Die Nachfrage nach Fähren-Transporten in Kiel nimmt zu. Mit neuen Angeboten im kombinierten Ladungsverkehr über den neuen Megahub in Lehrte bis nach Italien will man das entsprechende Netz im Hinterland verbessern.[ds_preview]

»Zusätzliche Kapazitäten und schnellere Verbindungen«, meldete die Betreibergesellschaft Seehafen Kiel heute. Über den MegaHub Lehrte verkehren seit Anfang September wöchentlich fünf neue Zugpaare im Alpentransit nach Verona in Norditalien. In der Schnellumschlagsanlage Lehrte besteht für die Frachteinheiten zudem Anschluss an die Destinationen Duisburg, München und Ludwigshafen.

Die fünf zusätzlichen Zugpaare haben eine für den Alpentransit über den Brenner zugelassene Länge von 540 m und verfügen über je 20 Waggon für den Transport von 20 Trailern sowie 20 Containern bis 30-Fuß. In Gegenrichtung werden Container und Trailer aus den verschiedenen Relationen sowie dem Wirtschaftsraum Hannover/Braunschweig in Lehrte zugeladen und dann via Kiel mit Ziel Norwegen, Schweden sowie dem Baltikum weiterverschifft. Die Reedereien Stena Line (nach Göteborg), Color Line (nach Oslo) und DFDS (nach Klaipeda) bieten tägliche Abfahrten im Fährverkehr ab Kiel. Hinzu kommen wöchentlich zwei Rundläufe mit SCA Logistics an die schwedische Süd- und Ostküste (nach Malmö und Sundsvall sowie nach Umea bzw. Iggesund).

Anlässlich der ersten Zugabfahrt vom Schwedenkai sagte Hafenchef Dirk Claus: »Die neue Verbindung über Hannover Lehrte gibt uns jetzt die Kapazität, die für eine noch stärkere Verlagerung der Hinterlandverkehre von der Straße auf die Schiene benötigt wird.«

Betrieben werden die Züge von der Kombiverkehr KG aus Frankfurt deren Vertriebsleiter Peter Dannewitz erklärte: »Der MegaHub Lehrte ermöglicht es uns, sowohl die Verbindungen zwischen Italien und dem Ostseeraum zu erweitern als auch zusätzliche nationale Umsteigemöglichkeiten von und nach Kiel anzubieten. Hier besteht mit dem Hafen Kiel großes Potenzial auch für den weiteren Ausbau effizienter Schienenverbindungen.«

Neu ist in Kiel, dass jetzt auch die Züge von und nach Italien – genau wie der bestehende KV-Shuttle von und nach Hamburg – neben dem Schwedenkai zugleich den Ostuferhafen direkt anbinden »und somit ebenfalls unmittelbare Möglichkeiten der Weiterverladung ins Baltikum sowie an die schwedische Süd- und Ostküste bieten«, heißt es.

Der Kieler Hafen registriert nach eigenen Angaben »eine stetig wachsende Anzahl von unbegleiteten Ladungseinheiten, die mit den Fähren verladen werden«. Durch die Anbindung über Lehrte könne der Vor- und Nachlauf jetzt in noch größerem Umfang über die Bahn »und damit nachhaltiger« erfolgen. Im Vergleich zum Transport über die Autobahnen reduziere der Schienengüterverkehr den Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid  im Hafenvor- und Nachlauf um durchschnittlich 57 g je Tonnenkilometer. Auf der Relation Kiel – Verona spare dies circa 1,4 t je Ladungseinheit bei einem Ladegewicht von 20 t.

»Die Verkehrsverlagerung auf die Schiene ist erklärtes Ziel unserer Blue Port-Strategie und unterstützt die Bestrebungen der verladenen Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit im Transport. Durch die neuen Züge können jährlich bis zu 28.000 t Kohlendioxid eingespart werden.« Dirk Claus

Im kombinierten Ladungsverkehr ist Kiel bereits mit dem werktäglichen KV-Shuttle über Hamburg-Billwerder an das nationale wie europäische Netz von Kombiverkehr angebunden. Hinzu kommen drei direkte Abfahrten je Woche und Richtung von und nach Bettembourg in Luxemburg. Auf der Relation von und nach Italien stehen nun insgesamt sechs wöchentliche Verbindungen zur Auswahl, davon fünf über Hannover Lehrte. Jährlich werden im Kieler Hafen mehr als 100.000 unbegleitete Trailer und Container umgeschlagen. Davon wird bereits etwa ein Drittel im Hafenhinterlandverkehr mit der Bahn befördert. Durch die Anbindung über den MegaHub Lehrte werden Kapazitäten für den umweltfreundlichen Transport von 20.000 zusätzlichen Frachteinheiten geschaffen.