Brunsbüttel
Brunsbüttel Ports ist mit etwa zwei Dritteln des Umschlags der mit Abstand stärkste Standort der Hafengruppe (© Brunsbüttel Ports)
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Schramm Ports & Logistics startet den Betrieb im Ostsee-Hafen Lubmin und will den Standort ausbauen. Investiert wird auch in Schweden, wo es zuletzt ein Rekordergebnis gegeben hatte. Eine weitere Expansion ist nicht ausgeschlossen, schreibt Krischan Förster

Die Hafengruppe von Brunsbüttel Ports [ds_preview]ist bislang gut durch die Krise gekommen. An den mittlerweile 17 Standorten an Nord- und Ostsee habe es keine gravierenden Auswirkungen gegeben, sagt Geschäftsführer Frank Schnabel. Zwar war ein moderater Rückgang der Umschlagmenge zu verkraften, unter anderem hatte es Einbußen bei Kohle und Rohöl gegeben, dafür gab es einen Zuwachs bei Baustoffen, Holz und Kupfer-Konzentrat für die Hamburger Aurubis. In Summe liegt das Minus gegenüber dem Vorjahr im mittleren einstelligen Prozentbereich. »Für uns zählt ohnehin weniger die reine Menge, wichtiger ist das wirtschaftliche Ergebnis – und damit sind wir sehr zufrieden.«

Der Blick richtet sich längst wieder nach vorn. Mit dem Jahreswechsel hat Brunsbüttel Ports die Aktivitäten im Hafen von Lubmin übernommen, der jüngsten Neuerwerbung. »Das ist für uns ein sehr interessanter Hafen mit großem Potenzial«, sagt Schnabel. Es ist der erste Standort an der deutschen Ostseeküste, der jetzt nicht nur ins Netzwerk integriert, sondern auch entwickelt und ausgebaut werden soll. Er passe als Universalhafen, in dem eine Vielzahl unterschiedlicher Schütt- und Stückgüter wie Holz und Futtermittel umgeschlagen werden, bestens zur strategischen Ausrichtung der Gruppe, so Schnabel.

Mit einer Kailänge von 855 m, sechs Liegeplätzen für Schiffe mit bis zu 120 m Länge, einer Schwerlastpier und insgesamt 25.000 m² an Lagerflächen soll der trimodal angebundene Lubmin Port künftig als Logistik-Hub für die Energiebranche in der Region ausgebaut werden.

Und es wird weiter investiert. 2020 wurde in Brunsbüttel für 8 Mio. € ein neuer Doppellenker-Wippdrehkran angeschafft. Die Hubleistung im Elbehafen steigt dadurch von zuvor 120 t auf 240 t im Tandemhub. In diesem Jahr ist Orr­skär an der Reihe, dort werden ein zusätzlicher Liegeplatz gebaut und die Lagerflächen erweitert.

Vor vier Jahren war Schramm Ports & Logistics erstmals in den Ostseeraum vorgestoßen und hatte in der Region Söderhamn an der Ostküste Schwedens den Betrieb der drei Häfen Orrskär, Stugsund und Langrör sowie Logistik-Dienstleistungen an drei weiteren Industriestandorten in Vallvik, Sandarne und Åla übernommen. »Im vergangenen Jahr hatten wir sogar ein Rekordergebnis«, sagt Schnabel. Mit einer schwerlastfähigen Kaje soll das Angebot an dem bislang vom Holzumschlag dominierten Hafen erweitert werden, um neue Kunden aus der Windkraftbranche anzulocken.

Eine (weitere) Expansion sei in der auf inzwischen 17 Standorte gewachsenen Hafengruppe mit einem Gesamtumschlag von zuletzt rund 18 Mio. t (2019) immer ein Thema, sagt Schnabel. »Aber es muss eben ins Portfolio und zu unserer Strategie passen.« Letztere war und ist auf Universalhäfen ausgerichtet, auf eine Diversifizierung bei den Umschlaggütern, »und nicht auf ein Wachstum um jeden Preis.« Auch der Einstieg ins Containergeschäft sei nie ein Thema gewesen. Regional aber will sich Schnabel nicht beschränken, »wir werden sehen, was die Zukunft bringt.«

Offen bleibt, ob Brunsbüttel den Zuschlag für ein seit Jahren diskutiertes LNG-Terminal bekommt. Schnabel gehört zu den Verfechtern des Projekts, nicht nur wegen des erhofften Geschäfts für die zur Gruppe gehörende Schlepp-Reederei und den Umschlag. »Ein deutsches LNG-Terminal wird gebraucht«, sagt der Hafenchef. Allein der im Brunsbütteler Hinterland gelegene ChemCoast Park, das größte Industriegebiet Schleswig-Holsteins mit rund 4.500 Arbeitsplätzen, sorge für ausreichend Bedarf.

Zwar lassen Antrag und Genehmigung für das 700-Mio.-Projekt weiter auf sich warten, doch die Chancen sind gestiegen, seit das Konkurrenz-Konsortium in Wilhelmshaven die Planungen gestoppt hat. Auf die Unterstützung durch die Landespolitik in Kiel kann Schnabel ohnehin bauen. Bleibt noch Stade als Wettbewerber, »aber wir sind schon weiter.«

Andere Projekte sind durch Corona ins Stocken geraten. In Kooperation mit der HHLA und der Spedition Kruse will Brunsbüttel Ports mit zusätzlichen Binnenschiffsdiensten mehr Güter für den Hamburger Hafen von der Straße auf die Elbe bringen. Es werde weiter darüber gesprochen, doch die geplante Kunden-Akquise könne erst anlaufen, wenn die Pandemie eingedämmt sei. Aufgeschoben sei aber nicht aufgehoben, »und vorerst haben wir ja auch noch genug andere Projekte zu erledigen.«