbergen, Arktis. (© AWI)
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Anlässlich des Internationalen Tags der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft gestern fordert der Präsident des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Helge Heegewaldt, größere Anstrengungen, um Frauen für die Wissenschaft zu gewinnen, sie dort zu halten und ihnen bessere Perspektiven zu geben.

Der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft der Unesco steht unter dem Motto »Frauen und Mädchen in wissenschaftlichen Führungspositionen – eine neue Ära der Nachhaltigkeit«.[ds_preview]

»Für die Meeresforschung und Meeresbeobachtung, aber auch für die Entwicklung sicherer und nachhaltiger Meeresnutzung brauchen wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der unterschiedlichsten naturwissenschaftlichen und technischen Fachrichtungen – aus vielen Berufsfeldern«, erklärte Heegewaldt, in dessen Behörde über 100 unterschiedliche Berufsbilder vertreten sind. »Bei diesen vielfältigen Berufsfeldern können wir es uns nicht leisten, auf weibliche Studienabsolventen zu verzichten. Mehr Diversität bereichert die Arbeitswelt und fördert Innovationen. Nicht nur für das BSH, auch für andere wissenschaftliche Einrichtungen gilt: Mehr Einbindung und vor allem mehr Perspektiven für Frauen bringen auch mehr Erfolg und bessere Ergebnisse.«

In einem Statement forderte er, alle Chancen wahrzunehmen: Zukunftsfähig könne nur bleiben, wer das volle Potenzial aller Nachwuchskräfte ausschöpft. »Wir müssen es schaffen, mehr Frauen für die Wissenschaft zu gewinnen und vor allem dort auch zu halten. Das ist eine Riesenchance, auch damit wir als Forschungsstandort Deutschland zukunftsfest bleiben.«

Frauen brauchen Netzwerke

Um die Kluft zwischen den Geschlechtern zu schließen, müsse man in Deutschland neu denken und antiquierte Rollenmodelle ablegen. Mädchen müssten gerade in den Schulen ermutigt werden, sich für die Wissenschaft zu begeistern. »Wir müssen im Wissenschaftsbetrieb die Wege vereinfachen, um auch den Aufstieg von Frauen zu fördern. Wir brauchen ein Arbeitsumfeld, das die vielschichtigen Talente unterstützt«, fordert Heegewaldt, Chef der größten maritimen Ressortforschungseinrichtung in Deutschland.

»Frauen sind vor allem in den Naturwissenschaften und technischen Berufsfeldern nach wie vor eine Minderheit. Zusätzlich brauchen wir gute Netzwerke, um gut ausgebildete und leistungsbereite Frauen zusammenbringen. So stärken wir sie und erhöhen so die Sichtbarkeit erfolgreicher Wissenschaftlerinnen«, sagte Heegewaldt weiter.

Nach wie vor leisten Frauen den Großteil der unbezahlten Familienarbeit, führt der BSH-Chef aus. Um Beruf und Familie optimal vereinbaren zu können, brauchen sie Flexibilität in der Gestaltung ihrer Arbeit. »Dazu gehört auch das verstärkte Angebot von Homeoffice und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – auch in den Führungspositionen. Im BSH sehen wir deshalb den aktuellen Trend einer Abkehr von flexiblen Möglichkeiten des Homeoffice in einigen Unternehmen kritisch. Wir als BSH ermöglichen unseren Beschäftigten, bis zu 60 Prozent der Arbeitszeit mobil zu arbeiten«, so Heegewaldt.

Deutlich weniger Frauen als Männer lassen in Deutschland auf die Promotion die Habilitation folgen, nämlich nur ein Drittel. Diese Unterrepräsentanz nimmt mit jeder Karrierestufe zu. Speziell in Führungspositionen ist sie signifikant. Nach Daten der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz ist nur eine von vier Universitäts- bzw. Hochschulleitungen weiblich. Männer werden für ihre Arbeit häufiger ausgezeichnet und durchschnittlich besser entlohnt.

Weltweit machen dem Global Ocean Science Report der UNESCO zufolge Frauen rund 40% der Arbeitskräfte in den Meereswissenschaften aus, 10% mehr als im Durchschnitt aller anderen Wissenschaften. In Deutschland ist der Anteil von Frauen in den Wissenschaften geringer.