Knappe Tonnage in allen Segmenten – wer hätte das beim Ausbruch der Coronakrise gedacht? Doch der Trend hält auch nach der »Golden Week« an.
Der Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) [ds_preview]spricht angesichts des weiter geringen Angebots am Chartermarkt sogar von »rosigen Aussichten« quer durch alle Segmente. Wenigstens auf kurze Sicht, darin sind sich die Experten einig, spielt das Marktgeschehen den Schiffseignern in die Karten.
Der New ConTex hat sich innerhalb von knapp vier Monaten von seinem Absturz auf zwischenzeitlich 308 Punkte (Ende Juni) auf jetzt 489 Punkte erholt. Damit liegt er nicht nur gut 10% über dem Niveau des Vormonats, sondern auch knapp 10% über dem Wert aus dem Vorjahr (445 Punkte). Der Howe Robinson Container Index (HRCI) legte in der vergangenen Woche um weitere 32 auf jetzt 850 Punkte (+6,1%) zu. Damit liegt er jetzt sogar über dem Höchststand aus 2018.
Die Linien chartern weiter Schiffe aller Größen ein, um ihren Bedarf zu decken. Bei zunehmend längeren Laufzeiten bleibt das Ratenniveau vor allem für größere Einheiten auf einem mehr als auskömmlichen Niveau, das teilweise Mehr-Jahres-Bestwerte übertrifft.
So verlängerte MSC, bereits in der Vorwoche sehr aktiv, nicht nur das NSB-Schiff »MSC Flaminia« (6.700 TEU) für bis zu 9 Monate, sondern nahm auch den Postpanamax »Anton Schulte« (Baujahr 2009, 7.241 TEU) für ordentliche 25.500 $/Tag für ein ganzes Jahr unter Vertrag. Zur Erinnerung: Mitte Mai gab’s für dieses Schiff lediglich 15.000 $/Tag bei ZIM, damals allerdings im Mittelmeer. Die »Hyundai Mercury« (Baujahr 2009, 8.600 TEU) bekommt mit 30.000 $/Tag ähnlich viel wie in der vergangenen Woche die »Charleston« bei RCL für 12 Monate, das aber für bis zu 32 Monate.
Ähnlich begehrt bleiben die klassischen Panamax-Schiffe. Die »Hawk Hunter« (Baujahr 2009, 4.255 TEU) bekommt bei Maersk 16.000 $/Tag bis mindestens August 2021 im Atlantik. ZIM sicherte sich die »Zarnata Express« (2007, 4.250 TEU) in Asien für einen ähnlichen Zeitraum sogar für 17.500 $/Tag. Das Ost-West-Gefälle besteht also weiter.
Im Segment zwischen 2.000–3.000 TEU bewegen sich die Abschlüsse auf einem leicht verbesserten Niveau. Das MPC-Schiff »AS Cardonia« (Baujahr 2003, 2.824 TEU) kommt im Mittelmeer für 18 Monate bei ZIM auf 11.500 $/Tag, während die »Sendang Mas« (Baujahr 2005, 2.702 TEU) bei TS Lines in Asien zwar 1.250 $/Tag mehr verdient, aber nur maximal 8 Monate lang.
Vom Aufwärtsschwung profitierten in der vergangenen Woche vor allem die 1.700-TEU-Einheiten, die im New ConTex zweistellig zulegen konnten. Die »Putnam« (Baujahr 2008, 1.708 TEU) ging für 3-5 Monate und 9.500 $/Tag in Fernost an TS Lines. Für vergleichbare Einheiten werden derzeit sogar niedrige bis mittlere 10.000 $ für Laufzeiten bis nach Chinesisch-Neujahr aufgerufen, berichten Makler. Im Mittelmeer hinkt das Ratenniveau bei hohen 6.000 $ bis niedrigen 7.000 $ für Standard-Wenchong-Typen meist noch hinterher.
Und auf der Frachtseite? Die Linien machen offenbar weiter vieles richtig und können wie Hapag-Lloyd den Quartalsgewinn sogar deutlich steigern – als ob es kein Corona gäbe. Die wichtigen Indizes steigen zwar nicht mehr so steil an, halten aber das hohe Niveau der Vorwochen.
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Der SCFI hat seine geringen Verluste aus der Vorwoche sogar wettgemacht und steht mit einem Plus von gut 10 $ bei 1449 $/TEU. Der WCI von Drewry (2.586 $, -0,1%) und der FBX von Freightos (2.232 $/FEU, -0,4%) haben nur minimal Feder lassen müssen. (KF)
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