In der Dry-Bulk-Schifffahrt ziehen die Raten für Großbulker weiter an. Für mittlere und kleinere Frachter bleibt der Spotmarkt hingegen ein zähes Geschäft.
Die Lage am Trockenfrachtmarkt verbessert sich scheinbar mit einem erneuten Plus von 52 auf 1.814 Punkte für den Baltic Dry Index gegenüber der Vorwoche. Einziges Zugpferd dabei ist das Capesize-Segment. [ds_preview]
Für den 180.000-Tonner kletterte die Durchschnittsrate im Zeitcharter-Trip-Business erneut um knapp +9% auf 25.700 $/Tag. Die Charteraktivität nahm Maklern zufolge diese Woche auffällig stark zu – sowohl in Westaustralien und Brasilien (Eisenerz) als auch in Nord- und Zentralamerika (Kohle, Erz).
Im Südpazifik hätten Charterer aus dem Bergbau und Operateure aus der Schifffahrt gleichermaßen zusätzliche Tonnage aufgenommen, während stürmisches Wetter weiter nördlich im Ostchinesischen Meer zu Verzögerungen bei der Rücklieferung von Schiffen führte, wie zu hören ist.
Tonnage wird am Spotmarkt rar
Den prozentual größten Sprung machte die Index-Rate für Transatlantik-Rundreisen: von 17.100 auf fast 19.800 $/Tag. Kohleladungen ex Kolumbien für den Mittelmeerraum und mehrere Fronthaul-Trips von Nordamerika nach Fernost hätten das Tonnageangebot im Nordatlantik merklich schrumpfen lassen, berichteten Makler.
Völlig entgegengesetzt dazu entwickelt sich weiterhin der Panamax-Spotmarkt. Im gesamten Atlantik fehle es aktuell an Ladung für die mittelgroßen Bulker, ganz besonders am europäischen Kontinent und im US-Golf, aber auch in Südamerika. Ergebnis: Das Ratenniveau (5TC) für den 82.000-Tonner driftete um -7% tiefer in den Keller auf nun 11.843 $/Tag. Damit rangieren die Panamaxe ertragsmäßig jetzt sogar weit unter den kleineren Supramax- und Handysize-Bulker.
Für letztere blieben die Raten relativ statisch. Der Standard-Supramax (58.000 tdw) fiel im Vergleich zur Vorwoche leicht um -1% auf 14.369 $/Tag zurück, der 38.000-Tonner Handy einen Tick stärker (-1,2%) auf 13.387. Gegen den Trend zogen die Marktraten für beide Schiffstypen im US-Golf aber leicht an. Die Region sei im Augenblick der einzige Lichtblick im Atlantik, stellt der Londoner Makler Braemar fest.
Supras erzielen dort rund 26.000 $/Tag für Ausreisen nach Asien und 21.000 $/Tag für Transatlantik-Trips Richtung Mittelmeer oder Kontinent. Auch die Handysize-Frachter profitieren von einem ordentlichen Zustrom an Ladungen in dem Gebiet – von Petroleumkoks und Schwefel über Forstprodukte bis hin zu Getreide. So konnten die Reeder zum Teil Chartern deutlich über Index-Niveau abschließen, wie die Eigner der „African Raven“ (37.711 tdw, Baujahr: 2014): 18.800 $/Tag erhält der Frachter Berichten zufolge für eine Verschiffung von Holzpellets ex Savannah Richtung Kontinent.
Shortsea-Reeder brauchen Geduld
Am Shortsea-Markt in Europa müssen sich die Reeder noch in Geduld üben, bis die Raten anziehen. Der European Short Sea Index (EUSSIX) von BMTI fiel bei geringer Nachfrage und wachsendem Spot-Tonnageangebot in Nordeuropa um -1,5% auf 22.53 Punkte.
Es bleibt zu hoffen, dass wachsende Getreide-Exportmengen aus der Ostsee heraus in den kommenden Wochen – wie üblich um diese Zeit – Schwung in den Markt bringen. Allerdings dürfte es eine Weile dauern, bis der Überhang an Spot-Schiffen abschmilzt, erklärte ein britischer Makler.
Im Rohöltankersegment kamen die Reeder diese Woche noch stärker in die Defensive. Die positiven Impulse zur Monatsmitte waren nur von kurzer Dauer, die saisonale Flaute noch nicht überwunden. Im Persischen Golf stürzten sich so viele Schiffe auf die sporadischen Ladungsangebote, dass es für die VLCC mit den Raten ganz massiv nach unten ging.
Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der Supertanker fielen auf Wochensicht um -29% auf 26.700 $/Tag. Die Suezmaxe konnten sich dank kontinuierlicher Anfragen in Westafrika im Vergleich dazu gut behaupten und liegen zu Wochenschluss nahezu unverändert bei 33.400 $/Tag. Die Aframaxe büßten ebenfalls deutlich ein und verschlechterten sich um -11% auf 23.100 $/Tag, wie Clarksons berichtet. (mph)