Jan Hoffmann Head, Trade Logistics Branch bei der Unctad, der UN-Organisation für Handel und Entwicklung (© Unctad)

Prognosen und Analysen sind sein »Geschäft«: Jan Hoffmann, Leiter der Abteilung »Trade Logistics« bei der UNCTAD – der UN-Organisation für Handel und Entwicklung – erwartet, dass die Frachtraten in der Schifffahrt in den nächsten zehn Jahren durchschnittlich höher sein werden als in den zehn Jahren vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie.

In der aktuellen Episode des HANSA PODCASTs zählt Hoffmann sechs Gründe für seine Erwartung auf. Er erläutert Beobachtungen zu Lockdowns und Staus vor und in Häfen, dem Orderbuch für Schiffs-Neubauten, zur starken Verhandlungsposition von Reedereien, der nötigen Dekarbonisierung und Digitalisierung und zu den Folgen des Ukraine-Kriegs.

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»Das wird dazu führen, dass Frachtraten in den nächsten zehn Jahren durchschnittlich höher sein werden als in den zehn Jahren vor der Pandemie«, sagt der aus einer norddeutschen Reederfamilie stammende Experte, der sich seit vielen Jahren mit maritimen Angelegenheiten beschäftigt, unter anderem auch in seiner Zeit bei der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO. Hoffmann spricht zudem über potenzielle Entwicklungen, die theoretisch auch zu einem Absinken der Raten führen könnten – zumindest »irgendwann in vielen Jahren« – und beantwortet die Frage, ob er derzeit in Schiffe oder Schifffahrtsunternehmen investieren würde.

»Der Krieg wird langfristige Folgen haben«

Neben der Containerschifffahrt bietet seiner Ansicht nach auch ein Teil der Bulker-Branche eine positive Perspektive, da infolge des Ukraine-Kriegs beispielsweise alternative Getreide-Routen notwendig werden – mit mehr Tonnenkilometern und entsprechend größerem Bedarf an Tonnage. Einen ähnlichen Effekt könne es im Markt für Energie-Transporte, also in der Tanker-Schifffahrt geben. »Ich denke schon, dass das einen langfristigen Einfluss haben wird«, sagt Hoffmann. Selbst wenn der Krieg bald enden würde – Europa werde nie wieder so abhängig von Russland sein wollen. »Das ist für diejenigen, die Energie und Rohstoffe transportieren, eine positive Entwicklung.« Auch zu positiven Effekten durch die Umstellung auf alternative Energieträger wie Wasserstoff oder Ammoniak äußert er sich.

Mehr Projekt-Investitionen

Die UNCTAD beschäftigt sich traditionell auch mit sogenannten »ausländischen Direktinvestitionen« und dabei nicht zuletzt mit »Greenfield Investments«, also Investitionen in komplexe Industrie-Projekte – seit jeher ein wichtiger Gradmesser für die Mehrzweck- und Heavylift-Schifffahrt. Diese Investitionen waren zuletzt zurückgegangen. Im Podcast erläutert Hoffmann, warum er dennoch ermutigende Signale sieht.


Hören Sie komplette Episode hier – oder auf allen gängigen Podcast-Portalen.

Hoffmann Unctad Podcast

Jan Hoffmann spricht über:

  • Abhängigkeiten, Nearshoring und Re-Globalisierung
  • Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Schifffahrt
  • Folgen der Corona-Pandemie
  • Transportpreise und Raten
  • Effekte von Digitalisierung und Dekarbonisierung in den Weltflotten
  • Nachholbedarf bei großen Industrie-Investitionen
  • neue bzw. künftige Energie-Trades
  • den Schifffahrtsmarkt Afrika
  • chinesische Investments in die maritime Logistik
  • und seine Erfahrungen als Teil einer norddeutschen Reeder-Familie