An der Umweltfreundlichkeit der Kreuzfahrt-Industrie scheiden sich die Geister. Die »AIDAnova« ist jetzt zu hohen und ersten Ehren gekommen.
Der im vergangenen Jahr von der Papenburger Meyer Werft abgelieferte Kreuzfahrtneubau bekam jetzt den »Blauen Engel«, das der Bundesregierung nahe stehende Umweltschutzsymbol, verliehen. Laut der Reederei Aida ist es da[ds_preview]s erste Kreuzfahrtschiff, das die Auszeichnung bekommt.
Zu den Schiffen, die zuletzt den »Blauen Engel« bekamen, gehörten vor allem – im Vergleich zur »AIDAnova« kleinere Fähren, wie die »Ostfriesland« oder die »Frisia III«.
Ralf-Rainer Braun, Vorsitzender der Jury Umweltzeichen, betonte bei der Verleihung die verbesserte Umweltbilanz: »Dieses Umweltzeichen ist etwas Besonderes: Es umfasst eine große Zahl von Anforderungen, die beim Neubau des Schiffes realisiert werden mu?ssen. Zusammengenommen bedeuten sie ein deutliches Plus an Umweltschutz. Wir wu?nschen uns, dass die heutige Auszeichnung eine positive Ausstrahlung fu?r mehr Umwelt- und Gesundheitsschutz in der Schifffahrtsbranche bedeutet.«
Aida-Präsident Felix Eichhorn sagte: »Gemeinsam mit der Meyer Werft in Papenburg haben wir das weltweit erste Kreuzfahrtschiff gebaut, das vollständig mit emissionsarmem Flu?ssiggas betrieben wird. Auch in vielen anderen Bereichen punkten wir mit moderner Umwelttechnik und hoher Energieeffizienz. Bis 2023 werden wir zwei weitere dieser innovativen Kreuzfahrtschiffe in Dienst stellen.« Laut der Reederei werden dank der Nutzung von LNG die Emissionen von Feinstaub und Schwefeloxiden nahezu vollständig vermieden, der Ausstoß von Stickoxiden und die CO2-Emissionen verringern sich demnach nachhaltig.
Das Umweltzeichen fu?r Schiffsdesign richtet sich an Reedereien, Werften oder Schiffsbetreiber, die einen Neubau planen. Denn schon bei der Planung und beim Bau eines Schiffes sollten möglichst viele Umweltinnovationen zum Schutz der Umwelt realisiert werden. Die Kriterien enthalten keine Anforderungen an den Schiffsbetrieb.
Der Kriterienkatalog des Umweltzeichens fu?r »Schiffsdesign« (DE-UZ 141) beinhaltet 17 verbindliche Anforderungen. Zusätzlich mu?ssen die Schiffe eine bestimmte Anzahl von Punkten durch die Umsetzung optionaler Anforderungen erlangen. Die Kriterien decken die Umweltwirkung des gesamten Schiffs ab und tragen zur Minderung der Einträge in die Meeresumwelt bei. Dies sind beispielsweise:
- Anlagenbauliche Maßnahmen zum Schutz gegen unfallbedingte Umweltverschmutzungen
- technische Maßnahmen zur Luftschadstoffminderung von Schwefeldioxid, Partikel, Ruß, Stickstoffoxide
- technische Maßnahmen der Minderung von Kohlendioxidemissionen
- technische Maßnahmen zur Emissionsreduzierung während der Hafenliegezeiten
- Anforderungen an die verwendeten Lösch- und Kältemittel
- Anforderungen an Abfallentsorgung und -verbrennung sowie die Abwasserbehandlung,
- Einsatz von umweltfreundlicheren Antifouling- und Korrosionsschutzmaßnahmen
Minderung der Unterwasserschallemissionen zum Schutz der Meereslebewesen
Bei der »AIDAnova« sind laut der Jury einige Design-Maßnahmen hervorzuheben: »Es sind wassersparende Techniken sowie effektive Abwasserreinigungsanlagen (Membrantechnologie) installiert. Weiterhin sind Tankkapazitäten fu?r Abwasser vorgesehen, so dass in Sondergebieten (z.B. Ostsee) das Abwasser gesammelt und komplett an Land abgegeben werden kann. Durch den LNG-Betrieb sind die Luftschadstoffemissionen (Schwefeldioxid, Partikel, Ruß, Stickstoffoxide) deutlich reduziert. Es werden keine biozidhaltigen Farben auf der Außenhaut verwendet (Antifouling). Zum Korrosionsschutz ist eine Fremdstromanlage installiert, so dass keine toxischen Stoffe aus Opferanoden ins Wasser gelangen.«
Der Blaue Engel ist seit u?ber 40 Jahren das Umweltzeichen der Bundesregierung. Er garantiert, dass mit ihm ausgezeichnete Produkte und Dienstleistungen hohe Anspru?che an Umwelt-, Gesundheits- und Gebrauchseigenschaften erfu?llen. Dabei ist bei der Beurteilung stets der gesamte Lebensweg zu betrachten. Die Jury Umweltzeichen ist das unabhängige Beschlussgremium des Blauen Engel mit Vertretern aus Umwelt- und Verbraucherverbänden, Gewerkschaften, Industrie, Handel, Handwerk, Kommunen, Wissenschaft, Medien, Kirchen, Jugend und Bundesländern.
VDR an Bord
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hatte das aufwändige Antragsverfahren unterstu?tzt. Ralf Nagel, Geschäftsfu?hrendes Präsidiumsmitglied, sagte: »Die deutschen Reeder sind Pioniere bei diesem wichtigen Thema. Der ‚Blaue Engel‘ fu?r die AIDAnova ist ein u?berzeugender Beleg fu?r die großen Anstrengungen der Schifffahrt, insbesondere der Passagierschifffahrt, die Meere und unsere Umwelt selbst u?ber geltende Vorschriften hinaus zu schu?tzen wo es technisch möglich und wirtschaftlich machbar ist.«