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Südkoreas Werftindustrie kommt einem größeren Engagement für die Marine der USA offenbar näher.

Südkoreanische Schiffbauer erkunden intensiv Möglichkeiten für einen Einstieg in das Wartungs- und Reparaturgeschäft für Marine-Schiffe der US Navy und treffen damit auf die Bestrebungen der US-Regierung, die eigene Schiffbauindustrie durch die Zusammenarbeit mit asiatischen Verbünden zu revitalisieren.[ds_preview]

Die Werftkonzerne HD Hyundai Heavy Industries (HHI) und Hanwha Ocean streben nach Partnerschaften und Übernahmen mit Werften an, die für den Bau und die Reparatur von US-Kriegsschiffen zugelassen sind, wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtet. Gleichzeitig versuchen die USA, ihre eigene maritime Wettbewerbsfähigkeit als Reaktion auf die rasche Expansion der chinesischen Flotte zu steigern.

Schon bei einer Besuchstour des US-Marinestaatssekretär Carlos Del Toro im Februar standen die Bewerbungen der Werften im Mittelpunkt. Nun kommt offenbar weiter Bewegung in die Sache. Del Toro hatte sich ein Bild von den Fähigkeiten im Schiffsbau und in der Instandhaltung bei HHI und Hanwha gemacht.

Die beiden Schiffbauer haben ein sogenanntes »Master Ship Repair Agreement« beantragt, um für Aufgaben für US-Marineschiffe auf ihren lokalen Werften in Frage zu kommen. Im Anschluss an den Besuch hatte Del Toro die Fähigkeiten Südkoreas zum kostengünstigen Bau hochwertiger Handels- und Kriegsschiffe hervorgehoben und seine Besorgnis über die nachlassenden Schiffbaukapazitäten der USA zum Ausdruck gebracht.

Der hochrangige Beamte der US-Marine wies auf das Potenzial stillgelegter und intakter Werftstandorte hin, die für eine doppelte Nutzung sowohl für militärische als auch für zivile Zwecke umgewandelt werden könnten.

»Bei jedem dieser Gespräche habe ich eine einfache, aber tiefgreifende Möglichkeit aufgezeigt: in Amerika zu investieren«, sagte Del Toro laut einer Mitschrift auf der Website der Navy. »Ich habe mich sehr über das starke Interesse gefreut, das die Führungskräfte dieser Weltklasse-Schiffbauer an der Gründung von US-Tochtergesellschaften und an Investitionen in Werften in den Vereinigten Staaten gezeigt haben.«

US-Marine-Markt ist der größte der Welt

Der US-amerikanische Marinemarkt ist der größte Markt der Welt, allein die Pazifikflotte verfügt über rund 200 Schiffe. Da der U.S. Jones Act allen im Ausland gebauten, in ausländischem Besitz befindlichen oder unter ausländischer Flagge fahrenden Schiffen die Teilnahme am Küstenhandel untersagt, bemühen sich koreanische Schiffbauer um Partnerschaften mit in den USA ansässigen Werften, um den Weg für den Eintritt in diesen restriktiven Markt zu ebnen.

Kürzlich unterzeichnete HHI eine Absichtserklärung mit Philly Shipyard, um eine mögliche Geschäftsbeziehung in Bezug auf künftige Schiffbauprojekte der US-Regierung sowie Reparatur- und Wartungs-Projekte zu prüfen. »Wir freuen uns darauf, die Präsenz von HHI auf dem globalen Verteidigungsmarkt durch die Zusammenarbeit mit US-Unternehmen im staatlichen und militärischen Schiffbau sowie im MRO-Geschäft weiter auszubauen«, sagte Joo Won-ho, Leiter des Geschäftsbereichs Marine und Spezialschiffe von HHI.

Hanwha Ocean, früher als Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering bekannt, bestätigte, dass mit dem australischen Schiffbauer Austal im Rahmen der Strategie, Werften im Ausland für potenzielle Kriegsschiff- und MRO-Geschäfte zu erwerben, verhandelt wurde.

Austal hat seinen Hauptsitz in Australien, erwirtschaftet aber etwa 90% seines Umsatzes mit seiner US-Tochtergesellschaft. Sie arbeitet unter einer besonderen Sicherheitsvereinbarung, die es ihr erlaubt, trotz ausländischer Eigentümerschaft an sensiblen US-Verteidigungsprogrammen zu arbeiten. Darüber hinaus hat das Unternehmen Tochtergesellschaften auf den Philippinen und Servicezentren in Singapur.

»Die Gespräche sind im Gange, werden aber voraussichtlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen«, sagte Lee Yong-ook, Senior Executive Vice President für den Bereich Marineschiffe, jetzt auf einer Pressekonferenz. Am Mittwoch hatte der australische Verteidigungsminister Richard Marles erklärt, dass seine Regierung keine Bedenken gegen ein mögliches Übernahmeangebot von Hanwha an Austal habe.