Der Frachtenmarkt für Rohöl dürfte nicht stark einknicken, auch wenn die Fördermengen gekürzt werden, meinen Analysten. Die Spot-Raten bleiben diese Woche stabil auf hohem Niveau.
Dass sich die OPEC-Staaten mit Russland erneut auf Förderbeschränkungen einigen, gilt als relativ si[ds_preview]cher. Die Gespräche dazu dauern am zweiten Tag des Treffens der Ölförderländer in Wien noch an. Schifffahrtsanalysten sind sich dennoch sicher, dass die Exportvolumina und die Auslastung der Tankerflotte weltweit hoch bleiben werden. Höchstens kurzfristig könnte eine Produktionsverringerung für Unsicherheit bei den Marktteilnehmern sorgen und die Raten etwas unter Druck setzen.
Die norwegische Investmentbank Arctic Securities hält eine Mengendrosselung um 1 Mio. Barrel pro Tag für realistisch. Angesichts der intakten Weltkonjunktur und robusten Ölnachfrage dürfte der Einschnitt binnen weniger Monate Wirkung zeigen. Im zweiten Quartal 2019 sollten Angebot und Nachfrage im Weltrohölgeschäft schon wieder im Gleichgewicht sein, so dass die Förderung wieder ausgeweitet werden könnte, so Arctic.
Vor knapp zwei Jahren hatten die OPEC-Staaten und Russland die Produktion schon einmal deutlich reduziert – um knapp 1,8 Mio. Barrel pro Tag – was zu einer rasanten Talfahrt an den Tankermärkten beitrug. Diesmal sei die Situation aber anders, schreibt Arctic. Die Nachfrage nach Rohöl sei aktuell stark, außerdem verfügten die Importländer nicht mehr über so große Lagerbestände. Beides spreche dafür, dass weiter kräftig Rohöl verkauft und transportiert werde. Die Investment-Bank Stifel verweist zudem auf stark steigende Ölexporte der USA, die unabhängig von der Entwicklung der OPEC-Staaten, für zusätzliche Beschäftigung im Tankermarkt sorgen.
Für Produktentanker ging es steil aufwärts
Auch diese Woche zeigte sich der Spotmarkt für Rohöltanker unbeeindruckt von den Spekulationen über Förderkürzungen. Dank des anhaltenden Zustroms von Ladungen im Mittelost-Golf und in Westafrika konnten sich die VLCC bis gestern mit einem durchschnittlichen Ratenniveau von fast 57.000 $/Tag behaupten – etwa konstant zur Vorwoche.
Im Suezmax-Segment ließ die Nachfrage nach der hohen Aktivität der vergangenen Wochen deutlich nach, was zu einem Rückgang der durchschnittlichen Erträge um einige Tausend Dollar auf rund 41.600 $/Tag führte. Maklern zufolge kommen aber bereits verstärkt Ladungen für Januar auf den Markt, die zur Stabilisierung der Lage beitragen dürften.
Aframax-Tanker profitierten vor allem von einer erhöhten Nachfrage in Nord- und Ostsee und konnten sich dadurch leicht auf durchschnittlich gut 28.000 $/Tag verbessern.
Für Produktentanker ging es erneut steil aufwärts. Getrieben von der saisonal erhöhten Nachfrage nach Produkten wie Heizöl zog der Baltic Clean Tanker Index diese Woche noch einmal um 116 auf 886 Zähler an.
Hoffnung am Dry-Cargo-Markt, Stabilisierung bei Containerschiffen
Am Dry-Cargo-Markt macht sich wieder etwas Hoffnung breit, nachdem der Baltic Dry Index diese Woche um 141 auf 1372 Punkte zulegen konnte. Im Capesize-Sektor nahm die Befrachtungsaktivität zur Wochenmitte wieder deutlich zu, was gepaart mit schlechtem Wetter und Verzögerungen in Fernost die Raten nach oben trieb. Das Durchschnittsniveau im Zeitcharter-Trip-Business kletterte um rund 24% auf gut 17.200 $/Tag.
Im Panamax-Segment hielt sich die Nachfrage in Grenzen. Es reichte für die Reeder aus, um das Ratenniveau ganz leicht auf 11.748 $/Tag (74.000 dwt) anzuheben. Für die kleineren Bulker mit eigenem Geschirr stabilisierte sich der Markt diese Woche, die Ratenerosion der vergangenen Wochen wurde gebremst. Supramaxe verbesserten sich im Durchschnitt geringfügig auf rund 11.000 $/Tag, Handysizer blieben stabil bei gut 9.000 $/Tag.
Für Containerschiffe hat sich die Lage am Zeitchartermarkt ebenfalls leicht stabilisiert. Der Howe Robinson Containership Index blieb zur Wochenmitte unverändert, der New ConTex gab im Wochenverlauf um 1,2% nach. Im Panamax-Segment gelang es den Tramp-Reedern, das fünfstellige Niveau für Babypanamaxe zu halten. Jedenfalls soll CMA CGM die »Argos« (4.250 TEU) zu 10.000 $/Tag für 3-6 Monate verlängert haben. (mph)