Die niedersächsische Landesregierung hat der Papenburger Meyer Werft als wichtigem Wirtschaftsfaktor für eine ganze Region ihre Unterstützung in der Corona-Krise zugesichert – allerdings ohne Details zu nennen.
Die jahrelang als wirtschaftlicher Erfolgsgarant geltende Meyer Werft befürchtet im Zuge der Corona-Krise massive Probleme – von Kurzarbeit, Auftragsstornierungen und Arbeitsplatzabbau war bereits die Rede. Die Schiffbaugruppe dürfte darunter leiden, dass viele Kreuzfahrtreedereien derzeit massive Verluste einfahren und die Nachfrage nach neuen Schiffen entsprechend sinkt.
Weil an der Wirtschaftskraft der Werft zahlreiche Arbeitsplätze und Zulieferer im gesamten Nordwesten hängen, hat sich nun die Politik eingeschaltet. So traf sich Wirtschaftsminister Bernd Althusmann mit Vertretern der Geschäftsführung der Meyer Werft, des Betriebsrats, der IG Metall, des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik sowie der Landkreise Leer und Emsland in Hannover. Der CDU-Politiker aus der rot-schwarzen Koalition von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte eigens zu einem Runden Tisch in die Landeshauptstadt eingeladen. Das Treffen sollte allerdings wohl auch keine einmalige Zusammenkunft sein.
»Die Lage im Kreuzfahrtmarkt ist dramatisch. Die Meyer Werft befindet sich in einer sehr bedrohlichen Situation, wobei heute noch niemand die genauen Auswirkungen abschätzen kann. Das hat die Geschäftsführung heute noch einmal sehr eindrücklich dargestellt. Es geht jetzt darum, gemeinsam daran mitzuwirken, der Meyer Werft in Papenburg eine tragfähige Zukunftsperspektive zu geben«, sagte Althusmann nach dem Treffen. Alle Beteiligten des Runden Tischs hätten deutlich gemacht, dass sie die langfristige Sicherung des Standorts Papenburg unterstützen werden. »Das begrüße ich sehr. Der Werftstandort in Papenburg ist für die Region Emsland/ Ostfriesland und das gesamte Land Niedersachsen von herausragender Bedeutung. Auch wir werden die Meyer Werft auf ihrem Weg aus der Krise weiterhin intensiv begleiten und unterstützen«, so der Minister weiter.
Weitere Angaben machte Althusmann nicht. Unklar ist derzeit noch, ob die Unterstützung auch finanzielle Maßnahmen beinhalten wird. Die Beteiligten haben sich auf eine Fortsetzung der Gespräche in naher Zukunft verständigt, hieß es offiziell im Nachgang.
Bei den Gesprächspartnern fand der Minister durchaus Anklang. Werft-Geschftsführer Tim Meyer sagte: »Die Auswirkungen der COVID Krise erschüttert die Schiffbauindustrie weltweit extrem schwer. In unserem Markt liegen fast alle Kreuzfahrtschiffe in den Häfen auf. Die Reedereien kämpfen mit kompletten Umsatzausfällen und gleichzeitig hohen Kosten. Diese Krise wird harte Einschnitte von uns verlangen, um zum einen die aktuelle Situation zu überstehen und darüber hinaus langfristig eine Perspektive in dem hart umkämpften Markt zu sichern.«
Daniel Friedrich, Bezirksleiter IG Metall Küste, betonte, die Gewerkschaft sehe mittelfristig auch für den Kreuzfahrtmarkt eine gute Perspektive. Gemeinsam mit Betriebsrat und IG Metall müsse die Meyer Werft Lösungen finden, wie die Aufträge gestreckt und die Arbeitsplätze gehalten werden. »Wir erwarten ein Zukunftskonzept, das den Beschäftigten in allen Unternehmen der Gruppe und allen Standorten eine Perspektive bietet.«
Nico Bloem, Betriebsratsvorsitzender der Meyer Werft forderte: »Statt um Entlassungen muss es deshalb um Kurzarbeit mit Qualifizierungen und den Abbau von Fremdkapazitäten (Leih- und Werkverträge) gehen. So lässt sich eine Brücke in die Zukunft bauen, die die Arbeits- und Ausbildungsplätze auf der Meyer Werft sichert.«