Die Straße von Hormuz ist die weltweit bedeutendste Wasserstraße für den Transport von Rohöl, Kondensat und Erdölprodukten – wie jetzt, im Krisenfall, ein gefährlicher Flaschenhals. Das belegen aktuelle Zahlen der US Energy Information Administration.
Die Straße von Hormuz, die zwischen Oman und Iran liegt, verb[ds_preview]indet den Persischen Golf mit dem Golf von Oman und dem Arabischen Meer. Es ist nach den Worten der Amerikaner der wichtigste »Chokepoint« in Sachen Öl. Im Jahr 2018 wurden täglich durchschnittlich 21 Mio. Barrel pro Tag (b/d) durch die Straße transportiert, was etwa 21% des weltweiten Verbrauchs an Erdöl entspricht.
Chokepoints sind enge Kanäle entlang weit verbreiteter globaler Seerouten, die für die globale Energiesicherheit entscheidend sind. Wenn es hier vorrübergehend zu Blockaden kommt, kann das erhebliche Lieferverzögerungen und höheren Transportkosten bedeuten, was weltweit zu höheren Ergiepreisen führt. Während die meisten dieser Meerengen durch andere Routen umgangen werden können, die zwar die Transitzeit erheblich verlängern, gibt es für einige Chokepoints keine praktischen Alternativen.
Die Mengen an Rohöl, Kondensat und Erdölprodukten, die die Straße von Hormuz durchqueren, sind seit 2016 ziemlich stabil, als die internationalen Sanktionen gegen den Iran aufgehoben wurden und die Ölproduktion und der Export des Iran wieder auf das Niveau vor den Sanktionen zurückkehrten. Die Ströme durch die Straße von Hormuz machten 2018 etwa ein Drittel des gesamten weltweit gehandelten Öls aus. Mehr als ein Viertel des weltweiten Handels mit Flüssiggas durchlief 2018 auch die Straße von Hormuz.
Es gibt der EIA zufolge nur begrenzte Möglichkeiten, die Straße von Hormuz zu umgehen. Nur Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate verfügen über Pipelines, die Rohöl außerhalb des Persischen Golfs transportieren können und über die zusätzlichen Pipelinekapazitäten zur Umgehung der Straße von Hormuz. Ende 2018 wurde die gesamte verfügbare Kapazität der Rohölleitung aus beiden Ländern zusammen auf 6,5 Mio. b/d geschätzt. In diesem Jahr wurden 2,7 Mio. t Rohöl durch die Pipelines transportiert, so dass etwa 3,8 Mio. t ungenutzte Kapazität zur Umgehung der Meerenge übrig blieben.
Basierend auf den von ClipperData veröffentlichten Tanker-Tracking-Daten bewegt Saudi-Arabien das meiste Rohöl und Kondensat durch die Straße von Hormuz, von denen das meiste in andere Länder exportiert werden (weniger als 0,5 Mio. b/d durchquerten 2018 die Meerenge von saudischen Häfen am Persischen Golf zu saudischen Häfen im Roten Meer).
Die EIA schätzt, dass 76% des Rohöls und des Kondensats, das durch die Straße von Hormuz floss, 2018 in die asiatischen Märkte gingen. China, Indien, Japan, Südkorea und Singapur waren die größten Bestimmungsländer für Rohöl, das durch die Straße von Hormuz nach Asien transportiert wurde. Allein diese Importländer machten 2018 65% aller Rohöl- und Kondensatströme durch die Meerenge aus.
2018 importierten die Vereinigten Staaten etwa 1,4 Mio. b/d Rohöl und Kondensat aus den Ländern des Persischen Golfs über die Straße von Hormuz, was etwa 18% der gesamten US-Rohöl- und Kondensatimporte und 7% des gesamten US-Erdölverbrauchs ausmacht.
