Die Tui-Gruppe zeigt sich angesichts der Wiederaufnahme der Reiseaktivitäten zufrieden. Dennoch sind weitere Hilfen nötig: Vom Bund gibt es einen neuen, milliardenschweren Kredit.
[ds_preview]Der Konzern, zu dem auch eine Flotte an Kreuzfahrtschiffen gehört, hatte bereits im April einen Überbrückungskredit in Höhe von 1,8 Mrd. € von der staatlichen KfW-Bank erhalten. Das seinerzeit komplett eingebrochene Kreuzfahrtgeschäft spielte dabei genauso eine Rolle wie das Flug- und Land-Geschäft.
Tui betonte jetzt, dass die Reiseaktivitäten in allen europäischen Märkten »erfolgreich wieder aufgenommen« wurden. Seit der Wiederaufnahme der Reiseaktivitäten sind konzernweit 1,7 Millionen Neubuchungen eingegangen. Auch die Buchungen für den Sommer 2021 seien sehr vielversprechend. Aktuell liegen diese um 145 % über den Buchungen des letzten Jahres für diesen Sommer. Operativ soll der Betrieb im 4. Quartal die laufenden Cash-Kosten decken und damit der Cash-Break-even erreicht werden.
Bilanz
Das bereinigte EBIT für das abgelaufene Quartal auf Basis konstanter Wechselkurse lag bei -1,1 Mrd. € (Vorjahr 102,3 Mio. €). In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2020 lag das bereinigte EBIT bei -2,0 MRd. € (Vorjahr -199,3 Mio. €). Trotz der wieder aufgenommenen Reiseaktivitäten verzichtet der Konzern angesichts der unsicheren Aussichten, nicht zuletzt rund um die Corona-Pandemie, eine neue Prognose für das Geschäftsjahr 2020 abzugeben.
In der Kreuzfahrt mussten alle Reisen bis Ende September gestrichen werden. Ausgenommen sind lediglich die »Blauen Reisen« und die Reise der »Mein Schiff 5« ab 27. September.
Tui-Chef Fritz Joussen sagte: »Unser integriertes Geschäftsmodell mit Flugzeugen, Transfers, Hotels und Kreuzfahrtschiffen ist intakt und hat sich in diesem schwierigen Umfeld bewährt.« Zudem habe man massive Kostensenkungen umgesetzt.
Dennoch war offenbar weitere Finanzhilfe nötig. So haben Tui und die KfW vereinbart, die bestehende KfW-Kreditlinie um 1,05 Mrd. € zu erweitern. Die Inanspruchnahme steht unter dem Vorbehalt, dass die Tui eine Wandelanleihe in Höhe von 150 Mio. € an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) begibt und die Inhaber einer im Oktober 2021 fälligen Anleihe auf eine Begrenzung der Verschuldung der Tui verzichten. Beide Bedingungen sowie weitere formelle Voraussetzungen müssen bis zum 30. September 2020 erfüllt sein.
»Mit dem zusätzlichen Staatskredit sichern wir die Liquidität für den Fall erneuter langfristiger Reisebeschränkungen und Beeinträchtigungen durch COVID-19. Die Sicherung der Finanzmittel erlaubt uns, den Fokus auf das operative Geschäft zu legen und gleichzeitig die Neuausrichtung des Konzerns voranzutreiben«, sagte Joussen jetzt.
Das Stabilisierungspaket über 1,2 Mrd € stärke die Position des Konzerns, »indem es ausreichend Liquidität in einem volatilen Marktumfeld zur Verfügung stellt«.
Wichtig für die finanzielle Stabilität war auch, dass Tui die Reederei Hapag-Lloyd Cruises in das mit der Royal Caribbean Group gemeinsam betriebene Joint Venture Tui Cruises eingebracht hat. Dadurch flossen dem Konzern zusätzliche 690 Mio. € zu.