Die Kapazitätslage in der Containerschifffahrt entspannt sich peu à peu. Ob es eine Trendwende oder nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm ist, hängt von der Lage im Roten Meer ab.
Die saisonale Flaute in den Containerverkehren lässt die Frachtraten wieder deutlich fallen. So gab der Shanghai Index SCFI, der die Spotfrachten auf 13 Exportrouten aus China heraus abbildet, heute um fast 5% auf rund 1.885 Punkte nach. Auch andere Ratenindizes für Containerverladungen wie der Drewry World Container Index, Xeneta oder der Freightos Baltic Index befinden sich auf dem Rückzug.[ds_preview]
Die Spotrate für Buchungen von Shanghai nach Nordwesteuropa sank laut SCFI im Verlauf der Woche um mehr als 6% auf 2.134 $/TEU, während Drewry im 40-Fuß-Segment einen Rückgang von 7% auf 3.650 $/FEU verzeichnet. Das Preisniveau bei etwas längerer Gültigkeit bis zu einem Monat fiel laut Xeneta ebenfalls um 7% auf 3.966 $/FEU.
Marktinsider berichten von noch deutlich günstigeren Raten von rund 3.000 $/FEU im Spotmarkt. Auf der Strecke von Fernost zu den Mittelmeerhäfen, wo sich die Kapazitäten infolge der Umwege um das Kap der Guten Hoffnung noch stärker verknappt haben, fallen die Preise etwa genauso schnell. Das Niveau liegt aber noch 30 bis 50% höher als im Trade nach Nordeuropa, wie aus den Indizes hervorgeht.
Abwärts zeigt der Ratentrend auch in der Transpazifikfahrt, allerdings nicht so stark wie im Asien-Europa-Trade. Die Spotfrachten befinden sich nach wie vor auf einem beachtlichen Level: gut 4.000 $/FEU für Ladung ex Shanghai zur US-Westküste und 5.600 $/FEU für Empfangshäfen an der US-Ostküste.
Es drohen erhebliche Überkapazitäten
Dass sich die Container-Frachtraten um diese Zeit abschwächen, ist nicht ungewöhnlich. Denn die Ladungsmengen weltweit sind in den ersten vier Monaten stets eher gedämpft. Ab Mai geht es saisonal spürbar aufwärts.
Die weitere Entwicklung hängt entscheidend von der Situation im Roten Meer ab: Sollte sich die Sicherheitslage dort so weit normalisieren, dass die Containerschiffe zurück auf die Suez-Route können, drohen erhebliche Überkapazitäten aufgrund des hohen Flottenwachstums. Bleibt es bei der aktuellen Routenführung, würde Tonnage aufgrund der erhöhten TEU-Meilenleistung eher knapp bleiben.
Der Frachtenterminmarkt, wo Händler, Logistiker und Spekulanten Spotraten in der Zukunft handeln, ist noch relativ »bullish« gestimmt. Die für die kommenden Monate und Quartale gehandelten Raten auf den großen Ost-West-Strecken liegen nur geringfügig niedriger als aktuell im Spotgeschäft. Das geht aus einem Report des britischen Maklers Freight Investor Services hervor.
Raten-Steigerungen im Drybulk-Markt
In der Dry-Bulk-Schifffahrt war die Woche geprägt von verstärkten Anfragen für Capesize-Tonnage in Brasilien und Westafrika bis in die zweite Aprilhälfte hinein, viel Getreidegeschäft für Panamaxe in Südamerika und einem durchweg aktiven Fernostmarkt für die kleineren Schiffstypen mit eigenen Kränen.
Nach einem kleinen Durchhänger zur Wochenmitte nahm der Capesize-Markt heute wieder kräftig Fahrt auf. Für den 180.000-Tonner endet die Woche bei einem Stand von rund 35.200 $/Tag (5TC) im Zeitcharter-Trip-Business. Für die Supramaxe und Handysize-Bulker gab es viel Aktivität für Pazifik-Rundreisen und Backhaul-Trips ins Mittelmeer ex Fernost.
Ein 38.000-Tonner erzielte Maklern zufolge beachtliche 16.000 $/Tag für eine Stahlverladung ex Japan ins Mittelmeer. Für kürzere Trips von Nordchina nach Südostasien sollen die Zeitcharterraten der Handies 17.000 $/Tag erreicht haben – gut 3.000 $ höher als der Gesamtindex (7TC).
Shortsea: Gemischte Wochenbilanz
Für die Minibulker und Stückgutfrachter in den europäischen Shortsea-Trades verlief die Woche gemischt. Ein skandinavischer Makler verzeichnete eine erneute Abschwächung der Ladungsmengen im Ostseeraum nach einem zunächst positiven Monatsauftakt. In den Häfen rund um die Nordsee soll die Aktivität höher gewesen sein, im Mittelmeer wiederum sehr gedämpft.
Deutliche Steigerungen bei den Raten gab es dem Branchendienst BMTI zufolge im Schwarzen Meer. Dabei spielt offenbar eine Rolle, dass der Zustrom von Schiffsraum in die Region durch längere Wartezeiten in den türkischen Meerengen behindert wird. Der European Short Sea Index von BMTI zog leicht um 0,8% auf 31.04 Punkte an.
Positive Woche für Rohöltanker
Für Rohöltanker war es trotz moderater Aktivität am Spotmarkt eine positive Woche. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC kletterten laut Clarksons um fast 20% auf 55.500 $/Tag. Ausschlaggebend dafür sei ein sehr enges Tonnageangebot im Persischen Golf gewesen, berichten Makler übereinstimmend. Die geringe Verfügbarkeit erlaube es den Reedereien, die Raten trotz gebremsten Ladungszustroms hochzutreiben.
Für die kleineren Suezmaxe soll es mehr Anfragen in der Golfregion gegeben haben, hauptsächlich für kürzere Reisen zum indischen Subkontinent. Relativ rege Nachfrage verzeichneten Makler zudem im US-Golf für Rohöllieferungen nach Europa. Insgesamt reichte es aber nicht aus, um den Markt nach oben zu treiben.
Die Durchschnittseinnahmen (TCE) der Suezmaxe lagen gestern mit 44.300 $/Tag etwa unverändert zur Vorwoche. Die Aframaxe profitierten hingegen von einer erhöhten Tonnagenachfrage im Mittelmeer sowie im Schwarzen Meer, unter anderem für Verladungen von kaspischem Öl ex Noworossijsk. Die Ertragslage im Spotgeschäft verbesserte sich im Durchschnitt aller Routen um 9% auf 38.800 $/Tag. (mph)