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Schiffsfinanzierungen waren bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie von den Banken kaum noch zu bekommen. Auch hoffnungsvoll gestartete Digital-Anbieter können die Lücke nicht schließen.

Blickt man auf die Schiffsfinanzierungssektor in Deutschland, stehen eigentlich nur noch zwei größere Banken für Finanzierungen zur Verfügung. Da ist[ds_preview] zum einen die bundeseigene KfW IPEX-Bank mit einem relativ stabilen Portfolio. Auch die Hamburg Commercial Bank (HCOB) steht zu ihrem Engagement in der Schifffahrt, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau als ihre skandalumwitterte Vorgängerin HSH Nordbank.

Andere wichtige Akteure haben sich zurückgezogen oder stehen vor dem Ausstieg aus dem einst so lukrativen Geschäftsfeld. Die Lücke, die sie hinterlassen, konnte und kann nicht geschlossen werden – weder durch kleinere Banken noch durch »alternative« Kreditgeber oder digitale Start-ups.

KfW IPEX

Als Fels in der Brandung erweist sich die KfW IPEX-Bank. Mit 14,8 Mrd. € hält sie ihr Portfolio stabil – bei leicht steigender Tendenz. Sie ist nach dem Rückzug von Commerzbank, NordLB und DVB mittlerweile die mit Abstand größte und mit Blick auf das Neugeschäft auch die aktivste Bank im maritimen Sektor. Zu bedenken ist allerdings, dass die bundeseigene Förderbank für die Export- und Projektfinanzierung seit jeher eine Sonderstellung einnimmt, auf das gesamte maritime Cluster ausgerichtet ist und in ihrem Geschäftsmodell daher nicht mit anderen Schiffsbanken verglichen werden kann.

Ungewiss sind noch die Auswirkungen der Coronakrise. Durch milliardenschwere Finanzierungen im Kreuzfahrtsektor (unter anderm Meyer Werft, MV Werften) ist ein sogenanntes »Klumpenrisiko« entstanden. Laut eines Berichts des ARD-Magazins »Panorama« hat die KfW IPEX-Bank 73 Kreuzfahrtschiffe mit insgesamt 8,4 Mrd. € finanziert.

Neben Neubauten steht auch die ökologische Umrüstung der Schifffahrt im Fokus, darunter der verstärkte Einsatz der LNG-Technologie. Der Finanzierungsanteil im Bereich »Green Finance« sei von 31% im Jahr 2010 auf inzwischen 43% gestiegen. Außerdem war die KfW als erste deutsche Bank der Initiative für »Responsible Ship Recycling Standards« beigetreten. Eine Klausel zur umweltgerechten Verschrottung von Schiffen soll Teil der Kreditverträge werden. Zur Initiative gehören global operierende Banken wie ABN Amro, ING, Nordea, DNB, SEB sowie Export Credit Norway.

Kreditportfolio (Mrd. €)

2010 – 13,4

2017 – 13,9

2019 – 14,8

HCOB

Das Halbjahresergebnis blieb zwar hinter dem Vorjahreswert (96 Mio. €) zurück, gilt in der HCOB mit 71 Mio. € (vor Steuern) trotz Corona aber als »bärenstark«. So bleibt es beim Ziel, die vor zwei Jahren privatisierte ehemalige HSH Nordbank als profitablen und kapitalstarken Spezialfinanzierer am deutschen Bankenmarkt zu platzieren. Ein wichtiges und auch ertragreiches Geschäftsfeld ist die Schiffsfinanzierung und soll es auch bleiben.

Nachdem sich die Bank im Zuge des Verkaufs an ein Konsortium von Finanzinvestoren um Cerberus und J.C. Flowers ihrer Altlasten entledigt hatte, hält sie jetzt ein relativ stabiles Portfolio an Schiffskrediten. 4,9 Mrd. € stehen derzeit in den Büchern. Die Bedeutung dieses Segments in der Bank dürfte künftig sogar noch zunehmen. Die Transformation zu einer regionalen Privatbank sieht zwar einen deutlichen Abbau der Kosten, der Arbeitsplätze von derzeit 1.250 auf nur noch 720 Mitarbeiter und der Bilanzsumme von heute 42 Mrd. € auf rund 30 Mrd. € bis 2022 vor. Gleichzeitig soll aber der Anteil des Shipping-Portfolios am gesamten Kreditvolumen der Bank von derzeit 11% auf 15% wachsen. Im Fokus stehen neben Neubauten auch sogenannte »Vintage Ships«. Dabei geht es um die Refinanzierung von älteren Schiffen während der Restlebenszeit bis zur Verschrottung.

Kreditportfolio (Mrd. €)

2010 – 32,5

2016 – 17,0

1. HJ ’20 – 4,9

OVB

Während viele Schiffsbanken auf dem Rückzug sind, baut die Ostfriesische Volksbank (OVB) ihr Portfolio aus – um beachtliche 17% auf 360 Mio. €, noch einmal stärker als im Jahr zuvor (+15%). Die Volksbank in Leer wird zu einem wichtigen Pfeiler der Schiffsfinanzierung in Deutschland. Nimmt man das Konsortialgeschäft vorwiegend mit der DZ Bank hinzu, sind es knapp 720 Mio. € (+27%). Am mittelfristigen Ziel, insgesamt 0,5 Mrd. € in die eigenen Bücher zu nehmen und ebenso viel über Partner zu finanzieren, wird nach Angaben der Bank festgehalten.

