Bremen, Bremenports, Hochwasserschutz
An einigen Durchlässen in der Hochwasserschutzlinie ist bei höheren Wasserständen Kraft und Handarbeit gefragt. (© bremenports)

In den bremischen Häfen soll eine digitale Lösung geschaffen werden, die den Hochwasserschutz noch effizienter und sicherer macht.

Extreme Sturmfluten stellen eine besondere Herausforderung für die Hochwassersicherheit in Bremerhaven dar. [ds_preview]

Einsatzkräfte müssen in solchen Situationen eine Vielzahl von Verschlussobjekten vor Ort manuell bedienen – also Tore, Deichscharte oder Durchlässe, durch die ansonsten Wasser eindringen könnte, schließen und den Vollzug dieser Arbeiten oder etwaige Probleme dabei umgehend, beispielsweise dem Deichschutzlagezentrum, melden. Das passiert gegenwärtig unter anderem per Mobiltelefon mit allen Schwächen dieser Technik – angefangen von besetzten Leitungen aufgrund der Vielzahl von Meldungen, bis hin zu Verständigungsproblemen durch die oft schwierigen Wetterbedingungen am Einsatzort der Verschlussteams.

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Luken zählen zu den Verschlüssen, die künftig mit Sensoren ausgestattet werden sollen. © bremenports

„Gerade im Hochwasserschutz gilt aber: Vorbereitung ist alles“, betont Henry Behrends, der in der bremenports-Geschäftsleitung unter anderem das Thema Hochwasserschutz verantwortet: „Wenn uns im Fall des Falles im Deichschutzlagezentrum beispielsweise die Information nicht rechtzeitig erreicht, dass ein Tor aufgrund wie auch immer gearteter Probleme nicht geschlossen werden kann, hat das möglicherweise schwerwiegende Folgen. Daher ist es für uns absolut wichtig, diesen Informationsfluss sicherzustellen.“

Man brauche dafür schlicht robuste Strukturen – dies erkläre auch den Namen des Projekts, das sich nun damit befassen soll: „Robust“. Unter diesem Titel hat sich bremenports für eine entsprechende Förderung beworben und kürzlich den Zuschlag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr erhalten. Ziel des Ganzen: Für insgesamt knapp 1 Mio. € – die Förderung des Ministeriums deckt etwa 80 % davon ab – soll in den bremischen Häfen eine digitale Lösung geschaffen werden, die den Hochwasserschutz noch effizienter und sicherer macht.

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Durchlässe sind mit großen Toren gesichert – an allen sollen künftig Daten erfasst und übermittelt werden, um den Hochwasserschutz zu verbessern. (© bremenports)

„Robust“ soll Daten erheben und verfügbar machen

„Das Ziel des Projekts ist es, ein digitales Hochwassermonitoring in Echtzeit zu entwickeln“, erläutert der bremenports Teamleiter Deiche, Christian von Deetzen, und ergänzt: „Dafür wird im Rahmen von ‚Robust‘ nun an den Toren und Durchlässen zur Weser hin moderne Sensorik installiert, die wichtige Werte – angefangen damit ob der jeweilige Verschluss offen oder geschlossen ist – erfasst und verarbeitet.“ Diese Daten ermöglichen es, die Informationskette während kritischer Situationen zu optimieren, um so nicht nur den Schutz der Infrastruktur zu verbessern, sondern auch die Arbeitssicherheit für die Einsatzkräfte zu erhöhen und die Wiederaufnahme des Hafenbetriebs nach Sturmfluten zu beschleunigen.

Im Überseehafen entsteht ein digitales Hochwasserschutz-Testfeld

Im Überseehafen entsteht dazu zunächst ein digitales Testfeld, das 31 der insgesamt knapp 80 Verschlussobjekte entlang der Hochwasserschutzlinie umfasst. An jedem dieser Objekte werden, je nach Bedarf, berührungslose oder mechanische/magnetische Endlagenschalter zur Positionsüberwachung installiert. Die erfassten Daten werden anschließend zentral gesammelt, digital aufbereitet und in einer interaktiven Lagekarte dargestellt, die dann sowohl lokal als auch mobil abrufbar sein soll. Zudem sind Schnittstellen vorgesehen, die weiteren berechtigten Akteuren beispielsweise Katastrophenschutzbehörden oder Forschungseinrichtungen den Zugriff auf die Daten ermöglichen.

Darüber hinaus soll „Robust“ den Raum bieten, innovative Technologien und Prozesse unter realen Bedingungen zu erproben: Die Daten aus dem Testfeld werden genutzt, um neue Standards für Verschlussobjekte zu entwickeln und Sensortechnologien an weiteren Standorten einzuführen. Ziel ist es, den Hochwasserschutz langfristig zu stärken und die Erfahrungen aus Bremen auf andere Regionen zu übertragen.

„Robust“ markiert nach Angaben von bremewnports einen Meilenstein in der Entwicklung innovativer Hochwasserschutzlösungen. Das Projekt zeigt, wie moderne Technologie helfen kann, komplexe Herausforderungen zu bewältigen. Bremen setzt damit einen neuen Standard für die Resilienz seiner Häfen und leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Infrastruktur und Bevölkerung.

Die Grundlage für das digitale Testfeld wurde im Rahmen der IHATEC-Förderprojekte „Port2Connect“ und „Sams“ gelegt. Im Zuge von „Robust“ ist nun eine Investition von zunächst knapp einer Million Euro geplant – nach der erfolgreichen Bewerbung um Fördermittel, die bremenports für das Sondervermögen Hafen eingereicht hatte, werden 80 Prozent davon nun durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr getragen. Die Laufzeit des Projekts beträgt ein Jahr bis Ende 2025.