Die Raten der Minibulker geben kontinuierlich nach. Nur auf der Route von den baltischen Staaten in die Nordsee herrschen stabile Verhältnisse.
Nach einem rasanten Anstieg im vierten Quartal rutschen[ds_preview] die Frachten im europäischen Kurzstreckenseeverkehr jetzt von Woche zu Woche ab. Einzig in der Ostsee hält sich der Markt auf einem stabilen Level, wie Indexdaten des Branchendienstes BMTI zeigen. Der European Short Sea Index (EUSSIX) der Firma gab seit Jahresende von knapp 24,0 auf 22,86 Zähler nach. Damit kommt die saisonale Abkühlung des Marktes wie auch 2019 schon relativ früh. In den Vorjahren hatten sich die Frachtraten im Shortsea-Geschäft auch unterstützt durch die Eissaison in der Ostsee teils bis in den April hinein auf hohem Niveau gehalten.
Eine schwächere Tendenz ist seit Wochen vor allem in den Fahrtgebieten im Asowschen Meer, dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer zu beobachten. Die entsprechenden BMTI-Indexraten gaben in den vergangenen vier Wochen um 19% auf 16,39 $/t (Asowsches Meer), um 6% auf 16,08 $/t (Schwarzes Meer) und um 4% auf 25,28 $/t (Mittelmeer) nach.
Negative Konsequenzen durch Coronavirus-Ausbruch in Italien
Der in Istanbul ansässige Frachtinformationsdienst Istfix spricht in seinem jüngsten Marktbericht von einem »miserablen Markt« in der gesamten Region des Schwarzen Meers sowie des östlichen Mittelmeers. Der Istfix-Index, der die Nettotageserträge der Minibulker im Spotgeschäft abbildet, brach seit Jahresanfang von rund 570 auf 466 Punkte ein. Er ist damit zurück auf dem niedrigen Niveau von Sommer 2019. Die Frachtenaufschläge für den Anstieg der Bunkerkosten aufgrund der strengeren IMO-Treibstoffbestimmungen seit Jahresanfang (Marpol 2020) konnten die Charterer inzwischen wieder aufweichen.
Shortsea-Befrachter gehen davon aus, dass der Markt im Mittelmeer noch stärker in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, wenn sich das Coronavirus in Italien ausbreitet. »Für die Minibulker könnte die Situation im wirtschaftsstarken Norditalien kurzfristig negative Konsequenzen mit sich bringen«, warnte ein Makler.
Ostsee-Markt behauptet sich
Obwohl auch in Nordeuropa bestimmte Waren aufgrund der Wetterverhältnisse weniger nachgefragt werden – z. B. Straßensalz und Kohle – behauptet sich der Markt in der Ostsee nach wie vor auf sehr hohem Niveau. Laut BMTI zog die Durchschnittsrate für Ladungspartien von 3.000 t ex Baltikum (Klaipeda, Tallin, Riga, Liepaja) zu den ARA-Häfen gegen Trend auf Monatssicht um 2% auf 25,67 €/t zu.
Auch das Kurzstreckengeschäft für Deepsea-Handysize-Bulker (28.000-38.000 tdw) am Kontinent und in der Ostsee lässt eine deutliche Ratenerholung von den Tiefständen im Januar und Februar erkennen. Maklern zufolge hat sich das Niveau für Trips Richtung östlichem Mittelmeer in den vergangenen zwei Wochen von 7.000 auf deutlich über 8.000 $/Tag verbessert. Zu Wochenanfang nahm der Charterer Imperial die 2010 gebaute »St Gregory« (32.688 tdw) für eine Reise von der Ostsee (inkl. St. Petersburg) ins Mittelmeer Anfang März zu 8.600 $/Tag unter Vertrag. »Am gesamten Kontinent mehren sich die positiven Anzeichen«, kommentierte ein Hamburger Dry-Bulk-Makler. (mph)