Nach der Rickmers Holding von Bertram Rickmers übernimmt die Bremer Zeaborn Gruppe mit der E.R. Schiffahrt auch das Ship Management von Erck Rickmers – und damit ein zweites Hamburger Schwergewicht.
Die Zeaborn Gruppe expandiert weiter: Mit der Übernahme von 100% der Anteile am [ds_preview]Reederei-Geschäft von Erck Rickmers – rückwirkend zum 1. Januar – steigen die Bremer zu einem der größten kommerziellen Manager von Tramp-Tonnage weltweit auf. 165 Schiffe zählt künftig die gemeinsame Flotte.
Der Schritt hatte sich angekündigt: Bereits Anfang des Jahres hatte Zeaborn-Geschäftsführer Ove Meyer weitere Firmenzukäufe ankündigt und eine Flotte von bis zu 250 Schiffen im Management als Ziel ausgegeben.
Im Herbst vergangenen Jahres war die Rickmers Holding einschließlich des Bereederungssparte Rickmers Maritime Services aus der Insolvenz übernommen worden. Dadurch war die Flotte auf insgesamt 94 Einheiten im Management angewachsen. Nun folgt mit der E.R. Schiffahrt des anderen Rickmers-Bruders Erck eine weitere renommierte Hamburger Schifffahrtsadresse.
Die entsprechenden Verträge seien am 1. Februar unterzeichnet worden, der Vollzug der Transaktion stehe allerdings noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe. Über den Kaufpreis und sonstige finanzielle Eckdaten sei Stillschweigen vereinbart worden, heißt es.
Rückwirkend zum 1. Januar 2018 werden das Management der E.R. Schiffahrt, alle Mitarbeiter, Tochtergesellschaften und Beteiligungen integriert. Nils Aden werde als Chief Executive Officer auch in Zukunft die gemeinsamen Shipmanagement-Aktivitäten verantworten. Damit wird auch der Schiffsmakler Harper Petersen, an dem zuvor die Rickmers Gruppe und E.R. Schiffahrt je zu 50% beteiligt waren, zu 100% Teil der Zeaborn Gruppe. Simon Aust bleibt Chief Executive Officer.
»Die Konsolidierung der deutschen Ship Manager ist überfällig. Auch in Zukunft werden wir weiteres Wachstum beispielsweise durch die zügige Integration weiterer Tonnage und Unternehmen vorantreiben«
Ove Meyer und Jan Hendrik Többe, geschäftsführende Gesellschafter Zeaborn Gruppe
Die technisch und kommerziell gemanagte Schiffsflotte bei Zeaborn wächst um 61 Containerschiffe und 20 Bulker auf insgesamt mehr als 165 Schiffe an. Zusammen beschäftigt die Gruppe künftig rund 360 Mitarbeiter an Land und mehr als 5.000 auf See. Mit Standorten in Asien, Europa und den USA sei das Unternehmen weltweit vertreten.
Die Transaktion ist ein weiterer großer Konsolidierungsschritt in der deutschen Reedereiszene. Das jüngst an den Start gegangene Joint Venture »Blue Net Chartering« von Peter Döhle und Costamare managt künftig 220 Containerschiffe im mittleren und mittelgroßen Segment bis 14.000 TEU, der Befrachtungsverbund Hanseatic Unity Chartering aus Borealis, Reederei Nord und Bernhard Schulte wurde durch Leonhardt & Blumberg (einschließlich Buss Shipping) und Atlantic / Asiatic Lloyd verstärkt und bringt es auf 233 Einheiten zwischen 900 und 9.000 TEU. Dazu hatte Claus-Peter Offen im März 2017 die Conti-Reederei aus München übernommen und inzwischen nach Hamburg geholt.
»Gemeinsam mit den bestehenden Aktivitäten von ZEABORN wird eine kritische Größe erreicht,
um sich im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu positionieren«
Jochen Klösges, CEO der E.R. Capital Holding
Beide Rickmers-Brüder hatten vor etwa drei Jahren noch selbst versucht, die Schiffsmanagement-Aktivitäten ihrer Unternehmen zu verschmelzen. Dies war gescheitert. Zeaborn hatte später von Bertram Rickmers zuerst die Rickmers Linie und damit das MPP-Geschäft und nach der Insolvenz der Holding auch das Shipmanagement (Maritime Services) übernommen. Nur ein Jahr später kommt nun auch die E.R. Schiffahrt unter Bremer Kontrolle.
Der Verkauf des Shipmanagements sei aber kein Abschied von der Schifffahrt, stellt Erck Rickmers klar. Mit 34 eigenen und gemeinsam mit Investoren finanzierten E.R.-Schiffen bleibe die Gruppe engagiert. Darüber hinaus werde eine zum Jahreswechsel unter dem Traditionsnamen Blue Star Group neu etablierte Gesellschaft Schifffahrtsinvestments für institutionelle Anleger entwickeln. Jochen Klösges bleibe als CEO an der Spitze der E.R. Capital Holding.
Geschichte von Zeaborn
- April 2013 – Die Reederei wird gegründet. Dahinter steht der Bremer Bauunternehmer Kurt Zech mit 90% der Anteile
- April 2014 – In China werden Bauaufträge für bis zu 10 MPP-Schiffe gezeichnet. Sie werden später wieder aufgegeben. Als Ziel wird eine Flotte von knapp 100 Schiffen ausgegeben – 30 in eigenem Besitz, 30 in Charter und 30 im Spotmarkt
- Juli 2015 – Beteiligung (50%) an der Befrachtungsgesellschaft EMS ConBulk
- Mai 2016 – Mehrheitliche Übernahme der Ahrensburger HC-Gruppe mit 14 MPP-Schiffen sowie von sämtlichen Schiffsbeteiligungen. Dazu kommt eine Kooperation mit Carisbrooke Shipping, weitere 16 MPP-Schiffe wechseln ins Zeaborn-Management
- März 2017 – die Rickmers Linie wird übernommen. Es entsteht eine kombinierte Flotte von rund 50 MPP-Frachtern von 7.500 bis 30.000 dwt
- September 2017 – ein Konsortium um die Bremer Zeaborn-Gruppe und Bertram Rickmers als Minderheitsgesellschafter übernimmt die Shipmanagement-Sparte (Maritime Services) von der insolventen Rickmers Holding
- Januar 2018 – Übernahme von E.R. Schiffahrt von Erck Rickmers
Lesen Sie auch: