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Im äußersten Nordosten Deutschlands sorgt man sich um die maritime Tourismuswirtschaft. Die Politik fordert Lösungen für die »Königslinie«.

Die Corona-Krise war in diesem Fall nicht der Hauptgrund, vielmehr der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.[ds_preview]: Anfang April gab schwedische Reederei Stena Line die Einstellung der sogenannten »Königslinie« zwischen Sassnitz und Trelleborg bekannt. Schon länger bestünden wirtschaftliche Probleme auf der Fährroute, hieß es.

Damit wollen sich die politischen und wirtschaftlichen Vertreter auf der deutschen Seite aber nicht abfinden. Nach Politikern des Landtags Mecklenburg-Vorpommerns fordern nun ebenfalls lokale Politiker sowie Vertreter aus der Tourismusbranche nach Lösungen für eine Wiedereröffnung dieser Traditionslinie zu suchen.

stena königslinie Mukran Port ©MukranPort

Seitdem die Reederei Scandlines 2012 ihre Anteile an der Königslinie verkauft hat, ist die Stena Line alleinverantwortlich für den Betrieb der geschichtsträchtigen Fährverbindung, welche 2019 mit einem großen Festakt ihr 110-jähriges Bestehen feierte. Zur Wahrheit in der Debatte gehört: Mit der Übernahme durch Stena Line gingen die Zahlen im Passagierbereich aber auch im Frachtbereich über die Jahre deutlich nach unten. In den letzten Jahren wurden durchschnittlich 300.000 Passagiere, vornehmlich schwedische Touristen, befördert.

Ron Gerlach, Geschäftsführer der Stena Deutschland, hatte den Stopp der Linie begründet: »Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Passagierzahlen auf der Route auf absehbare Zeit nicht erholen werden.« Im übrigen sei ein kostendeckender Betrieb nicht möglich. Auf der Route Sassnitz-Trelleborg wurden seinen Angaben zufolge in den vergangenen Jahren lediglich nur noch knapp 300.000 Touristen pro Jahr befördert. Das Frachtvolumen sei dauerhaft zu niedrig gewesen.

»Unabhängige Studien weisen jedoch auf eine stetig wachsende Anzahl an Passagierzahlen auf dieser Linie hin«, heißt es jetzt in einem gemeinsamen Appell aus dem Nordosten. Auch in den Zielregionen Rügen und Vorpommern sei viel dafür getan worden, dass die Attraktivität der Standorte für Touristen steigt.

»In den letzten Jahren haben wir den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren, also sowohl den Tourismuszentralen und der lokalen Wirtschaft als auch den ansässigen Reedereien, intensiviert, um gemeinsam nachhaltige Konzepte zu entwickeln, von denen alle Beteiligten profitieren«, sagte Thomas Langlotz, Vorsitzender des Vereins Destination Rügen – Cruise & Ferry Network. Der Individualverkehr von Touristen macht seinen Angaben zufolge 25 % der Anläufe im Ostseeraum aus, wobei Rügen mit zu den beliebtesten Zielen in der Region gehöre. Er sieht entsprechend Nachbesserungsbedarf auf Seiten der Schifffahrt: »Mit der richtigen Vermarktungsstrategie und in beide Richtungen gut abgestimmten Fahrplänen, sehen wir langfristig ein Potential von 500.000 Passagieren für die Königslinie. Das muss aber von allen Beteiligten gewollt und die entsprechenden Anstrengungen unternommen werden.«

»Es ist unverständlich, die Königslinie einzustellen, deren Geschichte auch eng mit der Geschichte der Stadt verbunden ist. Alle Akteure tun ihr Bestes, um die optimalsten Bedingungen zu schaffen.«

Frank Kracht, Bürgermeister der Stadt Sassnitz

Auch sei der Nachhaltigkeits- und Mobilitätsgedanke in den Überlegungen involviert. Frank Kracht, Bürgermeister der Stadt Sassnitz, sagte: »Nach großen Anstrengungen und Verhandlungen mit den Verkehrsbetrieben haben wir erreicht, dass die Fahrpläne des ÖPNV auf die Fährankünfte abgestimmt werden und so eine umweltfreundliche, nachhaltige sowie vor allem problemlose Weiterreise auf der Insel möglich ist. Die Zahlen aus dem vergangenen Jahr belegen, dass die Auslastung zufriedenstellend war. Daher ist es für mich unverständlich, die Königslinie einzustellen, deren Geschichte auch eng mit der Geschichte der Stadt verbunden ist. Alle Akteure tun ihr Bestes, um die optimalsten Bedingungen zu schaffen.«

Nicht nur Sassnitz und Rügen sind von der Einstellung betroffen, sondern nicht zuletzt auch die Stadt Stralsund. Hier führt man ebenfalls einige Maßnahmen ins Feld, die zur Unterstützung der Schifffahrt getätigt worden seien: »Der abgeschlossene Ausbau der B96, als schnelle Verbindung von der Insel auf das Festland, bietet ideale Bedingungen für Weiterreisen oder Ausflüge nach Vorpommern, Stralsund und darüber hinaus. Zudem sind wir stetig damit befasst unsere Angebote auf die Zielgruppen abzustimmen und auszuweiten sowie gemeinsame Angebote mit unseren Partnern zu erarbeiten, um so den Touristen das bestmögliche Erlebnis zu bieten«, sagte André Kretzschmar, Betriebsleiter der Tourismuszentrale Stralsund.