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Die Soldaten der "Atalanta"-Mission kontrollieren nach wie vor die Gewässer vor Somalia – anders als die NATO (Foto: Atalanta)
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Flottillenadmiral Ignacio Villanueva Serrano ist zum neuen Kommandeur (Force Commander) der EU-Marineoperation Atalanta benannt worden.

Der spanische Konterraldmiral Serrano wird am 17. März das Kommando vom [ds_preview]portugiesischen Commodore José Vizinha Mirones übernehmen. Dies wurde in der Sitzung des Politischen und Sicherheitspolitischen Komitees (PSK) der EU vom 12. März 2020 entschieden.

Flottillenadmiral Serrano war 2014 – 2016 Kommandeur Marineflieger. Neben anderen Führungsfunktionen in der spanischen Marine (u.a. Kommandant des Landungsschiffes L-42 »Pizarro«) diente der Absolvent des US Naval War College auch im NATO-Hauptquartier SHAPE (Mons, Belgien) und war im Kosovo als Verbindungsoffizier eingesetzt.

Mit der NAVFOR-Operation Atalanta will die EU zur Abschreckung, Verhütung und Bekämpfung von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen vor der somalischen Küste beitragen. Die Operation ist Teil des umfassenden Ansatzes der EU für ein friedliches, stabiles und demokratisches Somalia. Die Operation schützt auch Schiffe des Welternährungsprogramms (World Food Programme, WFP) und andere gefährdete Schiffe (seit 2009 wurden 485 Schiffe des WFP begleitet), überwacht die Fischereitätigkeiten vor der Küste Somalias und unterstützt andere EU-Missionen und -Programme in der Region. Der umfassende Ansatz der EU in Bezug auf Somalia umfasst diplomatische Bemühungen, Entwicklungshilfe, humanitäre Hilfe sowie Engagement im Bereich der Rechtsstaatlichkeit und der Strafverfolgung.

Im Einzelnen umfasst das europäische Engagement drei Missionen: EU NAVFOR-Operation Atalanta, (seit 2012) EUCAP Somalia (Capacity Building, auch Operation Nestor) zur Stärkung der zivilen maritimen Strafverfolgungskapazitäten Somalias und EUTM Somalia (European Union Training Mission in Somalia, seit April 2010) zur strategisch angelegten politischen und militärischen Beratung der somalischen Behörden beim Aufbau und der Entwicklung der somalischen Nationalarmee (SNA). Seit 29. März 2019 befindet sich das Hauptquartier der Operation, die vor mehr als elf Jahren ins Leben gerufen wurde, im spanischen Marinestützpunkt Rota. Das Hauptquartier zog als Folge des Brexit erforderlich von Northwood, Großbritannien, nach Rota (ESuT berichtete).

In der Operation wird mit befreundeten Anrainerstaaten kooperiert, z.B. mit Oman. Mittels COCOA (Kooperationskonzept für Atalanta), einem eigens entwickelten Mechanismus, sollen Synergien mit regionalen Staaten und militärischen Akteuren in der Region hergestellt und genutzt werden.

Zwei Schiffe und zwei Aufklärungsflugzeuge

Am 16. Februar löste die spanische Fregatte »Numancia« ihr Schwesterschiff »Victoria« als Flaggschiff der Operation Atalanta ab. Die 1988 in Dienst gestellte Einheit (Santa Maria Klasse, ein Derivat der amerikanischen Oliver Hazard Perry Klasse) wird von der italienischen Fregatte »Carlo Bergamini« (Typschiff der italienischen FREMM-Klasse (Mehrzweck-Fregatte, italienisch: fregata europea multi-missione) begleitet werden. Zur 34. Rotation gehören ein spanisches und eine deutsches MPA (Aufklärungsflugzeug) sowie ein spanisches Bordeinsatzteam.

Der deutsche Seefernaufklärer des Typs P-3C »Orion« starte am 10. März in Richtung Dschibuti. Bis Mitte Juni wird das deutsche Kontingent mit rund 70 Soldaten des Marinefliegergeschwaders 3 »Graf Zeppelin« vor Ort bleiben.

Die Seefernaufklärer sind das fliegende Auge der Operation. Insbesondere die P3-C »Orion« ist mit moderner Sensorik in der Lage, Schiffe im Einsatzgebiet (das etwa die eineinhalbfache Größe Europas hat) aufzufassen und somit ein aktuelles Lagebild an die Kriegsschiffe im Seegebiet weiterzugeben. Mit dem elektrooptischen Kamerasystem können gestochen scharfe Bilder und Videos auch über weitere Entfernungen gemacht werden, was bei der Aufklärung von Piratencamps eine wichtige Rolle spielt.

Dier Artikel erschien zuerst in der HANSA-Schwesterpublikation Europäische Sicherheit & Technik.