Die Frachtraten in der Linienschifffahrt könnten in den kommenden Monaten stärker als üblich unter Druck kommen, wenn sich die Container-Carrier nicht mit Kapazitätsreduzierungen sputen.

Davor warnt der dänische Marktforschungsdienstleister SeaIntel Maritime in einer aktuellen A[ds_preview]nalyse der Stellplatzsituation. Obwohl das vierte Quartal bereits angebrochen ist und sich die Verkehrsmengen wie jedes Jahr im Winter saisonal abschwächen dürften, hätten die Linien bislang kaum Kapazitätsanpassungen durch Dienstschließungen oder Streichung einzelner Abfahrten (»blanked sailings«) angekündigt, wird gewarnt.

Im Asien-Europa-Verkehr seien in den vergangenen Jahren durchschnittlich 6,6% des Stellplatzvolumens nach dem dritten Quartal aus dem Verkehr gezogen worden. Dieses Jahr belaufe sich der bislang bekannt gegebene Abbau aber nur auf 0,8%. Ähnlich sei die Situation auch im Asien-Mittelmeer- sowie im Transpazifikverkehr, erklärt SeaIntel.

»Im vierten Quartal droht nach derzeitigem Stand eine massive Überkapazität, da die üblichen Kapazitätseinschnitte (noch) nicht vorgenommen worden sind.«

Auszug aus aktueller SeaIntel-Studie

Insgesamt müssten 25 Schiffsabfahrten auf der Asien-Europa-Route sowie 67 Abfahrten im Transpazifikverkehr bis Ende Dezember ausgesetzt werden, wenn die Kapazitäten wie im Durchschnitt der vergangenen Jahre saisonal angepasst werden sollen.

Weitere Indizes im Sinkflug

Auf eine deutliche Entspannung der Kapazitätslage in den Ost-West- sowie in zahlreichen Nord-Süd-Verkehren weisen auch Frachtenindizes wie der Shanghai Index SCFI oder der World Container Index hin, die seit Wochen fallen.

In Bezug auf den Chartermarkt dürfte es sich kurzfristig eher positiv auswirken, wenn die Linien nicht so viele Schiffe wie sonst vorübergehend aus dem Verkehr ziehen. Sollten die Überkapazitäten zu einem erneuten Ratenkrieg bei den Container-Frachten führen und die Carrier tief zurück in die Verlustzone stürzen, würden sich aber auch die Aussichten für den Chartermarkt verdüstern. (mph)