Mit einem Anteil von etwa 60% sei ein Großteil des Geschäfts im vergangenen Jahr mit der Refinanzierung von Schiffen gemacht worden, die nach dem Verkauf von Portfolios der ehemaligen HSH Nordbank oder der NordLB an Finanzinvestoren (Cerberus) zum Verkauf standen. Vorwiegend handelt es sich dabei um Secondhand-Tonnage, dazu kamen einige wenige Neubauten. Im Schiffskreditportfolio sind traditionell MPP- und General Cargo-Schiffe stark vertreten, dazu Container-Feederschiffe und vereinzelt Tanker und andere Typen. Insgesamt seien es derzeit rund 280 Einheiten.

Kreditportfolio (Mio. €)

2016 – 238

2017 – 255

2019 – 360

Commerzbank

Früher als bei jeder anderen Bank hatte der Vorstand der Commerzbank im Jahr 2012 den Ausstieg aus der Schifffahrt bis 2020 verkündet. Damit hieß es: runter von einst 23 Mrd. € auf »Null«. Über zunächst 11 Mrd. € (2014) und 4,8 Mrd. € (2018) wurden die bestehenden Forderungen gegenüber den Reedern bis Mitte 2019 radikal auf Null reduziert. Die letzten 38 Schiffe im Wert von 0,4 Mrd. € gingen an den US-Investor Davidson Kempner Capital Management. Das Abbausegment Asset & Capital Recovery (ACR), in dem auch »faule« Kredite aus den Bereichen Commercial Real Estate und Public Finance gebündelt worden waren, war bereits ein Jahr zuvor aufgelöst worden.

Kreditportfolio (Mrd. €)

2010 – 22,4

2017 – 2,6

2020 – 0,0

NordLB

Nach dem vor zwei Jahren beschlossenen endgültigen Aus der Schiffsfinanzierung lag das Kreditvolumen in diesem Segment zu Ende Juni noch bei 3,5 Mrd € (415 Schiffe). Der Abbau werde konsequent fortgesetzt, heißt es. Seit 2011 wurden bereits Kredite in Höhe von 15 Mrd. € für 1.400 Schiffe aus den Büchern genommen. Innerhalb eines Jahres war das finanzierte Portfolio von 10,8 Mrd. € auf 4,6 Mrd. € mehr als halbiert worden. »Faule« Darlehen (NPL) sollen von heute 1,7 Mrd. € bis Jahresende auf unter 1 Mrd. € verringert und bis 2021 komplett abgebaut werden. Die verbleibenden Kredite sollen auf 0,6 Mrd. € zurückgeführt werden.

Sowohl die NordLB selbst als auch der US-Finanzinvestor Cerberus, der ein Portfolio im Wert von 2,6 Mrd. € übernommen hatte, machen erheblichen Druck bei der Verwertung ihrer Schiffskredite. Die Neuausrichtung geht einher mit einer strikten Verkleinerung der Bank einher. Die Bilanzsumme soll bis 2024 auf 95 Mrd. € sinken. Parallel soll auch die Belegschaft von aktuell etwa 5.000 Mitarbeitern bis Ende 2023 auf 2.800 Mitarbeiter reduziert werden.

Kreditportfolio (Mrd. €)

2010 – 20,0

2018 – 10,8

1. HJ ’20 – 3,5

Deutsche Bank

Als »Deutsche Shipping« war die schiffsfinanzierende Sparte der Deutschen Bank über viele Jahre eine feste Größe im Markt. Dieser Bankenbereich ist seit mehreren Jahren bereits Geschichte. Über das Portfolio wird nicht mehr separat berichtet. Im Frühjahr 2019 waren letztmalig konkrete Zahlen genannt worden. Demnach lagen noch Kredite im Wert von gut 2 Mrd. € im Portfolio. Ein Komplettausstieg scheint nach wie vor nicht geplant.

Kreditportfolio (Mrd. €)

2010 – 5,2

2017 – 3,7

2019 – 2,0*

*geschätzt

DVB / DZ Bank

Das Kreditvolumen ist im ersten Halbjahr 2020 von 7,4 auf 5,7 Mrd. € gesunken. Schiffskredite machen noch 4,6 Mrd. € aus. Weitere 0,7 Mrd. € liegen bei der DZ Bank selbst. Dazu kommen bei der DVB noch 0,8 Mrd. € (0,9 Mrd. €) an Offshore-Finanzierungen. Der Anteil der NPL-Kredite liegt bei 630 Mio. €. Nach dem gescheiterten und inzwischen verworfenen Komplettverkauf soll das maritime Portfolio möglichst »wertschonend« abgebaut werden. Der Kreditrisiko-Kapitalbedarf wurde zuletzt mit 326 Mio. € (Ende 2019: 132 Mio. €) angegeben.

Kreditportfolio (Mrd. €)

2010 – 10,3

2016 – 11,9

1. HJ ’20 – 4,6

DEKA

Die Deka-Gruppe hat ihr Schiffsportfolio in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 um 200 Mio. € reduziert. In den Büchern stehen derzeit noch 1,3 Mrd. € an Krediten, nachdem das Volumen im Jahr zuvor dank einem signifikanten Neugeschäft von 700 Mio. € auf 1,4 Mrd. € wieder ausgebaut worden war. Dazu kommen noch 0,1 Mrd. € im sogenannten Legacy-Portfolio mit Verträgen, die vor der Änderung der Kreditrisikostrategie im Jahr 2010 abgeschlossen wurden.

Kreditportfolio (Mrd. €)

2008 – 3,5

2017 – 0,7

1. HJ ’20 – 1,3
Krischan Förster