Containerschiff, Schiffskäufe, Secondhand, S&P, Containerschifffahrt
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Ohne Kapital aus dem KG-Geschäft haben die deutschen Eigner von Containerschiffen ihre marktbeherrschende Stellung innerhalb eines Jahrzehnts verloren.

Noch vor zehn Jahren führten [ds_preview]gleich fünf deutsche Containerreedereien das Ranking der größten Tramp-Reeder an – NSB, Offen, Norddeutsche Reederei H. Schuldt, Erck Rickmers und Döhle/Hammonia. Heute ist lediglich Claus-Peter Offen noch in den Top 10 zu finden (Platz 9). Döhle steht auf Platz 11, NSB rutschte von Platz 1 (2011, 439.800 TEU) auf Position 22 (144.000 TEU) ab.

Das geht aus einer neuen Aufstellung des Branchendienstes Alphaliner hervor. Seaspan, im Jahr 2011 noch unter ferner liefen geführt, ist inzwischen mit mehr als 1 Mio. TEU uneingeschränkter Branchenprimus, es folgen weitere Reedereien bzw. Investoren vornehmlich aus dem asiatisch-pazifischen Raum wie BoComm, Shoei Kisen, Eastern Pacific, Danaos und Costamare.

Nach dem Zusammenbruch des KG-Marktes in Deutschland mit jährlich bis zu 4 Mrd. € an Neuinvestitionen in Schiffe blieben nach der Lehman-Finanzkrise 2008 nicht nur weitere Neubauten aus. Die deutsche Handelsflotte ist im zurückliegenden Jahrzehnt dramatisch geschrumpft – von einst 3.800 auf zuletzt weniger als 2.000 Schiffe.

NOO

Einige klangvolle Namen sind in den vergangenen Jahren gänzlich verschwunden. H. Schuldt wurde bekanntlich von V.Ships übernommen, die Rickmers Holding und E.R. Schifffahrt von Zeaborn, Hansa Shipping von Hermann Ebel wurde 2016 abgewickelt. Andere Reedereien, auch kleinere, haben durch Schiffsverkäufe deutlich an Substanz verloren oder existieren schon gar nicht mehr. Einige wenige wie die Schulte Group (von 105.000 TEU/2011 auf jetzt 214.000 TEU) haben dagegen zulegen können. Auch MPC gehört mit 77 Schiffen und 178.000 TEU zu den Aufsteigern in den Top 20.

Allein seit Januar 2020 bis April 2021 wurden 127 Containerschiffe von deutschen Reedern ins Ausland verkauft, jeweils etwa zur Hälfte an andere NOO und die Linienreedereien. Jahreswechsel 2020/21 waren laut VDR-Statistik noch 735 Einheiten in deutscher Hand, das entspricht noch 12,5% der weltweiten Tonnage – zu Hochzeiten waren es weit mehr als 30%. Erst in allerjüngster Vergangenheit hatten Briese Schiffahrt (Leer), Asiatic/Atlantic  Lloyd (Hamburg/Singapur) und Vega Reederei (Hamburg) die jahrelange Flaute mit ersten Neubestellungen beendet.

Nach Ansicht der Experten von Alphaliner ist der Ausverkauf noch nicht beendet. Das Abbauszenario bei früher führenden Schiffsbanken wie NordLB oder DVB dürfte sich angesichts gestiegener Secondhand-Preise eher beschleunigen. Chancen sieht Alphaliner für deutsche Reeder aber durchaus in den kleineren und mittleren Segmenten, für die es im Vergleich zur Großtonnage noch einen deutlichen Modernisierungsbedarf gibt.