Nach der Havarie der »Ever Given« und dem verhängten Arrest durch die Suezkanalbehörde wehrt sich der Schiffseigner jetzt auf juristischem Wege. Ein Gericht in Ismailia hat die Anhörung auf 04. Mai festgelegt.

[ds_preview]An eine Weiterfahrt des 20.000-TEU-Schiffs »Ever Given«, das samt Ladung in Ägypten arrestiert wurde, ist noch nicht zu denken. Nach einer Mitteilung des P&I-Versicherers des Frachters, des UK P&I Club, sieht es so aus, als müssten sich Reeder und Ladungseigner noch mindestens einige Wochen gedulden.

Demzufolge hat der Eigner des Großcontainerschiffs, die japanische Schiffseigentums- und Leasinggesellschaft Shoei Kisen Kaisha, gestern mit Unterstützung der Kanzlei HFW bei einem lokalen Gericht Beschwerde gegen die Arrestierung von Schiff und Ladung eingelegt. Zuständig ist das Gericht in Ismailia – einer Stadt am Timsahsee direkt am Suezkanal.

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© Svitzer

Die Anhörung dazu findet allerdings erst übernächste Woche am 04. Mai statt. Die Beschwerde richtet sich allgemein gegen die Schadenersatzforderung der Suezkanalbehörde (SCA) und insbesondere gegen die Einbeziehung der Ladung in den Arrest. Eine Umladung und ein Weitertransport der über 17.000 Container an Bord mit anderen Schiffen ist damit offiziell untersagt. Hunderte Ladungsempfänger in Nordeuropa warten derweil dringend auf Ware, die sie auf der »Ever Given« gebucht haben.

Forderung reduziert

Die SCA hatte zunächst über 900 Mio. $ Schadenersatz für die Bergung des in Evergreen-Charter fahrenden Frachters, der sechs Tage auf Grund lag und den Suezkanal versperrte, gefordert. Unbestätigten Berichten zufolge soll die Forderung inzwischen auf 600 Mio. $ herabgesetzt worden sein, was der Schiffseigner und seine Versicherer nach wie vor für weit überhöht halten. Schätzungen zufolge beläuft sich der Gesamtwert von Schiff und Ladung gerade einmal auf 650 Mio. bis 700 Mio. $.

Bergungsbonus

Die SCA fordert den Schadenersatz ausdrücklich für die Bergung beziehungsweise als »Bergungsbonus«. Sollte es dazu eine Einigung geben, die als Bergelohn eingestuft wird, könnten auch sämtliche Ladungseigner – nicht nur der Reeder – zur Zahlung herangezogen werden. Denn der Schadenersatz könnte dann als Havarie-grosse-Ausgabe (Aufwendungen zur Rettung von Schiff und Ladung aus einer gemeinsamen Gefahr) eingestuft werden.

Der Eigner der »Ever Given« – die zu Shoei Kisen Kaisha gehörende Gesellschaft Luster Maritime/Higaki Sangyo – hat bereits am 01. April Havarie-grosse erklärt und den britischen Dispacheur Richards Hogg Lindley mit der Durchführung beauftragt. Aus Versicherungskreisen ist zu hören, dass sich das Einsammeln der entsprechenden Sicherheiten bei den Ladungsbeteiligten schwierig gestaltet. Möglicherweise zögern viele Verlader und ihre Warenversicherer aus Sorge, dass sie sich an einer überhöhten Schadenersatzforderung beteiligen müssen.    (mph)