Die Schifffahrtsorganisation BIMCO rechnet mit einem verlustreichen Jahr für die Schifffahrt, Moody’s sieht sogar eine steigende Gefahr von Insolvenzen.
Die Rating-Agentur Moody’s sagt einen Rückgang des EBITDA bei Schifffahrtsunternehmen um 25-30% voraus. Das wäre eine ähnliche Größenordnung wie zuletzt 2016 nach der Pleite der koreanischen Linienreederei Hanjin Shipping. Sogar weitere Insolvenzen seien nicht ausgeschlossen.
Die Coronavirus-Krise werde bezogen auf die Nachfrage zwar geringere Auswirkungen haben als die Finanzkrise von 2008, in deren Folge die Nachfrage ein Jahr später um -9,5% eingebrochen war. BIMCO-Chefanaly[ds_preview]st Peter Sand stützt seine Prognose darauf, dass sich die Situation in China entspannt und die mit dem Ausbruch der Corona-Epidemie weitestgehend lahmgelegte Produktion wieder anläuft. Inzwischen würden etwa 60-75% der Kapazitäten wieder genutzt.
Mittelfristig werden also die chinesischen Exporte und damit das Frachtvolumen Ex-Asien wieder anziehen. Dann dürfte auch die derzeit stillgelegte Flotte wieder schrumpfen, da es weniger mehr Abfahrten geben werde. Fraglich sei allerdings, ob die steigenden Gütermengen einen Abnehmer finden, »wenn in Europa und Nordamerika Stillstand herrscht«, sagt Sand.
Mit einem Boom nach dem Ende der Krise erwartet BIMCO nicht. Eher werde man eine allmähliche Erholung auf ein normales Ladungsvolumen erleben. Die Folge: Über das gesamte Jahr 2020 sei mit massiven Störungen in der weltweiten Logistik zu rechnen.
»Ratenniveau wird verlustreich«
Derzeit bewegten sich die Spot-Frachtraten in den Fronthaul-Verkehren aus Asien auf einem relative hohen, allerdings aufgrund der verringerten Kapazität künstlich getriebenen Niveau. Für den restlichen Verlauf des Jahres rechnet Sand aber eher mit durchschnittlichen Erlösen unter dem Niveau der letzten Jahre, was für die Reeder »verlustreich« werden könnte. Der gesunkene Öl-Preis und die verringerte Zahl an abgelieferten Neubauten könnten diese Entwicklung nicht wirklich abmildern.