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Schiffe sind in den letzten Jahrzehnten immer sicherer geworden. Die Risiken neuer Technologien zur Dekarbonisierung und Digitalisierung des Sektors dürften dabei nicht außer Acht gelassen werden, warnt die Klassifikationsgesellschaft DNV. Sonst könnten die Vorteile zunichte gemacht werden.[ds_preview]

Laut aktueller Zahlen von DNV ging die Zahl der jährlichen Schiffsunfälle zwischen 2012 und 2021 um 20 % von 1.922 auf 1.537 zurück. Die Verluste infolge von Unfällen sanken um 56 % von 132 im Jahr 2012 auf 58 im Jahr 2020, während die Zahl der Festhaltemaßnahmen bis Ende 2020 um 60 % zurückging – hauptsächlich im Segment der Stückgutfrachter.

Ist die weltweite Flotte im gleichen Zeitraum in Bezug auf die Tragfähigkeit um 46 % und die Anzahl der Schiffe um 16 % gewachsen (von 116.000 auf über 130.000 Schiffe mit 100+ GT). Daraus ergibst sich eine Unfälle im Verhältnis zur Flotte von fast 5 % auf 2 %.

»Maßnahmen wie digitalisierte Systeme, moderne Klassenvorschriften, bessere Schiffe, eine strengere behördliche Aufsicht und vor allem eine verbesserte Sicherheitskultur haben zu diesem erfreulichen Sicherheitstrend beigetragen«, sagt Knut Ørbeck-Nilssen, CEO von DNV Maritime.

»Darf keinen Kompromiss zwischen Sicherheit und Nachhaltigkeit geben«

Schon Anfang dieses Jahres warnte DNV vor einer entstehenden »Sicherheitslücke«, da die Dekarbonisierung und der Digitalisierung neue Gefahren durch alternative Brennstofftechnologien sowie Probleme wie Datensicherheit und zunehmend komplexe digitale Systeme mit sich bringen.

»Es darf keinen Kompromiss zwischen Sicherheit und Nachhaltigkeit geben. Der Weg der Schifffahrt in Richtung Dekarbonisierung erfordert ein Umdenken im Risikomanagement mit einem neuen Fokus auf menschliche und organisatorische Faktoren, um sicherzustellen, dass die Sicherheit bei der Entwicklung neuer Kraftstoffsysteme und digitalisierter Arbeitsweisen im Mittelpunkt steht«, so Ørbeck-Nilssen weiter.

Etwa ein Drittel der 21.746 Unfälle im Zehnjahreszeitraum ereigneten sich auf Schiffen, die älter als 25 Jahre waren, wobei die meisten Unfälle auf ältere Stückgutfrachter und Fahrgastschiffe entfielen. Fast die Hälfte (48 %) aller Unfälle waren auf Schäden an Schiffskörper und Maschinen zurückzuführen – wobei Maschinenprobleme die Hauptursache waren, während Schäden am Schiffskörper nur 5 % ausmachten – und es gab einen überraschenden Anstieg solcher Unfälle bei Schiffen zwischen zehn und 14 Jahren.

Marianne Strand Valderhaug, DNV Maritime Class Director for Technical Support, gibt die Häufigkeit von H&M-Problemen in der Statistik weiterhin Anlass zur Sorge. Sie hebt die neue DNV-Klassennotation Operational Reliability hervor, die darauf abzielt, die hohe Anzahl von Maschinenausfällen zu bekämpfen und das Risiko eines Blackouts zu verringern, indem Funktionsausfälle in den Bereichen Antrieb, Steuerung, elektrische Energie und Manövrierfähigkeit minimiert werden.

»Kein Platz für Selbstzufriedenheit«

»Die größte Herausforderung besteht darin, die Sicherheitslücke zu schließen, die durch Cyber-Bedrohungen, neue Technologien und neue Kraftstoffe entsteht. Die Minderung dieser Risiken wird in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein, um die enormen potenziellen Vorteile digitaler und kohlenstoffarmer Kraftstofftechnologien für Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit mit dem Ziel einer kontinuierlichen Verbesserung zu nutzen«, sagt Ørbeck-Nilssen.

Dies erfordere eine gemeinsame Anstrengung von Klasse, Reedern, Zulieferern, Befrachtern und anderen Interessengruppen, um »ganzheitliche und menschenzentrierte Lösungen« zu entwickeln. »Das Wohlergehen der Seeleute und der Umwelt muss weiterhin im Mittelpunkt eines sicheren und nachhaltigen Schiffsbetriebs stehen, um sicherzustellen, dass die Unfallzahlen weiterhin rückläufig sind. Es gibt keinen Platz für Selbstzufriedenheit«, so Ørbeck-Nilssen.