Hamburg treibt seine Pläne zum Aufbau eines Wasserstoff-Hubs voran. Heute wurde mit vier Industrie-Partnern eine Absichtserklärung für den Standort des ehemaligen Kohlekraftwerks Moorburg bekannt gemacht.
[ds_preview]Die Unternehmen Shell, Mitsubishi Heavy Industries (MHI), Vattenfall sowie die kommunale Firma Wärme Hamburg planen, wie sie künftig gemeinsam Wasserstoff aus Wind- und Solarkraft am Kraftwerksstandort Hamburg-Moorburg erzeugen und im Umfeld nutzen können. Neben der Errichtung eines Elektrolyseurs mit einer noch skalierbaren 100 MW Leistung ist auch die künftige Entwicklung des Standorts zu einem sogenannten »Green Energy Hub« vorgesehen.
Es soll dabei auch untersucht werden, inwieweit die bestehende Infrastruktur des Standorts Moorburg künftig zur Energieerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien genutzt werden kann. Dabei sollen weiterführende Konzepte wie die notwendigen Logistikketten und Speichermöglichkeiten für Wasserstoff mitgedacht werden. »Vorbehaltlich einer finalen Investitionsentscheidung kann die Erzeugung grünen Wasserstoffs nach jetzigem Planungsstand nach erfolgter Baufeldfreimachung am Standort voraussichtlich im Laufe des Jahres 2025 erfolgen«, heißt es in einem Statement. Damit würde der Elektrolyseur zu den größten Anlagen in Europa gehören.
EU soll finanziell fördern
Die Partner beabsichtigen, Fördermittel im Rahmen des EU-Programms »Important Projects of Common European Interest« (IPCEI) zu beantragen – noch im ersten Quartal. Der Energiestandort verfüge über »ideale Voraussetzungen« für die weitere Nutzung. Er ist sowohl an das nationale 380.000 Volt Übertragungsnetz als auch an das 110.000 Volt-Netz der Stadt Hamburg angebunden. Darüber hinaus können Überseeschiffe den Standort direkt anlaufen und die Kai- und Hafenanlage als Importterminal nutzen. Die städtische Gasnetzgesellschaft will zudem binnen zehn Jahren ein Wasserstoffnetz im Hafen ausbauen und arbeitet bereits an der nötigen Verteil-Infrastruktur.
»Diese Vereinbarung ist ein wichtiger Schritt für die Energiewendestadt Hamburg. Das sind ehrgeizige Pläne, die wir jetzt mit Leben füllen müssen. Hier liegt ein großer Hebel zur Erreichung unserer Klimaziele. Das Gasleitungsnetz im Hafen und rund um Moorburg wird ab sofort ausgebaut für Wasserstoff, um Industrie und große Betriebe zu beliefern. Der Startschuss in die Wasserstoffzukunft ist gefallen, Hamburg will und wird hier vorn dabei sein. Der Hamburger Senat unterstützt dies und die öffentlichen Unternehmen der Stadt spielen hierbei eine maßgebliche Rolle.«
Jens Kerstan, Aufsichtsratsvorsitzender der Wärme Hamburg GmbH sowie der Gasnetz Hamburg GmbH und Senator der Freien und Hansestadt Hamburg für Energie und Umwelt
»Im Umkreis des Standorts sind zahlreiche potenzielle Abnehmer für grünen Wasserstoff angesiedelt, so dass die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette – von der Erzeugung über die Speicherung und den Transport hin zur konkreten Anwendung in den unterschiedlichen Sektoren – vor Ort abgebildet werden kann«, meinen die Beteiligten. Mit diesen Voraussetzungen sei der Standort Moorburg in Hamburg und Norddeutschland optimal und könne sich zu einem potentiellen Startpunkt für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft entwickeln.
Moorburg war viele Jahre Standort eines Gaskraftwerks der Hamburgischen Electricitäts-Werke, 2015 nahm Vattenfall hier ein Kohlekraftwerk in Betrieb. Dessen kommerzieller Betrieb wurde beendet, nachdem das Kraftwerk im Dezember 2020 einen Zuschlag in der Auktion zum bundesweiten Steinkohleausstieg erhielt. Eine Entscheidung des Übertragungsnetzbetreibers über die Systemrelevanz der Anlage wird für März erwartet. Die Stadt Hamburg und Vattenfall streben an, die [Teil]-Flächen des Standorts zeitnah für das Projekt zur Erzeugung grünen Wasserstoffs und eines Green Energy Hubs freizuräumen und weiterzuentwickeln.
Senat unterstützt
Die vier Unternehmen können bei ihrem Vorhaben zur Bildung eines Konsortiums den Angaben zufolge auch auf die Unterstützung des Hamburger Senats zählen. Die Koalitionspartner hatten sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, die Machbarkeit von Sektorenkopplung und den Aufbau einer Wasserstofferzeugung am Standort zu prüfen und zu fördern.
Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft und Innovation sagte: »Ich habe immer an das Projekt am Standort Moorburg geglaubt. In Hamburg gibt es keine bessere Lage für einen skalierbaren Elektrolyseur dieser Größenordnung. Über den 380 kV Anschluss und die Verbindung zu Brunsbüttel haben wir direkten Zugriff auf die Versorgung mit grünem Strom aus der Windkraft – und damit die Möglichkeit, tatsächlich grünen Wasserstoff in relevanten Mengen zu produzieren.«