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Die NordLB hat im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 2,35 Mrd. € geschrieben. Mit 1,9 Mrd. € an zusätzlicher Risikovorsorge soll der beschlossene Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung abgefedert werden.

10,3 Mrd. € an Schiffskrediten standen Ende 2018 [ds_preview]noch in den Büchern. Gegenüber Ende 2016 wurde der Forderungsbestand von damals 16,9 Mrd. € bereits um fast 40% reduziert. Für die NordLB hat dieser Geschäftsbereich aber im vergangenen Jahr fast ganz allein für den Verlust von –2,35 Mrd. € (Konzernergebnis) gesorgt, vor Steuern waren es –2,05 Mrd. €. Im Jahr 2017 konnte dagegen noch ein Gewinn von 195 Mio. € ausgewiesen werden.

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Thomas Bürkle (Foto: NordLB)

Das Ende der Schiffsfinanzierung, von der HANSA bereits vor drei Wochen exklusiv vermeldet, ist daher besiegelt: Das gesamte Portfolio soll in den kommenden zwei bis drei Jahren abgebaut werden. »Der hohe Verlust ist äußerst schmerzhaft«, sagte Vorstandschef Thomas Bürkle. Für den geplanten Neustart sei eine  »Befreiung von den Altlasten« nötig. Zudem sollen 2.250 von heute 5.500 Stellen entfallen, bis Ende 2020 sind 1.250 Mitarbeiter betroffen.

7,5 Mrd. € der Kredite gelten dabei als belastet. Dieses NPL-Portfolio (non-performing loans) solle »schnellstmöglich« abgebaut werden. In einem ersten Schritt gehen 263 Schiffe aus dem Paket »Big Ben« im Wert von 2,6 Mrd. € an den US-Finanzinvestor Cerberus.

Eigene Abwicklungseinheit für Schiffskredite geplant

Die restlichen 4,9 Mrd. € sollen vornehmlich durch Einzelverkäufe über eine »bankinterne Abwicklungseinheit« abgewickelt werden, die mit einer Finanzgarantie des Landes Niedersachen abgeschirmt wird. Der Verkauf eines zweiten Kreditpakets von gut 4 Mrd. € (»Tower Bridge«) an Cerberus ist damit vom Tisch. Auch eine Übertragung der Altlasten an die HSH Portfolimanagement AöR in Kiel findet nicht statt. »Das machen wir in der Bank selbst«, so Bürkle. Rund 100 Mitarbeiter werden an die Abwicklungseinheit abgestellt, die im Wesentlichen aus der bisherigen Abteilung für »Portfolio-Optimierung« besteht. dort waren bislang schon alle NPL-Fälle bearbeitet worden.

Bei größeren Portfolien müssten auch große Abschläge in Kauf genommen werden, deswegen habe man sich dagegen entschieden, sagt Risiko-Vorstand Christoph Dieng. »Im besten Fall verkaufen wir Schiff für Schiff und im Einvernehmen mit den Reedern.« Das dürfte für viele Kreditnehmer der knapp 300 betroffenen Schiffe, darunter zu 80–90% deutsche Reeder, eine gute Nachricht sein. Zuletzt hatten mehrere Verbände einen wertschonenden Abbau gefordert.

NordLB, 2018, Schiff
© HANSA

Die als »gesund« geltenden Kredite machen weitere 2,8 Mrd. € aus, die man planmäßig über die Tilgung der Darlehen auslaufen lassen wolle, so Dieng. Das gesamte Portfolio sei »komfortabel« abgesichert, allein für die Schiffe sei eine Risikoabsicherung von 4,9 Mrd. € aufgebaut worden. Das ergibt eine Abdeckungsquote von 65%. Rechne man den Marktwert der verbliebenen 1.024 Schiffe (784 ohne das »Big Ben«-Portfolio) hinzu, liege die Core-Risk-Coverage sogar bei 123%.

»Es wird die letzte Bilanz sein, bei der die Schiffsfinanzierung derart im Fokus steht«, sagt Bürkle. In allen anderen Geschäftsbereichen sei im vergangenen Jahr Geld verdient worden.

NordLB soll deutlich schrumpfen

Künftig soll die NordLB kleiner und regionaler agieren und sich auf die Finanzierung von Immobilien, Infrastrukturprojekten, Erneuerbaren Energien und im Agrarsektor konzentrieren, dazu kommen das Privatkunden- und Firmenkundengeschäft. Die Flugzeugsparte wird beibehalten, aber in deutlich geringerem Umfang als zuvor. Denn die Bilanzsumme soll von jetzt 154 Mrd. € um mehr als ein Drittel auf 95 Mrd. € schrumpfen.

Nach der Einigung mit dem Sparkassen-Dachverband ist nun auch die Kapitalausstattung der Landesbank gesichert. Insgesamt erhält die Bank eine Finanzspritze von 3,64 Mrd. €, darunter 2,835 Mrd. € an Barkapital vom Hauptgesellschafter Niedersachsen (1,5 Mrd. €), aus Sachsen-Anhalt (200 Mio. €) sowie von der Sparkassen-Finanzgruppe DSGV (1,135 Mrd. €). Zusätzlich gibt es vom Land Niedersachsen sogenannte »kapitalentlastende« Hilfen in Höhe von weiteren 800 Mio. €. Dieser Kapitalplan unterliege allerdings noch einer beihilferechtlichen Prüfung durch die EU-Kommission.