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Im Rahmen der Modernisierung der deutschen Forschungsflotte hat die Bundesregierung heute für einen Paukenschlag gesorgt. Es geht um eine abgebrochene Ausschreibung und den Entscheid, zwei Schiffe durch einen Neubau zu ersetzen.

Das Bundesministerium[ds_preview] für Bildung und Forschung (BMBF) hat heute entschieden, ein neues Schiff für die Meeresforschung, die »Meteor IV« zu beschaffen. Es handelt sich dabei um den Nachfolgebau für die zwei Forschungsschiffe »Poseidon« und »Meteor«, die für die Meeresforschung auf den Weltmeeren im Einsatz waren. Der Teilnahmewettbewerb zur europaweiten Ausschreibung der Werftleistung für den Schiffsneubau soll im Juni 2020 starten.

Gleichzeitig wurde die 2016 begonnene europaweite Ausschreibung zur Neubeschaffung eines Polarforschungsschiffes, der »Polarstern II« aufgehoben. Das Ministerium gibt »rechtliche Gründe« als Ursache für den unerwarteten Schritt an. »Die Ergebnisse des bisherigen Vergabeverfahrens genügen den gegenwärtigen Anforderungen an eine langfristige, leistungsfähige und wirtschaftliche Investition in notwendige Infrastruktur nicht«, heißt es aus dem BMBF. Im Klartext: Es soll ein anderes Schiff werden.

Das BMBF will daher das Alfred-Wegener-Institut (AWI) nach eigenen Angaben in die Lage versetzen, ein »leistungsfähiges, wirtschaftliches und der international beachteten Stellung Deutschlands in der Polar- und Klimaforschung entsprechendes Nachfolgeschiff« zu beschaffen. Weitere Details, etwa zu den Anforderungen an Schiff und Technik oder zum kommenden Vergabeverfahren, werden nicht genannt.

Das AWI teilte die Auffassung des BMBF, dass in Zeiten der ungelösten Klimafragen kann der Forschungsauftrag langfristig nur mit einem modernen Eisbrecher erfüllt werden. Bei dem neuen Vergabeverfahren sollen unter anderem auch die Erfahrungen aus der laufenden MOSAiC-Expedition in die Planung einfließen, teilte das Institut in einer ersten Reaktion mit.

Der Eisbrecher »Polarstern« gilt das Wahrzeichen der deutschen Polarforschung. 1982 in Dienst gestellt hat das Forschungsschiff über 120 Expeditionen in die Arktis und Antarktis hinter sich und dabei 1,7 Mio. sm zurückgelegt. An durchschnittlich 310 Tagen im Jahr ist das Schiff im Einsatz. Das technische Management liegt bei der Reederei Laeisz (Hamburg/Bremerhaven).

»Wir werden in der neuen Planung technische Lösungen in Erwägung ziehen,
die vor zehn Jahren noch kaum denkbar waren.«

Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegner-Instituts, sagte zu der heutigen Entwicklung: »Wir werden alles dafür geben, dass nun ein neues Verfahren aufgesetzt wird und wir in Abstimmung mit dem BMBF so schnell wie möglich einen Nachfolgebau bekommen. Bis dahin müssen wir unser leistungsfähiges Schiff gut pflegen, damit wir durch seinen Einsatz auch in den nächsten Jahren in den Polarregionen Antworten auf die drängenden Fragen zur Zukunft unseres Planeten finden.«

Der nun bekannt gewordene Abbruch des Vergabeverfahrens sei »natürlich eine neue Herausforderung«. Langfristig könne man ohne einen modernen Forschungseisbrecher den Forschungsauftrag nicht zu 100 % erfüllen. Das AWI will die jüngste Entwicklung »auch als Chance« begreifen, denn die Ansprüche an einen modernen Forschungseisbrecher seien in den Jahren des nun abgebrochenen Vergabeverfahrens deutlich gestiegen.

»Wir werden in der neuen Planung technische Lösungen in Erwägung ziehen, die vor zehn Jahren noch kaum denkbar waren. Unser Ziel ist ein leistungsstarker Eisbrecher, der unter den neuen Eisbedingungen einsetzbar ist. Gleichzeit setzen wir auf Innovationen zu einem möglichst nachhaltigen Schiffsbetrieb«, so Boetius weiter.

Derzeit driftet die Polarstern eingefroren im Meereis ein Jahr lang durch die Arktis. Dass der deutsche Eisbrecher heute noch immer zu den leistungsfähigsten Forschungsschiffen der Welt gehört, verdankt sie auch einer Generalüberholung. Von 1999 bis 2001 wurde das Schiff technisch auf den damals neuesten Stand gebracht.