Ronald Paul, Allard Castelein, Vivienne de Leeuw (Foto: Port of Rotterdam)
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Nach einem relativ erfolgreichen Jahr 2019 und 338,3 Mio. € Investitionen will Europas größter Hafen Rotterdam »weiter an der Zukunft arbeiten«. Dafür stehen große Finanzmittel zur Verfügung.

»Der Hafen- und Industriekomplex in Rotterdam ist stark aufgestellt. Die Wachstumsmärkte wie Container und Vertrieb entwickeln sich positiv und neue Märkte wie LNG und Biokraftstoffe wachsen. Auch in finanzieller Hinsicht sieht es gut aus. Gleichzeitig beobachten wir Entwicklungen in der Welt, auf nationaler Ebene und innerhalb des Hafens, die uns nicht selbstverständlich davon ausgehen lassen, langfristig erfolgreich zu bleiben«, sagte jetzt Hafenchef Allard Castelein bei der offiziellen Vorlage des Jahresberichts. Die Umschlagzahlen waren bereits vor einigen Wochen veröffentlicht worden.

Die Verantwortlichen wollen aktiv auf diese Entwicklungen eingehen »mitgestalten«, heißt es, auch mit Partnern und Kunden. Man wolle Prozesse vorantreiben, externe Expertise einbeziehen und Koalitionen bilden.

Im Jahr 2019 waren 338,3 Mio. € investiert worden, um den Hafen unter anderem zugänglicher, sicherer, effizienter und nachhaltiger zu machen. Hintergrund der Initiativen sind unter anderem unsichere Rahmenbedingungen. »Wir müssen uns mit rückläufigen Märkten in der fossilen Industrie und neuen chancenreichen Verdienstmodellen befassen. Geopolitische Entwicklungen spielen eine wichtige Rolle. Im Jahr 2019 zum Beispiel haben wir Spannungen zwischen den großen Handelsregionen beobachtet. Auch über die Einführung von Handelszöllen nach dem Brexit besteht weiterhin Unsicherheit. Aufgrund dieser Entwicklungen sind die Aussichten für weiteres Welthandelswachstums ungewiss«, erläuterte der Hafenchef.

Entsprechend will man für den Industriekomplex an der Entwicklung des Kundenportfolios und der Initiierung neuer Aktivitäten arbeiten. Dazu zählen unter anderem die Einrichtung eines effizienten Energie- und Rohstoffsystems, damit die bestehenden Aktivitäten auch in Zukunft weitergeführt werden können und gleichzeitig neue Wirtschaftstätigkeiten gegründet werden.

Das Investitionsportfolio für die nächsten fünf Jahre wird auf rund 1,5 Mrd. € beziffert. Ein Teil davon soll innovativen Projekten für die Energiewende und die Digitalisierung der Logistikkette gewidmet werden. Ein Beispiel ist der Schutz von Kaimauern gegen Korrosion, die Container Exchange Route und der Bau der Theemswegtrasse, bei der ein Teil der Hafenbahnstrecke umgeleitet wird. Im rahmen der digitalen Transformation arbeitet man an einem digitalen Zwillings des Hafens unter Verwendung einer IdD-Plattform. Für Umweltschutzzwecke spiele ein Cluster-Ansatz, die Entwicklung der Infrastruktur und die Kombination von Elektrifizierung und Wasserstoff eine große Rolle. Auch über die Nutzung der Restwärme aus dem Hafen- und Industriegebiet soll weiter debattiert werden. Gemeinsam mit sechzehn Unternehmen und Organisationen wird in Rotterdam im Projekt H-vision an der Wasserstoffwirtschaft gearbeitet – ein Thema, bei dem auch Hamburg vorangehen will.

»Die Zusammenarbeit ist beim Wandel im Rotterdamer Hafen- und Industriekomplex von entscheidender Bedeutung. Investitionsbereitschaft ist vorhanden und Institute wie die Erasmus-Universität, die TU Delft, SmartPort und der RDM-Campus garantieren einen hohen Wissensstand«, heißt es seitens der Hafenbehörde.