VHT, Vorstand
VHT-Vorstand (v.l.): Florian Krampitz (AGCS), Robert Mahn (Drewes & Runge), Arne Linke (Ergo), Hans-Christoph Enge (Lampe & Schwartze), Tim de Bruyne-Ludwig (VHT-Geschäftsführer). © Hollmann
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Erhebungen des Vereins Hanseatischer Transportversicherer (VHT) lassen einen Anstieg bei der Zahl versicherter Schiffe unter deutscher Führung erkennen.

Nach jahrelangen Einbußen bauen die deutschen Seekaskoversicherer [ds_preview]die Zahl der Deckungen unter ihrer Führung wieder aus. Laut der aktuellen Statistik des Vereins Hanseatischer Transportversicherer (VHT) ist der Bestand der in der Schadensbearbeitung betreuten Objekte 2019 deutlich um 11% auf 2.252 angestiegen.

Darin enthalten sind klassische See- und Flusskaskodeckungen, Baurisiken, Verdienstausfall und andere Spezialdeckungen. Der VHT übernimmt zentral die Schadensbearbeitung für die Policen unter deutscher Führung. Die Anzahl der betreuten Objekte ist damit ungefähr zurück auf dem Stand des Jahres 2015. »Es war ein ganz gutes, sehr arbeitsreiches Jahr«, konstatierte Arne Linke, VHT-Vorsitzender und Leiter für Schiffsversicherungen bei der Ergo.

Der prozentuale Zuwachs des VHT-Bestands sei sehr erfreulich, liege aber wahrscheinlich noch unterhalb der durchschnittlichen Geschäftszuwächse der deutschen Schiffsversicherer. In vielen Fällen sei das »Folgegeschäft«, bei dem die deutschen Versicherer nur kleinere Anteile an den Deckungen ohne Verantwortung für die Schadensbearbeitung übernehmen, noch stärker angewachsen.

Generell profitiere der deutsche Markt von der weltweiten Konsolidierung in der Seekaskoversicherung – vor allem vom Rückzug zahlreicher Versicherer bei Lloyd’s of London aus dem Geschäft. »Weil die erhofften Returns nicht eingetreten sind, wird der Hahn jetzt zugedreht«, schilderte VHT-Vorstandsmitglied Hans-Christoph Enge die vorherrschende Tendenz auf internationaler Ebene.

Der deutsche Seekaskomarkt verhalte sich »antizyklisch« und gewinne deshalb auch mehr Kunden aus dem Ausland hinzu. »Die Tendenz, internationales Geschäft unter deutscher Führung zu zeichnen, wird sich noch verstärken«, prophezeite Enge heute auf dem Neujahrsempfang des Vereins in der Bremer Handelskammer.

Vor allem sei zu beobachten, dass deutsche Reedereien, die bislang im Ausland versichert waren, ihre Flotten zurück zu deutschen Führungsversicherern brächten, erklärte Florian Krampitz, Schadensexperte der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) und ebenfalls Mitglied im VHT-Vorstand. Die höheren Prämien, die im deutschen Markt verlangt werden, schreckten die Kunden nicht mehr ab. »Es gibt zunehmend Verständnis dafür, dass dieses Geschäft für alle Seiten auskömmlich sein muss«, so Krampitz.

Ob die deutschen Seeversicherer 2019 unterm Strich einen Überschuss erwirtschaften konnten, ist noch nicht klar. Schadensquoten für das Transportsegment – und speziell für die Schiffsversicherung – liegen seitens des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) noch nicht vor. Für die Transport- und Luftfahrtversicherung lag die kombinierte Schaden-Kosten-Quote bezogen nur auf das inländische Direktgeschäft laut GDV im Jahr 2019 bei 96%.

Die VHT-Statistik lässt die Seekaskoversicherer auf deutlich geringere Schäden als im Vorjahr hoffen. Zwar erhöhte sich die Anzahl der Schäden leicht auf 499 Fälle, doch die Gesamtkosten dafür liegen – Stand heute – um 11% unter dem Vorjahresniveau bei knapp 53 Mio. €. (mph)