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Das von der Briese-Gruppe bereederte deutsche Forschungsschiff »Maria S. Merian« steht kurz vor seiner nächsten Mission. Es geht in die Ostsee.

[ds_preview]In einer Woche startet das seit 2006 offiziell in Dienst befindliche Schiff das Projekt »Deep Baltic«. Bis zum 23. März wird ein Team von Physikern und Geologen aus Warnemünde, Kiel und Szczecin auf der nördlichen Ostsee unterwegs sein, um die Thematik der winterlichen Tiefenwasserbelüftung zu untersuchen. Die Bereederung erfolgt wie üblich über die Leeraner Briese-Gruppe. Sie kümmert sich um die »Maria S. Merian« genauso wie um die weiteren Forschungsschiffe »Alkor«, »Littornia«, »Elisabeth Mann Borgese«, »Meteor«, »Senckenberg« und »Sonne«.

Neben der Erfassung der aktuellen hydrodynamischen Bedingungen an und unter dem Eis des Bottnischen Meerbusens stehen sedimentologische und geophysikalische Studien auf dem Programm, mit denen für die Tiefenwasserbewegung charakteristische Sedimenterosionen und -ablagerungen untersucht werden sollen.

Briese kümmert sich um Corona-Maßnahmen

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Foto: IOW / T. Neumann

Vor fast 100 Fahrten und 15 Jahren war die »Maria S. Merian« zu ihrer wissenschaftlichen Jungfernfahrt ebenfalls in die nördliche Ostsee aufgebrochen, um ihre Eisverstärkung unter Beweis zu stellen. Die so genannte Bottenwiek ist noch in jedem Winter größtenteils eisbedeckt. Für die »Maria S. Merian« kein Problem, heißt es seitens des Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), für das die »Maria S. Merian« unterwegs ist. Sie ist ein Eisrandforschungsschiff und kann in der Ostsee bis zu 50 cm dickes Eis brechen.

Die 99. Fahrt steht allerdings wie alle derzeitigen Forschungsfahrten unter dem Einfluss der Corona-Pandemie. Das IOW betont, nur durch das »lückenlose Hygienekonzept« der Reederei Briese sei die Mission überhaupt möglich. Die Fahrt beginnt und endet in Emden. Zuvor werden alle Mitfahrenden auf Covid-19 getestet und erst nach viertägiger Isolation und einer erneuten Testung mit negativem Ergebnis an Bord gehen.

Ostsee ist nicht gleich Ostsee

Ziel ist, anhand geeigneter Sedimentarchive die Geschichte der Tiefenwasser-Zirkulation in der nördlichen Ostsee im Verlauf der holozänen Klimavariationen zu rekonstruieren. »Man kennt es aus Süßwasser-Seen: Kühlt das Wasser im Winter ab, wird es schwerer und sinkt ab. Am Boden verdrängt es das im Laufe des Sommers an Sauerstoff verarmte Tiefenwasser. In der eigentlichen Ostsee, zwischen der dänischen Insel Fünen im Westen und dem schwedischen Aland im Nordosten, funktioniert das nicht«, heißt es.

Maria S. Meridan
© AWI

Denn dort liege am Boden Salzwasser, das über die dänischen Belte und Sunde in die Ostsee geströmt ist und sich, weil es schwerer als das brackige Ostseewasser ist, in der Tiefe eingeschichtet habe. »So schwer kann das abkühlende Oberflächenwasser gar nicht werden, dass es dieses Salzwasser verdrängt. Anders sind die Verhältnisse im Bottnischen Meerbusen zwischen Schweden und Finnland«: Hier ist das Ostseewasser so sehr ausgesüßt, dass die winterliche Konvektion sehr tief reicht.

Aus diesem Grund leiden die nördlichen Ostseebecken im Gegensatz zu den zentralen Becken auch nicht unter permanentem Sauerstoffmangel. In den letzten Jahren mehrten sich die Anzeichen, dass diese Ereignisse auch positive Auswirkungen auf die sich südlich anschließenden Teilbecken der Gotlandsee haben. »Eine spannende Entwicklung, denn die „toten Zonen“ am Boden der zentralen Ostsee sind nach wie vor eines der größten Umweltprobleme der Ostsee, nicht nur, weil sie den Lebensraum für höheres Leben immer mehr einschränken, sondern auch weil der Sauerstoffmangel Nährstoffe aus den Sedimenten mobilisiert und so die Überdüngung weiter vorantreibt«, schreibt das Institut.