Erhöhte Bunkerzuschläge und Ratenanhebungen treiben das Frachtenniveau in der Linienschifffahrt zum Jahresende hoch. Die Bulk-Reeder können mit der Marktentwicklung diese Woche ebenfalls zufrieden sein.
Die Linienreedereien haben diese Woche erneut deutliche [ds_preview]Frachtenerhöhungen am Markt durchsetzen können. So kletterte der Shanghai Index SCFI für Spotverschiffungen ex Fernost heute erneut um rund 4% auf über 850 $/TEU. Der World Container Index (WCI) der Beratungsfirma Drewry, der auch das Transatlantikgeschäft und Backhaul-Verkehre nach Fernost mitberücksichtigt, machte einen Sprung um 5% auf 1.442 $/FEU. Das Frachtenniveau nähert sich somit allmählich dem Vorjahresstand. Die Differenz beträgt laut WCI noch -12% – im September waren es noch gut -20%.
Die jüngsten Steigerungen resultieren aus erhöhten Bunker- bzw. »Umwelt«-Zuschlägen für die Umstellung des Schiffsbetriebs auf schwefelarme Treibstoffe (IMO 2020) und generellen Ratenanhebungen per 01. Dezember. Temporäre Kapazitätsreduzierungen mittels Streichung von Abfahrten auf den Hauptrouten ex Fernost erleichtern den Carriern die Durchsetzung von Ratenanhebungen. Allerdings liegen die Spotfrachten den Indices zufolge noch deutlich unter den Vorstellungen der Carrier.
Für die Relation Fernost-Europa liegen die offiziellen Tarifraten der Carrier für Dezember bei rund 1.200 $/TEU und 2.200 $/FEU. Die tatsächlichen Marktraten bewegen sich den Spotmarkt-Indices zufolge bei 800 $/TEU und rund 1.600 $/FEU (Shanghai-Rotterdam). Spediteure berichten sogar von 700 $/TEU und 1.300 $/FEU.
Chancen für weitere Ratenanhebung
Allerdings stehen die Chancen für die Linien nicht schlecht, die Raten in den kommenden Wochen peu à peu weiter anzuheben. Marktinsider gehen davon aus, dass die Verschiffungsvolumina aus China heraus noch diesen Monat anziehen werden. Das hätte vor allem saisonale Gründe: Wegen des frühen chinesischen Neujahrsfests Ende Januar müssten die Exporteure jetzt noch mal einen Zahn zulegen, um alle Bestellungen abzuarbeiten und die Lagerbestände abzubauen, heißt es.
Die Research-Abteilung der Döhle Group beurteilt die jüngsten Daten der Beratungsfirma CTS zum weltweiten Containerverkehr als positiv. So habe sich der globale Verkehr im Zeitraum August bis Oktober nur um -2,0% gegenüber dem Vorquartal abgeschwächt, schreiben die Experten in ihrem Maritime Overview-Report. In den Vorjahren habe der saisonale Rückgang um diese Zeit bei durchschnittlich -2,49% gelegen. Der Umschlagindex der Institute RWI und ISL weise für Oktober sogar einen Mengenzuwachs von 2,0% aus.
Baltic Dry Index zieht um über 100 Punkte an
Die Bulk-Reeder können mit der Marktentwicklung diese Woche ebenfalls zufrieden sein. Der Baltic Dry Index zog bis gestern (Donnerstag) um 108 Punkte gegenüber der Vorwoche auf 1575 Zähler an.
Die treibende Kraft dafür war eine erhöhte Charternachfrage für Capesize- und Panamax-Bulker. Die Capes profitierten besonders von einer Zunahme der Eisenerzladungen auf der Strecke von Westaustralien nach China und konnten ihre Durchschnittsrate im Zeitcharter-Trip-Geschäft auf Wochensicht um 6,4% auf gut 24.200 $/Tag verbessern. Zur Wochenmitte konnten die Großbulker sogar die 25.000-Dollar-Marke knacken, danach verlor der Markt etwas an Schwung.
Die Panamaxe verzeichneten einen Sprung um 14% auf knapp 11.700 $/Tag. Die Nachfrage zog sowohll im Atlantik an – für Trips ex Ostküste Südamerika und US Golf – als auch im Pazifik, wobei hier ein Schwerpunkt auf Kohleverschiffungen ex Australien lag.
Für die kleineren Bulker mit eigenem Geschirr war die Tendenz leicht positiv. Die Durchschnittsrate der Supramaxe zog um 3,3% auf knapp 9.500 $/Tag an, wobei vor allem der US Golf und die Ostküste Nordamerikas durch Verbesserungen hervorstachen. Die Handysize-Bulker (38.000 tdw) verzeichneten ein leichtes Plus von 1,0% auf 9.116 $/Tag.
VLCC runter, Suezmax rauf
Am Rohöltankermarkt war die Richtung diese Woche grob betrachtet seitwärts, die Trends waren in allen Größenklassen aber unterschiedlich. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC fielen um rund 16% auf 64.100 $/Tag ab, für die Suezmaxe ging es dafür um 19% auf 54.200 $/Tag aufwärts – dank einer deutlichen Ratenbefestigung im Atlantik (Westafrika, US Golf). Die Aframaxe konnten sich mit durchschnittlich 42.700 $/Tag etwa auf dem Niveau der Vorwoche behaupten.
Den Beschluss der OPEC-Staaten und ihrer Partner, die Produktionseinschnitte um 500.000 auf 1,7 Mio. Barrel pro Tag auszuweiten, nahmen die Player am Tankermarkt recht gelassen auf. Zum einen habe die OPEC die offiziellen Kürzungen zuletzt schon deutlich übererfüllt, so dass sich die Anhebung nicht so stark bemerkbar machen werde. Zum anderen seien die Importeure in Asien dann gezwungen, mehr Öl bei Atlantikanrainern wie den USA, Westafrika und Norwegen zu beschaffen statt in Mittelost. Dies würde die Tonnenmeilennachrage in die Höhe treiben und die Frachtraten stützen, erklärte Fearnleys. (mph)