Höhenflug der Gaspreise zwingt die Reedereien zum Umsteuern. Viele Dual-Fuel-Schiffe werden wieder auf Schweröl umgestellt.[ds_preview]
Die Preisturbulenzen am Erdgasmarkt fordern auch in der Schifffahrt ihren Tribut. So ist in den vergangenen Wochen die Nachfrage für Flüssigerdgas (LNG) als Schiffstreibstoff aus Kostengründen stark gesunken. Die Reeder bzw. Charterer betanken Schiffe mit Dual-Fuel-Maschinen lieber wieder mit weitaus günstigerem Schweröl.
In den Westhäfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen sei die Aktivität am Spotmarkt für »Marine LNG« quasi zum Erliegen kommen, berichtet der Preisinformationsdienst Marine Bunker Exchange (Mabux). Wichtige Lieferanten wie Titan LNG hätten vorübergehend ihre Quotierungen eingestellt. Die letzte Aktualisierung erfolgte am 6. September bei einem Preis von 953 € pro Tonne bei Anlieferung per Bunkerschiff.
Physische Lieferungen seien inzwischen kaum mehr zu beobachten. Infolgedessen hat Mabux seinen LNG-Bunker-Preisindex für die ARA-Häfen vorübergehend ausgesetzt. Für die Häfen Sines in Portugal und Risavika in Finnland werden zwar noch Preise quotiert, aber auch dort gebe es de facto keine Aktivität mehr, erklärte Mabux-Director Sergey Ivanov gegenüber der HANSA.
»Schiffe, die normalerweise im LNG-Betrieb fahren, sind auf traditionelles Bunkeröl umgestiegen, weil es viel günstiger ist.« Der Experte geht davon aus, dass sich die Versorgungskrise bei Erdgas erst zum Jahresende hin entschärft und die Preise dann so weit nachgeben, dass der LNG-Bunkermarkt wieder in Gang kommt.
Marine LNG war traditionell preiswerter als Schweröl oder Marine-Gasöl, aber im Zuge der weltweiten Gasverknappung hat es sich im Sommer stark verteuert. Der britische Schiffsmakler Affinity quotiert für Rotterdam diese Woche noch einen Äquivalenzpreis für LNG gegenüber Schweröl (HFO) von 1.239 $/t. HFO liegt demnach bei nur 445 $/t, schwefelarmes Schweröl (VLSFO) bei 581 $/t. (mph)