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Die Bremer Schifffahrtsgruppe Zeaborn übernimmt die restlichen 25% der Anteile an der MPP-Reederei Intermarine aus den USA, der langjährige CEO Grikitis [ds_preview]tritt zurück.

Die Übernahme der Mehrheit bei Intermarine (knapp 75%) vor knapp einem Jahr war offenbar nur ein Zwischenschritt. Im Mai 2018 hatte es noch geheißen, die Zeaborn-Gruppe und der vorherige Alleineigner der US-Reederei, der US-Finanzinvestor New Mountain Capital, wollten gemeinsam das Kapital für die geplante Expansion der MPP-Aktivitäten bereitstellen. Ein Ausbau der Flotte von 75 auf 100 Schiffe war als Parole ausgegeben worden. New Mountain verwaltet über verschiedene Fonds ein Anlagevermögen von mehr als 20 Mrd. $.

Zeaborn OveMeyer
Ove Meyer (© Zeaborn)

Doch in der Branche gilt als offenes Geheimnis, dass die Übernahme nicht ganz so reibungslos geklappt haben soll. Die US-Sparte soll demnach weiter ziemlich eigenständig agiert haben, sehr zum Ärger des Bremer Mehrheitsgesellschafters. Nun aber sind die Fronten nach der Übernahme der restlichen Anteile durch Zeaborn wohl endgültig geklärt.

Geschichte von Zeaborn

April 2013 – Die Reederei wird gegründet. Dahinter steht der Bremer Bauunternehmer Kurt Zech mit 90% der Anteile

April 2014 – In China werden Bauaufträge für bis zu 10 MPP-Schiffe gezeichnet. Der Plan wird später wieder aufgegeben. Als Ziel wird eine Flotte von knapp 100 Schiffen ausgegeben – 30 in eigenem Besitz, 30 in Charter und 30 im Spotmarkt

Juli 2015 – Beteiligung (50%) an der Befrachtungsgesellschaft EMS ConBulk (Leer)

Mai 2016 – Mehrheitliche Übernahme der Ahrensburger HC-Gruppe mit 14 MPP-Schiffen. Dazu kommt eine Kooperation mit Carisbrooke Shipping, weitere 16 MPP-Schiffe wechseln ins Zeaborn-Management

März 2017 – die Rickmers Linie wird übernommen. Es entsteht eine kombinierte Flotte von rund 50 MPP-Frachtern von 7.500 bis 30.000 dwt

September 2017 – ein Konsortium um die Bremer Zeaborn-Gruppe und Bertram Rickmers als Minderheitsgesellschafter übernimmt die Shipmanagement-Sparte (Maritime Services) von der insolventen Rickmers Holding

Januar 2018 – Übernahme der  E.R. Schiffahrt von Erck Rickmers

Mai 2018 – Gründung eines Joint Ventures mit Intermarine zur Befrachtung der kombinierten Flotte

April 2019 – Übernahme der restlichen Anteile an Intermarine

Seinerzeit waren bei der neu geschaffenen Zeamarine alle Assets and operativen Einheiten der zuvor übernommenen Rickmers Line, von Zeaborn Chartering und die Befrachtungsabteilung von Intermarine fusioniert. Die Geschäftsführung hatten von Intermarine-Seite Andre Grikitis, Frank Fischer and Michael Dumas sowie Nicki Schumacher und Ulrich Ulrichs auf Seiten von Zeaborn übernommen.

Grikitis tritt als CEO zurück

Grikitis, bislang Spiritus Rector bei Intermarine, habe beschlossen, als CEO zurückzutreten. Er wolle nach mehr als 25 Jahren bei Intermarine mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und sich anderen Geschäften widmen, heißt es.

Mit Ove Meyer übernimmt einer der beiden Schifffahrts-CEO bei Zeaborn das Zepter. Er werde das MPP-Geschäft künftig als Owners’ Representative leiten und zusammen mit dem bestehenden Management-Team um Dominik Stehle (CCO), Nicki Schumacher (COO) und Michael Dumas (CFO) die globale Expansion weiter planen.

Die nun gänzlich Bremer MPP-Reederei Zeamarine, an der nach Informationen der HANSA der Hamburger Reeder Bertram Rickmers allerdings eine Unternehmensbeteiligung von rund 20% der Anteile hält, steht weltweit auf Platz 4 – hinter BBC, Cosco und Spliethoff/BigLift, wenn es nach Tonnage mit mehr als 100 t an kombinierter Krankapazität geht.

Zeamarine selbst nennt eine Flottengröße von rund 90 Schwergutschiffen mit Kapazitäten zwischen 6.300 tdw und 30.000 tdw und einer kombinierten Krankapazität von bis zu 1.400 t. Der Branchendienst Dynamar geht in seinem jüngsten Segmentbericht dagegen von 79 Schiffen mit einer kombinierten Kapazität von 636.000 tdw aus.

Gegründet vor sechs Jahren ist die Bremer Reederei auf eine ständigen Expansionskurs. Zuerst war Zeaborn im Januar 2015 war die Gruppe mit 50% beim Befrachtungsunternehmen EMS ConBulk in Leer eingestiegen. Nacheinander wurden dann im Frühjahr 2016 die Ahrensburger HC-Gruppe mit 14 MPP-Schiffen mehrheitlich übernommen, danach eine Kooperation mit Carisbrooke Shipping (16 Schiffe) besiegelt und schließlich, 2017 und 2018, die Reederei-Aktivitäten der Rickmers-Brüder Bertram (Rickmers Linie und Rickmers Maritime Services) sowie von Erck (E.R. Schifffahrt) geschluckt.