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Ganzheitliche Lösungsansätze und ein stärkerer Wettbewerb für Reedereien von Spezialschiffen gehören zu den zentralen Themen in der Offshore-Industrie.
Ob Öl und Gas, Windenergie, Gezeitenenergie oder Tiefseebergbau: Der Offshore-Markt umfasst unterschiedliche Segmente und kann dabei zugleich als übergeordnete[ds_preview] Branche betrachtet werden, in der die Akteure voneinander lernen und Synergien erzeugen können. Das wurde jüngst bei der zweitägigen »Business Offshore Conference« in Hamburg deutlich. Im Mittelpunkt standen dabei die Vorstellung aktueller und künftiger Aktivitäten aus dem Offshore-Markt sowie die Präsentation ganzheitlicher Lösungswege für eine erfolgreiche Realisierung von Offshore-Projekten.

Angesichts der aktuell niedrigen Ölpreise ging John Westwood vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Douglas-Westwood zunächst auf die Herausforderungen ein, die hiermit für die Branche verbunden sind. Der Analyst zeigte sich allerdings optimistisch, dass die Preise voraussichtlich ab Mitte dieses Jahres wieder anziehen werden und dass die langfristigen Aussichten für die Offshore-Öl- und Gasindustrie gut bleiben. »Wir müssen weiter bohren, um die Versorgung zu gewährleisten«, betonte Westwood.

Aus dem Blickwinkel einer Spezialreederei, die der Branche mit ihren Versorgungsschiffen zur Verfügung steht, berichtete Ian Perrott von E.R. Offshore, welche wesentlichen Fehler beim Design und Betrieb von Plattformversorgern gemacht werden können – und wie sie sich vermeiden lassen. Unter anderem riet der Geschäftsführer, von Anfang an genügend Passagierunterkünfte einzuplanen: »Durch den Mangel an Unterkünften gehen mehr Chartergelegenheiten verloren als durch jeden anderen Grund.« Ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Betrieb eines Offshore-Versorgers sei darüber hinaus, dass auch das Management an Land ganz genau verstehe, welche Operationen das Schiff auf See durchzuführen habe und was im Fall eines Problems zu tun sei.

In der Offshore-Windindustrie zeichnet sich unterdessen ab, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin herausfordernd bleiben werden. Mehrere europäische Länder planen oder haben bereits eingeführt, dass sich potenzielle Betreiber von Offshore-Windparks im Rahmen von Ausschreibungen gegen interessierte Mitbewerber durchsetzen müssen. »Das bringt Druck sowohl für die Betreiber als auch für die Zulieferer mit sich, denn es gewinnt derjenige, der den niedrigsten Preis anbietet«, erläuterte Gunnar Groebler, Leiter des Geschäftsgebiets Erneuerbare Energien beim Energiekonzern Vattenfall.

Die zentrale Herausforderung der kommenden Jahre werde es daher sein, entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Kosten zu senken: Hierfür seien technische Innovationen, Standardisierungen, Synergien sowie die weitere Industrialisierung und Professionalisierung der Branche erforderlich.

Erhöhter Wettbeweb

Wie die bisherigen Erfahrungen zeigen, kommen allein beim Bau eines Offshore-Windparks mit 80 Turbinen etwa 20 bis 30 Spezialschiffe zum Einsatz. Ein erhöhter Wettbewerb auf dem Schiffsmarkt entsteht dadurch, dass nach und nach immer mehr Windparks auf See in Betrieb gehen und viele der Schiffstypen schließlich auch für Wartungs- und Reparaturarbeiten benötigt werden. »Wenn es dann irgendwo ein Problem gibt, wird das entsprechende Schiff sofort gebraucht«, berichtete Matthias Mroß von den in Hamburg ansässigen, auf die Offshore-Windbranche spezialisierten German Renewables Shipbrokers. Und das komme durchaus häufig vor: »Aus manchen Projekten wissen wir, dass nur 30% des Budgets für die Wartung tatsächlich geplant ist. Ungeplante Wartungs- und Reparaturarbeiten können dagegen bis zu 70% ausmachen.«

Für den Neubau von Spezialschiffen für die Offshore-Branche gelte, dass ein Schiffseigner nur dann ein Schiff entwickeln könne, das perfekt den Anforderungen des Charterers entspreche, wenn er mit langfristigen Charterverträgen rechnen könne. Zumeist sei dies allerdings nicht der Fall: In der Praxis gehe es deswegen häufig darum, einen Kompromiss zwischen der logistischen »Wunschliste« und der bestehenden Flotte zu finden, hieß es weiter.

Anne-Katrin Wehrmann