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Kurz nach dem vieldiskutierten Entscheid der Niederlande für einen Auftrag an die Naval Group hat die staatliche französische Werft den Bau eines Atom-U-Boots für die heimische Marine gestartet.

Die Naval Group bestätigte jetzt den Baustart des ersten französischen Atom-U-Boots mit ballistischen Raketen der dritten Generation (SNLE 3G).[ds_preview] Der Stahlschnitt fand am Mittwoch in Cherbourg statt. Der Neubau soll Frankreichs nukleare Abschreckung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts sicherstellen.

Für Naval ist es ein ebenso wichtiges wie prestigeträchtiges Projekt, will man sich doch – nicht zuletzt im Wettbewerb mit TKMS aus Deutschland – als U-Boot-Bauer der ersten Wahl in Europa positionieren. Daher hatte auch die – vorläufige – Entscheidung der niederländischen Regierung, weder im Inland bei Damen noch in Deutschland bei Thyssenkrupp Marine Systems zu bestellen, für einige Aufmerksamkeit gesorgt. Auch die Niederländer wollen ihren Anteil am Marine-Schiffbau steigern, zum Beispiel auch in Deutschland, wo man bereits einen wichtigen und ebenso vieldiskutierten Auftrag eingeholt hatte.

Pierre Eric Pommellet CEO Naval Group
Pierre Eric Pommellet (Foto: Naval)

Die SSBN gehören zu den komplexesten Systemen und gelten als Eckpfeiler der französischen strategischen Seestreitkräfte, die die nukleare Abschreckung auf See gewährleisten sollen.

Das im Februar 2021 gestartete Programm SNLE 3G für die französische Marine vereint die Streitkräfte, die französische Beschaffungsbehörde (Direction Générale de l’Armement – DGA), die für das Gesamtprojektmanagement zuständig ist, die französische Atomenergiebehörde (CEA) und die Naval Group, die für das Gesamtprojektmanagement der U-Boote verantwortlich ist, in Zusammenarbeit mit TechnicAtome.

Pierre Éric Pommellet, CEO der Naval Group, sagte jetzt: »Mit diesem wichtigen Programm setzt sich die Naval Group voll und ganz für die französische Souveränität und die nukleare Abschreckung ein, indem sie all ihre Kompetenzen, Talente und industriellen Ressourcen mobilisiert und sich auf eine solide industrielle und technologische Verteidigungsbasis stützt, die über das ganze Land verteilt ist.«

Der erste Folgeauftrag des Programms, der im Februar 2021 erteilt wurde, umfasst Entwicklungsstudien bis Ende 2025 sowie die Beschaffung mit langer Vorlaufzeit, die Produktion der ersten Komponenten für den Rumpf und den Kesselraum des ersten SSBN der dritten Generation und die Anpassung der Fertigungsressourcen der Naval Group an die spezifischen Anforderungen der SSBN der dritten Generation.

»Großes Abenteuer für Naval«

Die Produktion der wichtigsten Komponenten des nuklearen Kesselraums und des Antriebssystems, insbesondere des Tanks für das 1. SSBN 3G, hat bereits am Standort Nantes-Indret der Naval Group begonnen. »Mit 125 Jahren Erfahrung im U-Boot-Bau in Cherbourg verfügt die Naval Group über ein einzigartiges Know-how, das sie von den Erbauern früherer Schiffsgenerationen geerbt hat, sowie über Kompetenzen, die sie entwickelt hat, um sich an die sich entwickelnden Bedrohungen und Erwartungen der Marine anzupassen«, heißt es seitens der Franzosen.

Mit dem Programm SNLE 3G habe sich die Naval Group »auf ein großes neues industrielles Abenteuer eingelassen«, das alle ihre Standorte in Frankreich einbezieht und den Bau des größten jemals in Frankreich gebauten U-Boots zum Ziel hat.

Der Bau eines SNLE-3G-U-Boots erfordert die Integration von fast 100.000 Geräten sowie Hunderten von Kilometern an Kabeln und Schaltkreisen. Er soll der gesamten französischen Marineindustrie zugute kommen: Fast 90% des Mehrwerts des SNLE 3G-Programms sollen über mehrere Jahrzehnte hinweg in Frankreich produziert werden. Mehr als 400 Unternehmen sind beteiligt.

Die U-Boote der 3. Generation sollen im Vergleich zu ihren Vorgängern eine Reihe technologischer Fortschritte aufweisen, über eine erweiterte Aufklärungsfähigkeit mit Sensoren auf höchstem technologischen Niveau verfügen, eine bessere Tarnfähigkeit und Hydrodynamik sowie Manövrierfähigkeit bekommen.