Der Transpazifik-Verkehr in der Containerschifffahrt erlebt derzeit bereits die zweite Welle an Corona-Verwerfungen. Eine Besserung ist für die Häfen der USA nicht so schnell zu erwarten, meinen Experten.
Erst waren es[ds_preview] die wegbrechenden chinesischen Exporte, weil die Industrie in der Corona-Krise relativ früh weitestgehend stillgelegt wurden. Jetzt sind es die Import-Märkte, die deutlich weniger Nachfrage hervorbringen. Das Ergebnis: Relativ starke Rückgänge im Verkehr zwischen der Volksrepublik und den Vereinigten Staaten – ein Trade, der in der jüngeren Vergangenheit durch die Handelsstreitigkeiten der Regierungen in Washington und Peking ohnehin schon durch große Unruhe gekennzeichnet war.
Im März waren die Umschlageinbrüche an der US-Westküste bereits schmerzlich sichtbar geworden, Los Angeles im Süden und die Northwest Seaport Alliance von Seattle und Tacoma im Norden meldeten ein Minus – der Hub Long Beach konnte sein Geschäft nur dank der Exporte vergleichsweise stabil halten.
Nun zeigt sich, dass das erste Quartal des Jahres insgesamt wenig erfreulich lief. Laut der Schifffahrtsorganisation Bimco betrifft dies vor allem die Importe der USA. »Da das Coronavirus weiterhin seine Zähne zeigt und das weltweite Wirtschaftswachstum belastet, ist das Seecontainervolumen nicht ausgenommen und muss im Jahresvergleich einen Rückgang hinnehmen. Die beladenen Containerimporte an der US-Westküste (USWC) zeichnen dieses Bild mit 2,2 Mio TEU, die im ersten Quartal importiert wurden, was einem Rückgang von 14% im Vergleich zum Vorjahr und einem Verlust von 0,36 Mio. TEU entspricht«, heißt es in einer aktuellen Analyse. Auch auf der Exportseite seien keine guten Nachrichten in Sicht, da die Ausfuhren von beladenen Containern um 2% auf 1,2 Mio. TEU zurückgingen.
Handelsspannungen und das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum hatten bereits im Jahr 2019 zu einem Rückgang der US-Westküsten-Importe von beladenen Containern um 5% geführt. Die Importe im ersten Quartal 2020 seien nun die niedrigsten seit 2015, »was die massiven Herausforderungen verdeutlicht, vor denen die Containerschifffahrt steht«, so die Bimco-Experten.
Der Rückgang wird als Folge der Lieferunterbrechung in China im Februar bezeichnet, als die Produktionstätigkeit und die Hinterlandlogistik aufgrund des Coronavirus zum Erliegen kamen. Jetzt, da China wieder auf den Beinen ist, dürfte die Unterbrechung der Lieferketten allmählich nachlassen. Doch die Nachfrageseite sei nun ins Stocken geraten, da viele der großen Verbraucherländer unter gesellschaftlichem Stillstand stehen.
Auf eine schnelle Besserung dürfen die Carrier und Häfen nach Ansicht der Beobachter nicht hoffen: »Die Auswirkungen dieser Situation werden sich in den kommenden Monaten auf die Container-Importe der USA auswirken«, heißt es. Dabei seien die Häfen noch stärker betroffen als die großen Linienreedereien.
Sie könnten »bis zu einem gewissen Grad« die Gefährdung durch niedriges Containervolumen und niedrige Frachtraten mittels »blank sailings« mildern – was auch diverse Carrier bereits ausgiebig tun. »Für Häfen gibt es keine solche schnelle Lösung. Stattdessen werden sie gezwungen sein, die Kosten zu senken, wo immer dies möglich ist«, so der Bimco-Bericht weiter. Als ein Beispiel wird der Hafen von Virginia angeführt, der bereits ein Terminal vorübergehend geschlossen und die Öffnungszeiten für LKW-Gates reduziert hat.