Der Welthandels dürfte in diesem Jahr mit einem »schmalen« Plus von 1,5% das niedrigste Wachstum der gesamten letzten Dekade verzeichnen. Die Aussichten sind kaum besser.[ds_preview]

Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Kreditversicherers Euler Hermes. Beim Wert der gehandelten Waren dürfte am Ende sogar ein Minus von -1,7% zu Buche schlagen, das vor allem dem Einbruch bei den Rohstoffpreisen geschuldet ist. Insgesamt führt dies für Exporteure zu Verlusten von 420 Mrd. $.

Die Aussichten bleiben trübe. »Auch 2020 wird das Imperium des Welthandels nicht gerade mit voller Wucht zurückschlagen«, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch 2020 werden nur »magere« 1,7% Wachstum erwartet. Das Wachstum der Weltwirtschaft verlangsamt sich weiter auf +2,4% (2019: 2,5%, 2018: +3,1%).

China größter Export-Verlierer, Deutschland auf Sparflamme

»Der schwache Welthandel bringt 2019 eine Reihe von Verlierern mit sich«, sagt Van het Hof. Dazu gehöre neben China auch Deutschland. Insbesondere der hohe Exportanteil von Automobilen (13%) und Investitionsgütern (45%) wirkt sich aktuell negativ aus, ebenso wie die ungünstige geografische Verteilung der Exporte. Fast 20% gehen nach China, Italien und Großbritannien.

Chinas Exportverluste belaufen sich auf -67 Mrd. $, Deutschland folgt im internationalen Vergleich auf Rang 2 mit -62 Mrd. $. Allerdings spielt hier die starke Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro eine große Rolle. Das führt dazu, dass deutsche Exporte im internationalen Vergleich weniger wert sind.

Protektionismus sei das neue »Normal«, sagt Van het Hof. 2019 seien mit 1.291 neuen Maßnahmen weltweit zwar etwas weniger neue Handelsbarrieren implementiert worden als im Vorjahr. Das sind fast vier Mal so viele als noch vor zehn Jahren: 2009 waren es gerade einmal 331 Maßnahmen. Zudem hätten sich die USA auf ein Zoll-Niveau aus den 1970er zurückkatapultiert mit durchschnittlichen Zöllen von rund 8%. Zum Vergleich: Ende 2017 waren es noch durchschnittlich 3%.

Trotz dem langsamsten Wachstum des Welthandels seit zehn Jahren schlägt sich die Transportbranche noch relativ gut. Zu den Risiken zählt Euler Hermes das sehr volatile Umfeld, den schwächelnden Welthandel inklusive Handelskonflikten und Verschiebungen von Warenströmen sowie zahlreiche neue ökologische Anforderungen bei den Emissionen.

2018 lagen die Exportgewinne in der Transportbranche noch bei 66 Mrd. $ – mehr als vier Mal so hoch wie 2019 mit lediglich rund 15 Mrd. $. Für 2020 erwarten die Volkswirte mit rund 20 Mrd. $ Zuwachs eine leichte Entspannung.

Schifffahrt bleibt unter Druck

»Die Margen der Reeder sind gering, die Verschuldung vielerorts hoch«, sagt Van het Hof. Deshalb müssten die Unternehmen versuchen, die höheren Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. »Das wird allerdings kein Selbstläufer, denn außer weniger Emissionen ist für die Kunden kein erkennbarer Mehrwert vorhanden.« Maßnahmen wie »slow steaming« könnten zu verstärkten Umladungen und mehr Feederdienste von und zu den großen Umschlagplätzen führen – mit erheblichen Risiken für die Lieferkette durch Verspätungen sowie Zusatzkosten.