Lieferausfälle in Brasilien und Chinesisch Neujahr drücken das Ratenniveau auf Betriebskosten-Level.
Die Situation an den Märkten hat sich diese Woche drastisch verschlechtert. In Fernost hat die Befrachtungsaktivität kurz vor Chinesisch Neujahr spürbar nachgelassen. Hinzukommen [ds_preview]Sonderfaktoren, die auf das Ladungsangebot in den jeweiligen Marktsegmenten drücken, und die Konkurrenz um Beschäftigung unter den Reedern schüren.
Am härtesten traf es den Bulker-Spotmarkt, wo Raten und Marktindizes nach unten rasselten, als gäbe es kein Halten mehr. Der Baltic Dry Index brach im Wochenverlauf um 260 auf nur noch 645 Punkte ein. In allen Größenklassen ist das Spot-Angebot an Tonnage infolge einer relativ schwachen Aktivität deutlich angeschwollen, was zwar für die Zeit um Chinesisch Neujahr nicht ungewöhnlich ist. Doch mit einem so scharfen Rückgang der Raten, wie er nun zu beobachten ist, hatte wohl keiner gerechnet. Auf dem derzeitigen Level können die Reeder kaum mehr die Betriebskosten der Schiffe decken, die Situation erinnert an den Crash von 2016, als der Bulker-Markt auf ein Allzeittief fiel.
Für Großbulker der Capesize-Klasse brach die Durchschnittsrate im Time-Charter-Trip-Geschäft diese Woche um 34% auf knapp 8.900 $/Tag ein. Neben dem Mangel an Nachfrage im Pazifik sorgten die zu erwartenden Produktions- und Lieferausfälle des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale infolge des Dammbruchs im Bundesstaat Minas Gerais für Panik am Markt. Für die übrigen Größenklassen gab es Einbußen von 20-25%. Panamaxe (74.000 tdw) verschlechterten sich auf durchschnittlich 4.500 $/Tag, Supramaxe und Handysize-Typen auf 5.164 und 4.516 $/Tag. »Die Verfügbarkeit an Schiffsraum wächst und wächst, ohne dass sich etwas auf der Ladungsseite regt«, kommentierte ein Makler die Lage im Panamax-Bereich.
Tageserträge am Tankermarkt sacken ab
Am Tankermarkt sackten die Tageserträge für Rohöl-Carrier im Spotgeschäft jeweils um mehrere Tausend Dollar unter das Niveau der Vorwoche. VLCC verzeichneten einen Rückgang um fast 19% auf durchschnittlich 26.700 $/Tag. Auch ein Aufflackern der Befrachtungsaktivität im Persischen Golf zum Ende der Woche hin, führte keine Wende herbei. Es mehren sich die Anzeichen, dass die vereinbarten Förderkürzungen der OPEC-Staaten zu einer Verringerung des Ladungsangebots geführt haben. Jüngsten Reuters-Daten zufolge ist die Produktion des Kartells im Januar um 0,9 Mio. Barrel pro Tag (b/d) auf 31 Mio. b/d gesunken – den niedrigsten Stand seit einem Jahr.
Suezmaxe und Aframax-Typen leiden unterdessen unter einer Flaute in Westafrika, wartungsbedingten Verladerückgängen im Ostseeraum und einem Überangebot an Schiffen im Mittelmeerraum. Das Ertragsniveau fiel für beide Klassen um rund 7% auf 23.500 (Suezmax) bzw 22.600 $/Tag (Aframaxe).
Lage im Containerschiffs-Chartermarkt stabilisiert sich
Am Zeitchartermarkt für Containerschiffe scheint sich die Lage hingegen allmählich zu stabilisieren. Die Nachfrage der Carrier nach Charterschiffen hatte kurz vor Chinesisch Neujahr noch einmal überraschend angezogen. Der New ConTex gab infolgdessen diese Woche nur noch marginal um 0,3% nach, während der Howe Robninson Containership Index sogar um 0,7% anzog. Letzterer deckt auch die oberen Größenklassen mit ab, die bereits von einer Ratenbefestigung profitieren. (mph)