Auch in der deutschen maritimen Industrie wird über Ammoniak als potenzieller Kraftstoff der Zukunft debattiert. Eine neue Studie soll weitere Einblicke ermöglichen.[ds_preview]
Auch wenn derzeit von Politik und vielen Industriezweigen vor allem Wasserstoff als Kraftstoff der Zukunft gelte, sei längst klar, dass es nicht die eine Lösung geben wird, heißt es jetzt anlässlich der Ankündigung einer neuen Studie durch die Mariko GmbH aus Leer. Die international fahrende Schifffahrt könne mit reinem Wasserstoff an Bord wenig anfangen: zu groß die benötigten Tanks, zu teuer die kryogene Technik. »Ein CO2-freier Kraftstoff ist aber nötig, um die Emissionen zu reduzieren. Hier bietet Ammoniak aufgrund seiner chemischen Struktur gute Möglichkeiten. Was dafür und was dagegenspricht, wird nun in der beauftragten Studie untersucht«, teilte Mariko heute mit.
Der Auftrag wird mit Mitteln des Kompetenzzentrums GreenShipping Niedersachsen finanziert und soll im November dieses Jahres abgeschlossen sein. Auftragnehmer der Studie ist HB Hunte Engineering aus Oldenburg, die gemeinsam mit der RWTH Aachen und der Reederei Liberty Blue aus Leer die Ausarbeitung vornehmen. »Bevor auch Ammoniak zu einem Hype wird, wollen wir die Faktenlage klären und dabei einen Blick auf die komplette Emissionsbilanz von der Herstellung über den Transport bis hin zur Nutzung und Unterbringung an Bord werfen« so Mariko-Projektmanager Sören Berg.
Neben Mariko arbeiten auch andere Akteure aus der internationalen maritimen Branche an Untersuchungen zum Thema Ammoniak. Erst vor wenigen Tagen hatten 23 Schifffahrtsakteure eine großangelegte Studie angekündigt.
Für die deutsche Studie sei das Ziel, eine faktenbasierte Diskussion führen zu können und von Beginn an zu wissen, auf welche Bereiche genau geguckt werden muss, heißt es nun. So ist schon heute bekannt, dass das bei der Verbrennung von Ammoniak entstehende sogenannte Lachgas eine Herausforderung darstellt, die auf motorischer Seite in den Griff zu bekommen ist.
In der Studie werde neben dem Aufzeigen der wesentlichen Brennstoffeigenschaften ein Fokus darauf gelegt, welche infrastrukturellen Rahmenbedingungen heute und zukünftig gelten und welchen CO2-Fußabdruck verschiedene Herstellungspfade für Ammoniak aufweisen. Im Rahmen der Studie soll auch ein »Musterschiffentwurf« für einen an der deutschen Küste gängigen Schiffstypen angefertigt werden, um die Herausforderungen und nötigen wesentlichen Entwicklungsschritte an Schiffen aufzuzeigen. Damit auch die Anforderungen einer Reederei berücksichtigt werden, ist Liberty Blue aus Leer ebenfalls an der Anfertigung der Studie beteiligt und im engen Austausch mit HB Hunte. Auch wird ein Blick auf die Vorschriftenlage geworfen, um wesentliche Stolpersteine im Vorwege zu identifizieren.