Schifffahrt, Hafen und Logistik in Hamburg leiden nach wie vor stark durch die Corona-Pandemie. Trotz kleineren Hoffnungsschimmern will die Branche noch nicht von einer Trendwende sprechen, wie das heute veröffentlichte Logistik-Barometer zeigt.
[ds_preview]Die Lage der Hamburger Logistikbranche sei aufgrund der Coronakrise teilweise dramatisch, heißt es darin. Das eingebrochene Beförderungsvolumen schwäche die Ertragslage und Investitionspläne der Unternehmen erheblich. Rund 80 % der Logistikunternehmen rechnen demnach für das Gesamtjahr 2020 mit einem Umsatzrückgang. Jedes zehnte Unternehmen befürchtet sogar einen coronabedingten Einbruch um mehr als 50 %.
»Der Hamburger Hafen und mit ihm die Seehafenspediteure leiden unter einem starken Einbruch des Umschlags«, sagte Willem van der Schalk, Vizepräses der Handelskammer Hamburg und Vorsitzer des Vereins Hamburger Spediteure. »Rund 39 % der Befragten sehen erst im Jahr 2021 eine Normalisierung des eigenen Geschäfts.« Die Produktionseinschränkungen in vielen Industriebetrieben und der eingebrochene Im- und Export über den größten deutschen Universalhafen gingen nicht spurlos an der Branche vorüber.
»Wir sind noch nicht über den Berg«
Gleichzeitig ist von einem »Lichtblick« die Rede. So gehen 28,9 % der befragten Unternehmen von einer Verbesserung ihrer Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten aus. Trotz steigender Gütermengen im Juni 2020 ist es für Christian Koopmann, Vorsitzender des Verbands Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) allerdings noch zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen. »Die Logistikbranche wurde durch die Pandemie recht hart getroffen, wenngleich die konkreten Auswirkungen je nach Verkehrsträger und zum Teil nach Handelsgebiet unterschiedlich ausfallen«, so Koopmann. »Gerade im Massengut oder im Containerbereich haben wir zuletzt wieder steigende Mengen gesehen. Dies bedeutet aber nicht, dass wir bereits über den Berg sind. Vielmehr liegen wir weiterhin deutlich unter den Vorjahresmengen.«
Belastung für Schwergut-Sektor
Ursächlich hierfür seien der fehlende private Konsum und das zurückhaltende Investitionsverhalten der Industrie. Letzteres belaste insbesondere den Schwergut- und Projektladungssektor. »Jede Investition, die jetzt nicht getätigt wird, ist der fehlende Transportauftrag in sechs bis neun Monaten. Wir müssen uns daher darauf einstellen, dass wir mit den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie auch noch im Jahr 2021 zu tun haben werden.« Zumindest im Containerbereich sei zu erwarten, dass die Gütermengen des Jahres 2019 bis zum Jahr 2022 wieder erreicht werden.